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0274 - Astrano - Herr der Geister

0274 - Astrano - Herr der Geister

Titel: 0274 - Astrano - Herr der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wahnsinnig, dachte Rogier Pascal.
    Unter ihm war das Netz.
    Er ließ sich fallen, drehte sich im Sturz, krümmte sich zusammen und kam sicher und federnd auf. Mit letzter Kraft zog er sich zum Rand, ließ sich hinüberkippen und kam zum Stehen.
    Er schwankte.
    Wo war Sorrya? Warum sah er sie noch immer nicht?
    »Das ist doch nicht möglich«, murmelte er. »Nicht möglich… Ich verliere den Verstand…«
    Er taumelte zum Manegenausgang. Stimmengewirr erscholl auf den Rängen. Im Vorhang erschien Morano.
    »Rogier, bist du irre?« zischte er. »Zurück aufs Seil, verdammt! Sofort zurück aufs Seil, du verdammter Narr! Du schmeißt deine Vorstellung total!«
    »…den Verstand«, murmelte Rogier. »Ich verliere ihn… Wohin habt ihr sie gebracht?«
    »Wen?« fauchte Morano.
    »Sorrya! Sie ist doch tot!«
    Morano rüttelte ihn. »Du bist ja wirklich verrückt!« zischte er. »Da! Schau hinauf! Und dahin wirst du jetzt gehen und weitermachen, oder ich prügele dich persönlich hinauf!«
    Rogier sah nach oben.
    Dort schwang Sorrya langsam und offensichtlich über seinen Abgang verwirrt immer noch am Trapez hin und her!
    Wie vom Blitz gefällt brach Rogier Pascal zusammen.
    ***
    Professor Zamorra suchte Astrano. Er suchte ihn da, wo er ihm vorhin gratulierte - auf einem Zuschauerplatz direkt neben dem Bühneneingang. Der Professor suchte den Illusionisten dort und wollte ihn zur Rede stellen.
    Es blieb beim Versuch.
    Astrano saß nicht mehr hier.
    Dafür sah Zamorra etwas anderes -etwas, das kein anderer sehçn konnte. Geister unter der Zirkuskuppel!
    Sie stießen Sorrya Pascal in die Tiefe. Sie verfehlte das Netz und blieb im Sand der Manege liegen. Zamorra wußte sofort, daß sie tot war.
    Im gleichen Moment wurde das Bild, das er sah, überlagert.
    Sorrya lag zerschmettert da - und sie lag zugleich nicht da! Schemenhaft schwangte sie oben am Trapez weiter hin und her. Nur Zamorra sah, daß ihre Augen rot leuchteten. Da wußte er, daß die Gestalt am Trapez eines der Gespenster war, das Sorrya nachformte.
    Unwillkürlich stöhnte er auf.
    Und unten in der Manege sah er plötzlich auch Geister! Sie faßten zu und trugen Sorrya Pascal fort! Trugen sie zum Ausgang, an ihm und Morano vorbei! Zamorra wollte den Arm ausstrecken, zufassen, aber es gelang ihm nicht. Er war wie gelähmt. Der Bann der Schwarzen Magie hatte ihn schon wieder im Griff.
    Bin ich denn nur noch ein Spielball der Schwarzen Kräfte? fragte er sich. Ich muß etwas tun!
    Er konnte es nicht.
    Er mußte zusehen, wie die Geister das tote Mädchen davontrugen. Und er wußte, daß niemand sonst sie sah. Auch Rogier nicht, der sich fallen ließ, aus dem Netz kletterte und die Manege verließ.
    Oben schwang das Sorrya-Gespenst immer noch hin und her. Die Zuschauer glaubten erst an einen besonderen Gag, aber dann brach Pascal einfach zusammen.
    Da konnte Zamorra sich wieder bewegen!
    Er sprang vor, griff zu, und gemeinsam mit Morano trug er den Bewußtlosen aus dem Durchgang in einen der kleinen Räume unter den Zuschauerrängen.
    Morano zeigte offen seine Wut. »Das hat es noch nie gegeben, daß ein Artist auf diese Weise seine eigene Nummer zerstört! Und wenn wir morgen nur mit halbem Programm zum halben Eintrittspreis arbeiten - Rogier fliegt! Unmöglich, so etwas.«
    Zamorra ließ ihn stehen und zürnen. Ihn interessierte etwas anderes: das Ende dieser Horror-Nummer!
    Als er den Vorhang wieder erreichte, war Sorrya Pascal schon unten. Kaum merklich glommen ihre roten Gespenster-Augen.
    Dich schnappe ich mir, Gespenst, dachte Zamorra verbissen. Dieser Geist, der hier die Rolle der Toten so perfekt und alle Zuschauer täuschend spielte, sollte ihm nicht durch die Lappen gehen. Hinter dem Vorhang wartete Zamorra. Eine Hand streckte er vor, die andere berührte Merlins Stern, während seine Lippen Zauberworte formulierten, die den Geist an seinen Fleck bannen sollten.
    Sollten!
    Der Geist war schneller!
    Noch im Vorhang erkannte er die Gefahr und löste sich auf! Zamorra faßte ins Leere. Er murmelte eine Verwünschung. Das Gespenst war ihm doch entwischt!
    Und keinem fiel’s auf!
    Zamorra schluckte. Sekundenlang breitete sich Leere in ihm aus. Er machte sich Vorwürfe, weil er den Tod es Mädchens nicht verhindert hatte. Er begriff, daß er hier in ein großangelegtes, makabres Spiel geraten war. Nicoles Entführung, der wahrscheinliche Umtausch des Amuletts - all das war nur geschehen, um ihn abzulenken, um ihn daran zu hindern, rechtzeitig einzugreifen!
    Der

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