0274 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
vorgefallen sein, die sich mit dem allgemeinen Sittenkodex amerikanischer Bürger beim besten Willen nicht vereinen ließen. Danach übernahm ein Bier-Verleger das Haus. Aber der Mann war selber ein Säufer und machte vor etwa einem halben Jahr Pleite.«
»Sieht ja fast so aus, als ob's am Gebäude liegt«, grinste ich.
»Sie könnten recht haben, Sir. Denn vor der Gemeinde soll das Haus einem Mann gehört haben, der verrückt geworden ist und schließlich aus dem obersten Fenster sprang mit der Behauptung, er könne fliegen.«
»Leutnant, hören Sie auf!« lachte ich. »Beschreiben Sie mir schnell die Lage des Gebäudes. Liegt es im Gebiet Ihres Reviers?«
»Ja, Sir.«
»Dann bereiten Sie Ihren Captain gleich schonend darauf vor, daß das FBI in einer Viertelstunde Unterstützung vom Revier beantragen wird, um die Gangsterbande auszuheben, die wahrscheinlich jetzt in der Rambly Hall sitzt.«
»Okay, Sir. Ich werde es dem Captain sagen.«
Ich bekam die erbetene Lagebeschreibung und stellte noch ein paar Fragen dazu, damit ich mir ungefähr ein Bild von der Bude machen konnte. Anschließend bedankte ich mich bei dem Leutnant, legte auf und marschierte zu Mr. High.
»Ja, Jerry?« fragte er interessiert. »Sie sehen tatendurstig aus. Das läßt darauf schließen, daß Sie gewisse Erfolge erzielt haben?«
Ich zuckte die Achseln.
»Wie man‘s nimmt. Jedenfalls habe ich mir jetzt auch eine Theorie gebildet.«
»Und die wäre?«
»Das Marihuana-Geschäft wird von mindestens zwei Banden betrieben. Einmal die Gruppe um Horcombe, die zur Stunde von Leuten aus den Bereitschaften gerade einzeln zusammengesucht wird. Außerdem aber gibt es eine zweite Bande, die nicht nur ebenfalls Marihuana vertreibt, wahrscheinlich sogar in weit größeren Mengen, sondern die auch für alle die verschiedenen Morde verantwortlich ist. Zu dieser zweiten Bande gehört unter anderem Tonio Seratti. Und in der Zugehörigkeit Serattis zur zweiten Bande dürften wohl auch die Morde begründet sein.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Serattis Vater, Chef, besitzt eine Farm in Connecticut. Unsere Kollegen in diesem Bundesstaat haben Seratti im Verdacht, daß er ein doppeltes Spiel treibt. Seratti züchtet Vieh und baut indischen Hanf an, aus dem ja bekanntlich das Marihuana gewonnen wird. Offiziell verkauft Seratti seine Hanfernte an eine pharmazeutische Fabrik. Aber die Kollegen fürchten, daß er inoffiziell einen gehörigen Teil seiner Ernte selbst zu Marihuana verarbeitet und als Rauschgiftzigaretten auf den Markt bringt.«
»Das erklärt die Herkunft der Zigaretten«, nickte der Chef. »Aber wieso motiviert es die Morde?«
»Unsere Kollegin stammte aus Connecticut. Das muß die Bande irgendwie gemerkt haben. Jetzt fürchtete sie natürlich, daß man ihnen schon auf der Spur sei. Folglich wurde Vera van Luyten ermordet.«
»Also gut, das will ich gelten lassen. Es ist eine Möglichkeit. Und welche anderen Morde erklärt es noch?«
»Bei Molnar bin ich mir nicht sicher. Aber als ich in Greenwich Village Tim Seadsworth verhaften wollte, weil er unter falschem Namen auf Horcombes Zettel stand, tauchte ein mir unbekannter Mann mit Halstuch vor dem Gesicht und einer Maschinenpistole auf und schoß Seadsworth nieder. Aber auch Seadsworth stammt aus Connecticut. Was liegt näher als die Annahme, daß er vielleicht hinter die Zusammenhänge kam und damit unerwünscht wurde?«
»Diese Zusammenhänge mit Connecticut geben in der Tat zu denken.«
»Sir, ich brauche dringend zehn bis fünfzehn Kollegen«, platzte ich heraus, weil ich es nicht mehr abwarten konnte. »Wofür?«
»Als Seadsworths Mörder auch auf mich die Tommy Gun anlegte, kam ich ihm zuvor. Ich traf ihn tödlich. Sterbend bat er darum, man möge Tonio Bescheid geben. Es kann eigentlich nur Tonio Seratti gemeint sein. Tonio sei in der Rambly Hall zu finden. Ich habe über einen Rundspruch an die Reviere der Stadtpolizei herausfinden können, wo die Rambly Hall liegt. Wenn meine Theorie von der Existenz der zweiten Bande stimmt, müßten wir sie in dieser sogenannten Rambly Hall finden.«
Der Chef griff zum Telefon.
»Bitte den Einsatzleiter«, sagte er. Und zu mir gewandt, fügte er hinzu; »Rufen Sie vom Vorzimmer aus die Waffenkammer an. Man soll fünfzehn Maschinenpistolen mit ausreichend Munition bereitlegen, vier Gewehre mit Zielfernrohr, Gasmasken für alle unsere Leute und Tränengas. Und natürlich genug Handschellen.«
»Okay, Chef«, erwiderte ich und eilte ins
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