0274 - Nadine Bergers Geheimnis
tun konnte, war fast unbeschreiblich. Ich wußte nicht, was ich noch alles unternehmen sollte, um das Steuer herumzureißen.
»Wenn er sich wenigstens melden würde«, flüsterte Sheila.
Wie sollte er denn? dachte ich. Wo Dimensionen und Zeiträume zwischen uns lagen. Nein, dieser Wunsch würde für Sheila wohl kaum in Erfüllung gehen. Ihr Mann blieb erst einmal verschollen.
»Ob wir nicht doch zum Bunker fahren sollen?« schlug mein Freund Suko vor. »Und was machen wir mit Bandor?«
»Wir können ihn ja mitnehmen.«
Im Prinzip war der Vorschlag nicht schlecht. Innerhalb des Bunkers befand sich ein uraltes magisches Zentrum.
Vielleicht konnten wir die Magie verstärken, so daß sie uns eine Antwort auf alle die ungelösten Probleme gab.
»Wenn ihr fahrt, gehe ich mit«, erklärte Sheila mit entschlossener Stimme. »Ich will mir hinterher keine Vorwürfe machen, nicht alles getan zu haben, um Bill wieder zurückzuholen.«
Konnten wir ihr das verweigern? Kaum. Dennoch hatte ich Einwände.
»Denkst du auch an Johnny?«
»Shao wird auf ihn achten. Als wir allein waren, haben wir darüber schon gesprochen.«
Da Shaos Name gefallen war, nickte die Chinesin zur Bekräftigung der Worte.
Ich schaute Suko an. »Was meinst du?«
»Gut, wir versuchen es.« Der Inspektor stand auf. Einen skeptischen Blick warf er auf Bandor. »Der wird trotz seiner Fesseln toben. Wir müssen mit einer verdammt ungemütlichen Fahrt rechnen.« Was er da sagte, war noch leicht untertrieben, vielleicht wurde es eine regelrechte Hölle für uns.
»Zurücklassen können wir ihn auch nicht«, sagte ich leise. »Er wird uns bestimmt helfen können, ob er nun will oder nicht. Es ist schwer, Alter, weißt du das?«
»Sicher.«
»John, Suko! Worauf wartet ihr denn noch?« Sheilas Stimme klang drängend. Sie wollte endlich Fortschritte sehen, aber es sollte alles ganz anders kommen.
Schuld daran trug ein kleiner Junge, dessen Schritte wir plötzlich hörten.
Auch Sheila hatte sie vernommen. Sie fuhr herum und riß die Tür auf.
Johnny erschrak über die heftige Bewegung. Er schaute zu seiner Mutter hoch. Wir alle sahen sein blasses Gesicht. Er sah seltsamerweise gar nicht verschlafen aus, zwinkerte nur mit den Augen und wollte reden, doch Sheila schnitt ihm das Wort ab.
»Bitte, Johnny, geh wieder ins Bett!«
»Mummy, ich kann nicht schlafen.«
»Du mußt aber.«
»Nein, Mummy, das ist so komisch.«
Ich hatte Verdacht geschöpft und ging ein wenig näher an die beiden heran. »Was ist so komisch, Johnny?«
Er lachte, als er mich sah. »Onkel John, da spricht jemand mit mir.«
Ehrlich ließ mir nichts anmerken, obwohl der Satz in meinem Gehirn eine Alarmklingel hatte schrillen lassen. »Ist einer in dein Zimmer gekommen? Das kann ich nicht glauben, wir haben niemanden gesehen.«
»Da ist auch keiner.«
»Und trotzdem spricht jemand mit dir?«
»Ja.«
»Wer denn?«
Der Kleine hob die Schultern. »Weiß ich nicht, Onkel John. Es ist aber kein Mann, das habe ich herausgehört.«
»Hast du denn Angst vor der Stimme.«
Johnny schüttelte den Kopf.
Wir Erwachsenen schauten uns an. Stellte sich die Frage, ob Johnny es sich eingebildet hatte oder ob er die Wahrheit sprach. An Überraschungen waren wir gewohnt, bei unseren Fällen gab es das Wort unmöglich schon gar nicht mehr.
»Sollen wir mal mitgehen?« fragte ich.
»Ja, Onkel John, das ist gut. Dann kannst du der Frau sagen, daß sie mich endlich schlafen lassen soll.«
»Du, das werde ich auch.«
Bisher hatte Johnny den Werwolf nicht sehen können, weil Suko so stand, daß er Johnnys Sicht auf den Körper verdeckte. Ich legte meine Hand auf die Schulter des Jungen und drehte ihn herum. Sheila warf mir einen scharfen Blick zu, stellte jedoch keine Fragen, sondern ging schweigend mit. Shao schloß sich ihr an, während Suko den Schluß machte, die Tür anlehnte, aber nicht zudrückte.
»Glaubst du mir denn, Onkel John?« plapperte Johnny. »Ich habe die Stimme wirklich gehört.«
»Wären wir sonst mit dir gegangen?«
»Stimmt auch wieder.«
Johnny wollte es jetzt wissen. Er war schneller und zog mich an der Hand. Endlich konnte er uns, den Erwachsenen, etwas beweisen, und das machte ihn stolz.
Wir erreichten die Tür, die Johnny nicht geschlossen hatte. Ich drückte sie bis zum Anschlag auf, und gemeinsam betraten wir das Kinderzimmer, wobei der Junge nach wie vor meine Hand hielt.
Es sah aus wie immer. Da hatte sich nichts verändert. Die hellen, mit Spielzeug
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