0274 - Nadine Bergers Geheimnis
konnte.
Wie sollte er sich entscheiden?
»Conolly, verdammt!« Die Stimme des Professors kippte über. Er schüttelte wild seinen Kopf, und Bill entschied sich.
Er wollte weg!
Aber nicht allein. Nadine mußte mit. Sie sollte keine Gefangene dieser Zeit sein, deshalb gellte sein Schrei, und Nadine, die mit Lupina noch immer im Clinch lag und sich am Boden herum wälzte, hörte ihn.
Sie schien zu ahnen, was die Sekunde geschlagen hatte, denn sie stemmte sich plötzlich von ihrer Gegnerin lös und wuchtete ihren eigenen Körper in die Höhe.
Im Sprung drehte sie sich herum, streckte sich und jagte auf das Haus zu.
Auch Bill lief zurück. Allerdings nicht so schnell, und er näherte sich zudem rückwärts der Hütte. Lupina wollte er im Auge behalten, denn seine Schußbahn war da.
Aber die Werwölfin war raffiniert. Obwohl Nadine sich nicht mehr bei ihr befand, bot sie kein Ziel. Die Pfoten hatten den Boden aufgerissen. Ihr Körper war eingehüllt in zahlreiche Grassoden und Dreckklumpen, sie blieb nie an einer Stelle liegen und rannte jetzt mit gewaltigen Sätzen auf die dichte Dschungelwand zu.
Bill feuerte.
Damit hatte Lupina gerechnet.
Sie schlug Haken wie ein Hase, bot an der gleichen Stelle immer nur für Bruchteile von Sekunden ein festes Ziel und war selbst für eine Kugel zu schnell.
Links und rechts von ihr trafen die geweihten Silbergeschosse den Boden. Sie wühlten ihn auf, aber die Kugeln hämmerten nicht dorthin, wo der Reporter sie hinhaben wollte.
Als er die letzte verschoß, stieß er gegen die Plattform, drehte sich, stützte sich ab und flankte hinauf.
Zuletzt sah er noch, wie Lupina mit einem gewaltigen und bogenförmigen Satz in das dichte Unterholz des tropischen Dschungels hineintauchte.
Dann alarmierte ihn Chandlers Schrei.
Bill kreiselte herum, stürmte in die Hütte und sah Nadine, sowie den Professor innerhalb des Dreiecks stehen. Ihre Gestalten wirkten seltsam verschwommen, wie von einem hellen Feuer umlodert, denn sie befanden sich bereits im Stadium der Auflösung.
Für Bill wurde es höchste Eisenbahn. Chandler drängte. »Kommen Sie, los!«
Und Bill sprang. Er geriet in das Dreieck, spürte die anderen Kräfte, für einen Moment verschwand alles vor seinen Augen, und dann vernahm er den peitschenden Schuß…
***
Ich hatte abgedrückt — und getroffen!
Der Werwolf durfte mir nicht entkommen. Für Bandor, der nun zu einer Bestie geworden war, gab es keine Rettung mehr. Diese Lösung war die beste gewesen.
Das Geschoß erreichte ihn eine winzige Sekunde vor dem Eintauchen in das magische Dreieck.
Suko erschrak, ich erschrak selbst über meine Aktion, und ich sah, wie vor Bandor drei Gestalten erschienen.
Zwei Menschen und eine Wölfin.
Bill Conolly, Professor Chandler und Nadine!
Alles ging so schnell, daß es mir nicht einmal gelang, mich richtig zu freuen, denn Bandor kippte nach vorn und fiel dem Professor genau in die Arme, als dieser das magische Dreieck verließ.
Beide klammerten sich aneinander fest. Ich hatte nur Augen für sie und erlebte zusammen mit Suko, wie ein Mensch seinen sterbenden Erstkörper in den Armen hielt.
Schaurig…
In dieser Minute gelang es mir nicht, meine Gefühle zu beschreiben. Wir alle schauten zu, wie Chandler und Bandor zusammensanken, wobei sich der Urmensch veränderte.
Er verlor sein Fell, die Haut bekam wieder die normale, etwas dunkle und sonnenbraune Tönung, dann lag vor Chandlers Füßen ein Toter.
Ein Mensch aus der Vergangenheit, dessen Entstehung und Schicksal im dunkeln lag, der aber in der Gegenwart sein Grab finden würde. Dafür wollte ich sorgen.
Mit dem Tod des Ur-Menschen verlosch auch die Magie in diesem Bunker. Die normale Welt hatte uns wieder…
***
Wir sprachen lange nicht. Auch auf der Fahrt zu den Conollys nicht.
Suko lenkte den Bentley, Bill saß neben ihm, ich hockte zusammen mit Chandler im Fond und spürte, wie Nadine Berger, die Wölfin, sich gegen meine Beine drückte. Automatisch streichelte ich ihr Fell. Sie hatte viel eingesetzt, war ihrem Schicksal jedoch nicht entronnen.
Würde es für immer so bleiben?
Chandler begann zu berichten. So erfuhr ich alles. Und als er fertig war, erreichten wir das Grundstück der Conollys.
Über Autotelefon hatte Bill seine Frau schon informiert. Beide, Shao und Sheila, warteten vor der Haustür, und es war die blondhaarige Sheila, die ihrem Mann in die ausgebreiteten Arme flog, wobei sie lachte und weinte in einem.
Schließlich umarmte sie auch mich
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