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0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs

0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs

Titel: 0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Schwarzmagiers bis tief in die Seele drang.
    »Wo bleibt dein Mut, tapferer Krieger?« fragte er einen der Männer, welche in Waffen die Sicherheit des Pharao beschirmten. »Oder du, Schatzmeister des Herrschers? Nun, Amasis, haben dir die Sterne etwa den Tod prophezeit?« höhnte er den Astrologen des Ramses an. »Oder Stethos, der es mit zehn Feinden gleichzeitig aufnimmt? Wo bleibt euer Löwenmut?«
    »Zauberei!« ächzte die Menge. »Wer wird den Worten eines Zauberers glauben? Ein kleiner Ritzer der Giftzähne nur … Dann ist es vorbei. Wer will den Tod riskieren? Lieber ein lebendiger Hund als ein toter Löwe!« flüsterte es ringsum.
    »Nun, ihr Priester?« fragte Amun-Re herausfordernd. »Will mir niemand die Größe seines Gottes beweisen, indem er die Schlangen ergreift und fortträgt? Hehehe, ich fürchte, ihr glaubt nicht so recht an die Steinbilder, vor denen ihr euch niederwerft und mit denen ihr das Volk betrügt.«
    »Sinufer!« wandte er sich blitzartig an den neuen Oberpriester des Krokodilgottes Sobek. »Ihr glaubt doch an den lebendigen Sobek, den ihr in eurem Tempel in Gestalt eines mächtigen Krokodils hütet. Du hast doch einen … Hahaha … Einen lebendigen Gott und nicht nur ein Steinbild. Willst du es nicht wagen, die Stärke deines Gottes zu zeigen?«
    Gebannt beobachtete Prinz Thutmosis, die eben aus der Ohnmacht erwachende Sklavin immer noch in seinen Armen, die Szene. Schon lange hatte er den Betrug der Priester durchschaut. Der Glaube an die Götter Ägyptens war nicht mehr vorhanden. Und nun … Er mußte erkennen, daß andere Mächte ins Spiel kamen und die Nichtswürdigkeit der ägyptischen Götterlehre samt seiner Priesterschaft in den Dreck zog.
    »Unser Gott…!« stieß Sinufer heiser hervor. »Unser Gott ist tot. Er wurde ermordet … Von Zamorra! «
    Zamorra! Wieder war der Name da. Eine freudige Erregung durchzuckte Thutmosis, als er den Namen des seltsamen Fremden wieder hörte.
    Denn Zamorra hatte ihm von einem neuen, unbekannten Gott erzählt, an den er glaubte. Ein Gott, dessen Größe und Macht unbegreiflich war. Und dieser Gott hatte nicht die menschlichen Schwächen wie die Götter Ägyptens. Eine Macht, die das Universum in ihren Händen hielt.
    »Einst wird der Tag kommen, da wirst du diesen Gott finden … Oder er wird dich finden!« klangen wieder die Worte Zamorras im Inneren des späteren Moses auf. Doch da hörte der Prinz, wie Ramses einen grausamen Befehl gab.
    »Schafft die Schlangen fort!« befahl er mit herrischer Stimme. Die zwölf halbnackten Sklaven, die man mit harten Peitschenschlägen vor seinen Thron getrieben hatte, zuckten angstvoll zusammen. Auf einen Wink des Herrschers legten die Bogenschützen von Kreta ihre gefiederten Geschosse auf die Sehne.
    »Verweigert ihr den Befehl, trifft der erste Pfeil euren rechten Arm«, erklärte Ramses mit bösartigem Unterton in der Stimme. »Die Männer von Kreta verstehen die Handhabung des Bogens. Wer zaudert, den lasse ich so lange mit Pfeilen beschießen, bis er entweder eine der Schlangen ergreift oder den Geist aufgibt!«
    »Nein, Ramses!« rief Prinz Thutmosis und drängte sich vor. »Das kannst du nicht tun. Das ist unmenschlich! «
    »Du wagst es, den Worten des Pharao zu trotzen?« fuhr Ramses auf. »Was bedeutet das Wort ›unmenschlich‹? Es sind doch nur Sklaven. Hebräische Sklaven, die in Gosen die Ziegel für unsere Bauwerke fertigen. Was ist an ihnen so Besonderes, daß du, mein königlicher Bruder, so regen Anteil an ihrem Schicksal nimmst? Am Schicksal von Sklaven? «
    » Am Schicksal von Menschen, Ramses! « erklärte Thutmosis mit fester Stimme. »Alle Menschen sind gleich geschaffen worden. Von einem einzigen Gott geschaffen!«
    »Mein Prinz … Du glaubst an Aton? « hauchte die Sklavin. Doch Thutmosis gebot ihr unmerklich zu schweigen. »Später … Später rede mit mir von Aton!« zischte er durch die Zähne, während ringsum der Hofstaat in Tumult ausbrach. Die Zeiten des Ketzerpharao Echnaton, der den Kult des Sonnengottes Aton einführte, waren noch nicht vergessen.
    Denn die Zeiten dieses künstlerisch hochbegabten, jedoch politisch völlig dilettantisch regierenden Gemahls der Nofretete waren in den letzten Jahren von Hungersnöten, Kriegen und Pestilenzen überschattet worden. Echnaton starb, und unter Pharao Tut-anch-Amun kamen die alten Götter Ägyptens wieder zu Ehren. Einer der tüchtigsten Generäle des Echnaton namens Haremhab machte sich einige Jahre später zum

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