0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz
stellen!«
Diese Antwort reichte. Ohne noch ein weiteres Wort hinzuzufügen, setzte ich mich in Bewegung. Es waren keine hastigen oder übereilten Schritte, ich näherte mich meinem Gegner mit gemessenen Bewegungen, der nichts tat, um mir entgegenzugehen.
So hatte ich Muße, ihn mir genauer anzuschauen!
Einen Helm trug er auf dem Kopf. Klar und scharf waren dessen Umrisse nachgezeichnet, ebenso wie die des übrigen Körpers, der noch in eine Rüstung gepackt war, die allerdings nur vom Hals bis zum Gürtel reichte. Ansonsten trug er Kniebundhosen, die irgendwie pumpig wirkten, und an den Füßen halbhohe Reitstiefel. Unter seinem Kinn wuchs ein Knebelbart, während das übrige Gesicht und auch die Augen wie Glas wirkten.
Den Degen hatte er gezückt. Es war die Waffe, mit der er wohl am besten umgehen konnte.
Ich dachte darüber nach, ob ich ihm mit geweihten Silberkugeln angreifen sollte. Aber die Munition wollte ich mir für seine Soldaten verwahren, falls diese ebenfalls in den Kampf eingriffen.
»Wer seid Ihr, dass Ihr den Mut habt, Euch gegen mich zustellen?« fragte er.
»Ich heiße John Sinclair!«
»Ich freue mich, Euch zu sehen, denn Ihr habt nicht die große Angst wie die anderen. Und Ihr habt ein Kreuz!«
»Stell dich zum Kampf, Oberst!« brüllte ich ihn an.
»Nein, nicht hier. Ich bestimme den Ort. Falls Ihr überlebt…«
Das war gleichzeitig der Befehl für seine Reiter. Zusätzlich senkte er seinen Degen und gab somit das Signal für den Angriff.
Und sie kamen. Urplötzlich ritten sie an. Im ersten Augenblick sah es so aus, als wollten sich die geisterhaften Gestalten in die Höhe und damit der Sonne entgegenschwingen, dann jedoch drehten sie ihre Pferde und nahmen Kurs auf Will Mallmann und mich.
Vier Reiter hatte er geschickt. Zwei davon waren mit Lanzen bewaffnet, die anderen mit Schwertern, die sie schwangen.
Für uns wurde es ein Kampf gegen Phantome. Obwohl wir sie sahen, waren sie nicht stofflich, also nicht existent. Wir konnten hindurchgreifen, doch sie würden sich materialisieren, sobald sie Kontakt mit uns bekommen hatten. Das galt auch für ihre Waffen.
Jetzt nahm ich doch die Beretta. Bevor mich die Reiter erreichen konnten, hielt ich die Pistole in der Hand.
Will Mallmann feuerte früher. Hinter meinem Rücken hörte ich die peitschenden Klänge. Er zielte an mir vorbei und jagte den zwei rechts außen herankommenden Reitern die geweihten Kugeln entgegen.
Treffer.
Zunächst dachte ich, dass die Geschosse hindurchfahren würden. Der Reiter mit der Lanze blieb hocken, obwohl er getroffen wurde, dann jedoch blitzte es innerhalb seines Körpers auf, als hätte dort eine kleine Explosion stattgefunden. Und plötzlich nahm er Gestalt an.
Das alles ging so schnell, dass ich mit dem Schildern kaum nachkomme. Es waren nur Sekunden, in denen der unheimliche Kampf tobte und sich zum Teil entschied.
Wir hatten beide den Blitz gesehen und bekamen auch mit, was danach geschah. Der Körper materialisierte sich. Auf einmal wurde er fest, war kein Geist mehr, und das gleiche geschah mit dem Pferd, das weitergetrieben wurde, jedoch an Kraft verlor und in den Vorderbeinen einknickte.
Auch sein Reiter konnte sich nicht mehr halten. Er warf noch einmal seinen Oberkörper in die Höhe, so dass ich ihn direkt erkennen konnte. Für Sekunden hatte er seine alte Gestalt zurückbekommen.
Ein grobschlächtiger Söldnertyp, der seine Hände um die Zügel verkrampft hatte und das Pferd noch einmal vorantrieb.
Beide lösten sich zur gleichen Zeit auf. Es war ein schauriger Vorgang. Ich bekam mit, wie ihre Haut in Bruchteilen von Sekunden zerfiel. Mehr blieb nicht zurück…
Ich konnte mir nicht die Zeit lassen, zu staunen, denn ein weiterer Reiter war gefährlich nahe gekommen. Er sprengte lautlos auf mich zu, schwang sein Schwert, als ihn meine Kugel traf und er mitten in der Bewegung gestoppt wurde. Auch er verging.
Vor meinen Augen wurde er zu einem Menschen, bevor die Magie der Silberkugel Staub aus ihm machte.
Zwei waren erledigt. Und die anderen beiden?
Will hatte gefeuert und mit seiner Waffe gestreut. Ich warf einen raschen Blick zurück und sah den Kommissar wie einen Westernheld auf der Straße stehen.
Seine Beretta hatte er gezückt. Zu schießen brauchte er nicht mehr, denn auch die Reiter und Tiere, die er getroffen hatte, erlitten das gleiche Schicksal. Da war nichts mehr zu machen.
Der Kommissar lachte wild. Ein Windstoß trieb seine Haare hoch, und er schoss wieder. Diesmal
Weitere Kostenlose Bücher