0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz
Gewissen hat«, erklärte Will Mallmann.
»Also ein Geist?«
»So könnte man es sehen.«
Der Polizist wollte etwas sagen, er traute sich jedoch nicht, sondern schaute wie wir den Bemühungen des Pfarrers zu, mit der einzigen Zeugin zurechtzukommen. Der Mann redete beruhigend auf sie ein.
Und das Mädchen schaute ihn an. Als sie sein Lächeln sah, erwiderte sie es sogar und ließ sich an die Hand nehmen, um sich aus dem kleinen Wagen helfen zu lassen.
Der Geistliche nickte uns beruhigend zu. Er half ihr beim Aussteigen, denn sie musste über den Toten hinwegklettern, den sie mit einem scheuen Blick bedachte.
»Können wir sie verhören?« fragte der Polizist.
Pfarrer Bernhard zog ein entrüstetes Gesicht. »Wo denken Sie hin? Nicht in dem Zustand.«
»Tut mir leid, aber wir brauchen ihre Aussage.«
»Das übernehme ich!« mischte sich Will Mallmann ein. »Wir wissen, wer sich für diesen Mord verantwortlich gezeigt hat.«
»Dann stellen Sie doch endlich diesen verdammten Killer!« schrie der Polizist, schüttelte sich und hob die Schultern, wobei er sich entschuldigte. »Auch ich habe Nerven.«
Will klopfte dem Mann auf die Schulter. Die Mordkommission kommen zu lassen, hatte keinen Sinn.
Der Tote sollte abtransportiert werden. Wir wussten schließlich, auf welch schreckliche Weise er ums Leben gekommen war.
Der Geistliche wollte sich um das Mädchen kümmern. Ich hatte dennoch Fragen. »Sie haben doch mit ihr gesprochen. Hat sie noch etwas gesagt? Trotz des Schocks.«
»Ja, Herr Sinclair, das hat sie. Sie beschrieb genau den Mörder. Es ist so, wie wir es angenommen haben. Ich konnte weder die unheimlichen Reiter vernichten noch deren Anführer. Er tauchte während der Dunkelfahrt in dem engen Wagen auf und stieß seinen Degen in den Rücken des jungen Mannes. Er ist der Mörder.«
»Und verschwunden«, fügte ich hinzu.
»Leider«, sagte der Pfarrer. »Diese Wesen sind uns immer einen Schritt voraus. Wir treffen erst dann ein, wenn schon alles vorbei ist. Daran können wir nichts ändern.«
»Ich will es aber«, erwiderte ich hart. »Ich will es ändern. Beim nächsten Mal müssen wir es vorher geschafft haben.«
»Und wie wollen Sie das anstellen?« fragte er.
»Das weiß ich leider noch nicht.«
»Geben Sie mir bitte Bescheid!«
»Mach ich. Eine Frage noch: Wohin bringen Sie die Kleine?«
»Erst einmal zu mir. Paula, meine Haushälterin, wird sich um das Mädchen kümmern. Dann müssen wir die Eltern benachrichtigen, und vielleicht muss sie auch ins Krankenhaus.«
Ich war einverstanden. In dem Geistlichen hatten wir eine große Hilfe gefunden. Der Pfarrer handelte schnell und entschlossen. Er stellte auch nichts in Frage. Für ihn war dieser Spuk existent, und er richtete sich danach.
Den Polizisten war es gelungen, die Zuschauer zurückzudrängen. Ich warf noch einen Blick auf den Toten. Es hatte den jungen Mann genau im Zentrum erwischt. Wie bei Herrn Risse.
Im Ring der Zuschauer entstand Bewegung. Wir hörten eine Stimme, die sich beschwerte. »Lasst uns doch mal durch. Wir kannten den Toten schließlich. Er war unser Freund.«
Will und ich wurden aufmerksam, schauten genauer hin und sahen einen jungen Mann und ein junges Mädchen. Beide blond. Obwohl wir uns mit ihnen noch nicht unterhalten hatten, wussten wir, um wen es sich handelte. Es waren die beiden Freunde des Michael Artner. Wir hatten sie auf dem Friedhof gesehen und gehört, als sie sich über die Mutprobe unterhielten.
Als das Mädchen den Toten sah, begann es zu weinen und schüttelte sich. Der Junge wurde zur Salzsäule. Er konnte nicht sprechen. Er gab überhaupt keinen Laut von sich, sondern starrte mit unbewegtem Gesicht schräg nach vorn.
Ich ließ ihn einige Zeit in Ruhe. Das blonde Mädchen hatte sich an ihm festgeklammert, seine Hand lag auf der Schulter, während die andere ein Taschentuch hielt, das es vor die Augen presste.
Will Mallmann schließlich stellte die erste Frage. »Sie waren mit dem Jungen befreundet?«
»Ja.«
»Dürfen wir Ihren Namen erfahren?«
Der junge Mann gab jeweils die Antworten. »Sie heißt Sabine Grabowski, ich bin Osi.«
»Mehr nicht?«
»Reicht das nicht?«
Will legte nur die Stirn in Falten.
Einen Schritt schlenderte ich näher. »Sie sind uns bereits auf der Beerdigung aufgefallen«, erklärte ich. »Wir hörten zufällig eines Ihrer Gespräche mit an. Da wurde über eine Mutprobe gesprochen. Ist das richtig?«
Osi schaute mich an. »Wer sind Sie?«
Ich stellte mich
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