0277 - Dämonenschlacht um Troja
unter dem dünnen Metall steckte.
Der Speer des Trojaners traf Achilles auf der linken Seite der Brust. Ein Meisterwurf, der im normalen Fall sofort zum Tode geführt hätte.
Doch diese Rüstung war nicht von Sterblichen geschaffen. Aufheulend sah Äneas, wie die Spitze des Speeres sich an der Rüstung verbog und die Waffe kraftlos in den Sand fiel.
»Den Wagen herum … herum … ihm entgegen!« japste das Mädchen in der Rüstung, deren Körper den Aufprall der Waffe weniger gut überstanden hatte als die Rüstung. »Noch einmal werden wir sehen, wessen Speer besser trifft!«
»Er wirft sehr gut!« wagte Zamorra einzuwenden. »Sei vorsichtig!«
»Er kann mich nicht töten!« stieß Achilles hervor. »Die Geister der Rache ziehen mir voran. Odysseus sagte, daß mich diese Rüstung unverwundbar macht. Die Götter selbst haben sie geschaffen … oder die Dämonen, das ist mir gleich. Wenn ich nur den Geliebten … ah, den Patroklos rächen kann!«
In diesem Augenblick hatte Zamorra das Gespann gemeistert und griff so hart in die Zügel, daß das Gespann unwillig auf der Hinterhand wendete. Doch auch Äneas hatte einen vorzüglichen Lenker. Zwei Atemzüge später rasten beide Streitwagen wieder aufeinander los.
Der Wurf des Peliden ging fehl, dafür traf der Speer des Äneas den Helm Achilles, da dieser nicht schnell genug den Schild empor gerissen hatte. Es gab einen hellen Klang, als Metall auf Metall traf. Rückwärts stürzte das Mädchen vom Wagen.
Bevor Zamorra das Gespann wenden oder zum Halten bringen konnte, bahnte sich hinter ihm die Entscheidung an. Äneas war im vollen Galopp vom Wagen gesprungen, hatte den Schild weggeworfen und das Kurzschwert von der Seite gerissen. Wie ein Habicht auf seine Beute warf er sich auf Achilles. Die blitzende Schneide zischte auf die ungeschützte Halspartie des Peliden.
Äneas stieß einen erschrockenen Ruf aus, als die Schneide des Schwertes nicht den kleinsten Ritzer in der Haut des Gegners brachte. Die Verblüffung des Trojaners reichte dem Mädchen, den Gegner zurückzustoßen und selbst wieder auf die Beine zu kommen. Der Schild war von ihrem Arm geglitten und sie zerrte ebenfalls das Kurzschwert aus der Scheide. Brüllend griff Äneas an. Metall kreischte aneinander, als sich die Waffen in der Luft trafen.
Professor Zamorra stieß einen Ruf des Erstaunens aus, als er das Mädchen fechten sah. Schon die mißglückten Speerwürfe hatten einen Verdacht in ihm aufkeimen lassen. Doch die Fechtkünste, die sie hier zeigte, hätte selbst der im Führen von Klingen nicht gerade begabte Carsten Möbius überboten.
Immer wieder durchbrach Äneas mit geschickt vorgetragenen Angriffen die Deckung der Gegnerin und landete Körpertreffer. Doch so gerne er ein Resultat gesehen hätte – wo er auch immer hintraf, es war keine Wirkung zu verspüren.
»Die Götter…!« kicherte Achilles. »Die Götter schützen mich…!«
»Laß sehen, ob sie dich auch gegen das hier schützen!« knirschte Äneas und schleuderte das Schwert gegen den Peliden. Ohne Schaden anzurichten, klirrte die Klinge zu Boden. Doch Äneas hatte bereits einen kopfgroßen Stein aufgerafft und ihn mit unmenschlicher Kraft auf die Gegnerin geschleudert. Dabei jedoch entblößte er seine Brust. Achilles nutzte die Situation sofort.
Während sich das Kurzschwert des Achilles in die Schulter des Äneas bohrte, prallte der Stein gegen den Helm des Peliden. Die Wucht raubte dem Mädchen für Momente die Sinne. Verzweifelt kämpfte sie gegen die aufwallenden Nebel einer Ohnmacht an.
Doch Äneas sank zusammen. Es war abzusehen, daß sich Achilles, wenn er wieder bei klarem Sinn war, über den überwundenen Gegner stürzen würde, um ihn endgültig zu töten.
Doch da war der Wagen des Automedon heran. Mit einem einzigen Blick erkannte Carsten Möbius die Situation, als er sah, daß sich Achilles mit langem schwankendem Schritt auf den gefallenen Gegner zubewegte, um ihn mit dem Schwert endgültig zu töten.
Von weitem drangen die Anfeuerungsrufe der Griechen an das Ohr des Jungen, die Achilles zujubelten. Für sie war es ein grimmiger Gegner, der durch das Schwert des Achilles sterben würde – doch für Carsten Möbius war Äneas in erster Linie ein Mensch, der Anrecht auf Leben hatte.
Und der im Augenblick chancenlos war, es zu verteidigen.
Niemand von den Griechen nahm zur Kenntnis, daß sich der Krieger auf dem Wagen des Automedon ein seltsames Geflecht über den Kopf schob.
»Nacht und
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