0277 - Dämonenschlacht um Troja
zählte.
Währenddessen war Carsten Möbius unsichtbar wieder auf den Streitwagen gestiegen und beruhigte Automedon mit einigen wohlgesetzten Worten. Doch der Wagenlenker war viel zu sehr damit beschäftigt, die Pferde zu halten.
Denn Achilles sah ein, daß ihm der Gegner entkommen war. Mit schnellen Sprüngen rannte er dorthin, wo sein Speer im Boden steckte. Den Trojaner, der ihn hindern wollte, die Waffe aus dem Erdreich zu ziehen, ereilte sein Schicksal. Denn der gut gezielte Speer glitt an der Brustpanzerung ab, und das Mädchen in der Dämonenrüstung wirbelte mit dem Speer herum. Die nadelscharfe Spitze zischte heran, und um den Trojaner wallte der schwarze Nebel des ewigen Vergessens.
Zwei andere Krieger, die es wagten, sich dem Peliden in den Weg zu stellen, folgten. Erstaunt erkannten sie, daß die Waffen, die auf die Beine oberhalb der Schiene gezielt waren und den Griechen zu Fall bringen sollten, vom ungeschützten Fleisch abprallten wie von einem Felsstück.
Das Todesgrauen in den Gesichtern wurde von der letzten Verblüffung seltsam verzerrt.
»Unverwundbar! – Achilles ist unverwundbar!« wurden Rufe unter den Trojanern laut. »Er ist der Sohn der Meergöttin Thetis und damit unsterblich! Gegen ihn können wir nicht kämpfen!«
Fünf Trojaner, die ihrem Unterführer folgten, um dem Peliden den Weg zu seinem Wagen abzuschneiden, den Zamorra langsam anrollen ließ, wichen zurück, als sie die wildblitzenden Augen des Achilles sahen und sein Kampfgebrüll hörten. Doch der Mann, dem sie gefolgt waren, sah dem Achilles tief in die Augen. Es war da letzte, was er in seinem Leben sah. Denn Achilles warf den Speer nach den Fliehenden und prallte mit deren Anführer zusammen, wobei sein Schwert durch jene Stelle der Rüstung stieß, an der mit dem Leibgurt eine ungedeckte Stelle war.
Für den Trojaner hatte der Tod ein mädchenhaftes Antlitz unter einem Helm. Doch der Speer, den Achilles einem der fliehenden Krieger nachgeworfen hatte, zischte um eine Handbreite an ihrem Schlußmann vorbei.
»Hierher, Zamorra!« brüllte Achilles und ruderte mit dem Schwertarm. »Zu mir mit dem Wagen. Und dann wehe den Trojanern!«
»Hinterher, Automedon!« befahl Carsten Möbius. »Wenn Achilles in Gefahr kommt, braucht er jemanden, der ihm den Rücken stärkt!«
Ein langer Blick des Wagenlenkers traf ihn und bohrte sich in sein Inneres. Schöpfte Automedon etwa Verdacht? Denn er hatte ja aus nächster Nähe beobachten können, wie wenig Carsten Möbius eigentlich vom Kriegshandwerk verstand. Auch wenn er schon auf anderen Zeitreisen im antiken Rom des Kaiser Caligula mit Netz und Dreizack in der Arena gestanden hatte, so war er doch kein Meister in der Handhabung von Hieb- und Stichwaffen. Genaugenommen lehnte er alle Gegenstände ab, mit denen man seine Mitmenschen um Leben oder Gesundheit bringen konnte. Deswegen wurde in den geheimen Laboratorien die Forschung vorangetrieben, um die Schockstrahler immer perfekter zu machen. Das war bisher noch nicht geglückt. Doch Carsten Möbius hatte sich andere Dinge beschafft, bevor er die Zeitreise antrat, und in einer unauffälligen Hirtentasche verstaut, die Professor Zamorra kaum bemerkte, weil sie sozusagen zur Standardausrüstung des Jungen gehörte und sich dem ausgebleichten Jeans-Anzug anglich.
Auch bei den Griechen hatten die kleinen Röhrchen und Schatullen, die Möbius darin aufbewahrte, noch kein Mißtrauen erregt. Sie waren noch einige Tausend Jahre von den »Segnungen« der modernen Zivilisation entfernt. Doch seit die Zeitsprünge vorher abgesprochen waren, überlegte Carsten Möbius sehr genau, welche Dinge man in der Antike mit etwas Geschick einsetzen konnte. In Rom hatte er damals seine Revolverschüsse für den Donner des Jupiter ausgegeben. Und in dieser Zeit glaubten die Menschen fest an die Götter und ihre Anteilnahme an der Welt der Menschen.
»Vorwärts, Automedon! Dort ist der Kampf!« wies Carsten Möbius nach vorn. »Wollen wir Ruhm gewinnen, dürfen wir hinter den anderen Kriegern nicht zurückstehen. Sieh nur, Achilles schwingt sich auf den Wagen. Da … schon ist er an der Stelle, wo der Speer im Boden steckt und reißt ihn heraus. Die Trojaner fliehen zurück in die Stadt…!«
Weiter kam der Junge nicht. Denn Automedon sah selbst, daß die Griechen ihre Wagen voran trieben, während das Fußvolk noch drei Pfeilschußlängen zurücklag. Doch ein Angriff der Streitwagen, in denen die besten Kämpfer des Heeres standen, mußten die
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