0277 - Dämonenschlacht um Troja
dessen verrußter Körper völlig mit schwarzem Kräuselhaar überdeckt war. Er war in einige herabhängende Fetzen gekleidet und trug eine Lederschürze um die Lenden.
Zwei Atemzüge später verschwand die Transparenz der Gestalt und die Gestalt des Hephästos hinkte näher.
»Es ist lange her, seit ich für einen solch herrlichen Körper Wehr und Waffen schuf!« sagte er mit einem Funkeln in den Augen. »Sie soll die herrlichste Rüstung haben, die in meiner Phantasie entspringt und nicht einmal Zeus selbst wird solch herrliche Wehr besitzen. Weichet zurück, ihr Sterblichen, damit ich das Werk beginne!«
Im gleichen Moment trug er einen runden Gegenstand mit geschliffenen Kanten aus einer Tasche seiner Lederschürze. Ein unausgesprochener Befehl brachte ihn sofort zum Glühen.
Der Meister des Übersinnlichen wußte auch ohne Erklärung, was dies für ein wunderbarer Gegenstand war. In seinem Safe auf Château Montagne verwahrte er selbst einen solchen Dhyarra-Kristall auf. Nur daß dies ein Dhyarra höherer Ordnung war, der nur vom Kristall des Ted Ewigk übertroffen wurde. Dem Kristall, der sich jetzt noch im Inneren von Troja befand.
Mit eiserner Beherrschung hielt sich Professor Zamorra zurück, als sich der häßliche Götterschmied über das nackte Mädchen beugte und mit dem glühenden Kristall über ihren Körper zu streichen begann. Was für ein seltsames Ritual wurde hier durchgeführt? Was bezweckte Hephästos damit?
Mit einem kurzen Kopfschütteln bedeutete ihm Odysseus, zu schweigen. In den Augen des Ithakers klirrte Eiseskälte. Was immer dort mit dem Mädchen gemacht wurde, es schien ihn nicht zu berühren.
Immer weiter glitt der Kristall über die im Licht des zunehmenden Mondes weißschimmernde Haut.
Doch plötzlich entdeckte Professor Zamorra an den Körperstellen, über die Hephästos den Kristall geführt hatte, Veränderungen. Langsam entstand aus dem Nichts Materie.
Erst Teile – dann ein kompletter Brustpanzer. Ein Helm, Speer, Schild und Schwert. Indem Hephästos auf ihrem Körper Muster formte, schuf er mit der Macht des Dhyarra-Kristalles die neuen Waffen des Achilles.
Eine Dämonen-Rüstung. Waffen und Wehr in einer Verarbeitung und einer Pracht, wie sie Professor Zamorra nicht einmal bei Agamemnon, dem Völkerfürsten, gesehen hatte.
»Ich tat, was du verlangtest, weiser Odysseus!« sagte Hephästos, nachdem das Werk vollendet war. »Wir werden von dieser Tat beide unseren Nutzen haben. Doch nun entlasse mich!«
»Geh hin. Du bist entlassen!« sagte Odysseus mit wegwerfender Miene. Für ihn schien Hephästos, der seine Arbeit erledigt hatte, schon nicht mehr interessant.
»Außer ihm werden nur noch zwei Menschen im Stande sein, diese Waffen zu schwingen und diese Rüstung zu tragen!« erklärte der König von Ithaka leise. »Denn auch ich wurde von den Herren des Orthos im Feuer gebadet, damit ich den Krieg überlebe. Und dich, Zamorra, schützt die Kraft der entarteten Sonne. Nun aber erwecke ihn, damit er sich am Schimmer der Waffen erfreue und sich mit Agamemnon aussöhne. Sieh, am Firmament erwacht die rosenfingrige Eos, die Göttin der Morgenröte. Vielen tapferen Männern wird sie heute zum letzten Mal erscheinen…!«
***
»Bist du kundig, einen Wagen zu lenken, Zamorra?« fühlte sich der Parapsychologe von hinten angesprochen. Er hatte im Zelt des Agamemnon erlebt, wie sich Achilles mit dem Anführer der Griechen versöhnte. Alles in ihm dürstete nach Rache.
Rache am Besieger des geliebten Patroklos. Achilles drängte es, in den Kampf voran zu stürmen. Doch Odysseus Rat, vorher sich mit Speise und Trank zu stärken, fand allgemeinen Beifall. Die Stadt Troja lag fast fünftausend Doppelschritte vom Schiffslager der Griechen entfernt und auch, wenn ihnen die kampfbegierigen Trojaner auf halbem Wege entgegen kamen, war es für die gerüsteten Krieger zu Fuß ein sehr anstrengender Marsch.
»Ich habe bereits in dem Lande am Nilstrom die Zügel schneller Pferde geführt!« erklärte Professor Zamorra wahrheitsgemäß und dachte dabei kurz zurück an das Wagenrennen zur Zeit der Pharaonen, als er in diese Zeit verschlagen wurde. [1] Prinz Thutmosis, der spätere Moses der Bibel, hatte ihm die beste Ausbildung im Lenken eines Kriegsgespannes gegeben.
»Automedon, mein Lenker, bat mich darum, den Wagen des Patroklos fahren zu dürfen. Und sein Gefährte wird der Mann mit den langen Haaren sein, mit dem du zusammen das Zelt teilst!«
Professor Zamorra zuckte
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