0277 - Dämonenschlacht um Troja
jedoch brüllten und rasten die Griechen vor Begeisterung, daß der große Gegner im Staube lag und das Leben aushauchte. Kalt sah Achilles auf seinen großen Gegner herab, dessen ersterbende Lippen vergebens baten, daß sein Leichnam nach Troja ausgeliefert werden sollte.
Ein hartes, trotzig hervorgestoßenes »Nein« des Peliden war die Antwort.
»Denke an mich, Achilles, in der Stunde deines Todes!« hauchte Hektor mit letzter Kraft. »Denn einst wirst du vor dem skäischen Tor, vom heimtückischen Pfeil getroffen, dein Leben verhauchen!« Hektors Antlitz verklärte sich wie das eines Sehers. Noch einmal wandte er sein Gesicht und blickte zur Höhe der trojanischen Mauer, sah seinen greisen Vater mit der Mutter im Arm und Andromache, die vor Schmerz zu keiner Träne fähig war.
Dann senkte sich der schwarze Nebel des Todes über den tapferen Hektor. Sein Geist floh hinab zu den Schatten.
»Ich empfange meinen Tod, wenn es Zeus und die Götter wollen!« knirschte das Mädchen in der Dämonenrüstung. »Patroklos ist gerächt. Doch nun wollen wir das vollenden, weshalb wir herkamen. Troja muß fallen – und sollte ich mitfallen. Was erfreut mich noch am Leben, seit Patroklos tot ist!«
Diese Worte gaben einen Stich in das feinfühlige Herz des Carsten Möbius. Er wußte, daß er dieses Mädchen für immer unglücklich lieben würde. Der Traum, für einige Tage, ja, nur für einige Stunden mit diesem wunderbaren Geschöpf aus weiblicher Anmut und Grazie gepaart mit jünglingshafter Stärke, glücklich zu sein – nie würde er Wirklichkeit werden.
Während er in Zamorras Nähe die Tarnkappe abnahm, begrub Carsten Möbius eine große Liebe …
***
»Er ist alleine. Es wird ihm nicht gelingen, Troja zu stürmen?« sagte Apollon, nachdem er sich von seiner Bestürzung erholt hatte. Die Wesen aus der Straße der Götter, denen die Obhut des Dhyarra-Kristalls übertragen war, saßen in ihrem Refugium und beobachteten in einer spiegelgleichen, magischen Scheibe die Ereignisse vor der Stadtmauer.
Bestürzung und Trauer malte sich in ihren Gesichtern. Trauer um den Tod des Mannes, der als Kämpfer die stärkste Stütze der Stadt war. Bestürzung jedoch, weil bei Achilles ganz offensichtlich der Energiegürtel um die Stadt keine Wirkung hatte.
Welchen Schachzug plante Hera, die mit Athene, Poseidon und Hephästos versuchten, ihnen die Herrschaft über die Stadt und den Kristall zu nehmen? Doch Apollo war viel zu sehr auf Achilles fixiert, als daß ihm Zamorra aufgefallen wäre, der nicht in diese Zeit gehörte.
»Die anderen Griechen bleiben außerhalb des Schirms!« rief Ares, der Kriegsgott, aufgeregt. »Das bedeutet, daß nur die Rüstung des Achilles gegen die Energiesperre gefeit ist!«
»Und die Lanze? Woher kam die Lanze aus dem Nichts?« fragte Artemis. »Von welcher Zauberei machen unsere Gegner Gebrauch? Ich habe ganz deutlich gesehen, daß die Lanze des Achilles für einen kurzen Moment verschwunden war. Und dann hatte sie der Pelide wieder in der Hand!«
»Es gibt sehr viele Dinge, die wir überprüfen müssen!« erklärte Ares. »Hektors Tod trifft unsere Sache schwer. Eine Schlacht ist verloren. Doch nicht der Krieg. Ich bin in menschlicher Gestalt bei wilden Kriegsvölkern gewesen und habe ihnen erzählt, daß es hier vor den Toren der Stadt den Lorbeer der Helden zu erringen gelte und …«
»Den Tod werden sie ernten!« stieß Aphrodite, die Liebesgöttin, hervor, der Kriege und Gefechte ein Greuel waren. »Was nützt der Lorbeer des Kriegers, wenn er auf einem Grabe verwelkt, während seine Frau und Kinder darben müssen. Ich hasse diesen Krieg! Wenn es nach mir geht, mag Hera und ihre Gefolgschaft den Dhyarra des Zeus besitzen. Keine Macht ist so wichtig und so hoch zu schätzen, daß sie ein Menschenleben kosten darf. Laßt uns diesen unseligen Krieg beenden!«
»Du wirst uns nicht umstimmen, Feinfühlige!« sagte Artemis hart. »Über neun Jahre dauert das Heldenringen um diese Stadt. Nur noch wenige Sonnenumläufe, dann sind die zehn Jahre herum. Und wenn sich der Kristall dann nicht in den Händen unserer Gegner befindet, sind wir die Sieger. So viele tapfere Männer sind gefallen – was kümmert es mich, die Unsterbliche, ob noch ein paar Krieger dort unten ihr Leben aushauchen. Es gleicht doch jenen Illuminationsspielen auf den Bildschirmen im Olympos, mit denen wir uns sonst die Zeit vertreiben.«
»Aber … das auf den Bildschirmen … das sind Projektionen … das sind
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