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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der Kofferdeckel sprang auf. Zamorras Hand schloß sich um den Schaft einer seltsam geformten Pistole.
    Da schob sich etwas mit Gewalt durch die Eingangsfelle, die eine Art Wärmeschleuse darstellten.
    Naugor schrie überrascht auf, weil er sich den Angriff nicht erklären konnte.
    Zamorra dachte nur an den Tupilak. Er warf sich förmlich in den rückwärtigen Teil des Iglus und riß die Waffe hoch, entsicherte sie und ging ins Ziel. Und dann konnte er den Schuß gerade noch verreißen, als er sah, daß er es nicht mit dem Tupilak, sondern mit einem Menschen zu tun hatte.
    Ein unheimlich greller, rotflammender Lichtfinger stach quer durch den Iglu, durchschlug die Eiswandung und brachte sie auf einem Durchmesser von über einem Meter zum Verdampfen. Nebelschwaden erfüllten schlagartig das Innere des Raumes, kochend heißes Wasser sprühte nach allen Seiten und traf auch den Eindringling, in dessen Hand Zamorra einen langen Dolch aufblitzen sah. Der Eindringling taumelte. Zamorras Finger versuchte den Schalter herumzuwerfen. Aber der klemmte.
    Lag es an der Kälte oder an der spontan entstandenen hohen Luftfeuchtigkeit?
    Zamorra konnte es nicht sagen.
    Ein furchtbarer Tritt traf den wie eine Katze herumwirbelnden Naugor und katapultierte ihn bis neben Zamorra an die Iglu-Wand. Der Angreifer versuchte sich in dem Nebel zu orientieren, sah Zamorra und duckte sich. Gleichzeitig schleuderte er den Dolch mit aller Kraft.
    Der Parapsychologe spürte den harten Schlag an der Brust und schaffte es endlich, den Schalter umzulegen. Wieder löste er aus. Zischend entlud sich flirrendes, bläuliches Licht in einem zuckenden Überschlagsblitz.
    Der Eindringling warf sich aber zwischen die Felle und nach draußen.
    Er schrie gellend auf, als ihn ein Teil der Überschlagenergie dennoch traf. Ein dumpfer Aufschlag folgte. Dann sah Zamorra, wie der Mann weiterkroch und nach draußen verschwand.
    Vor Zamorra lag der Dolch am Boden. Er hatte das Amulett getroffen und war abgeprallt. Aber die Wurfkraft war dennoch so groß, daß ein schmerzender Fleck zurückblieb. Zamorra stöhnte und warf sich nach vorn, dem Fremden nach. Der war schon draußen und versuchte davonzukriechen.
    Er zog die Beine nach, die die elektrische Energie erfaßt hatte. Zamorra senkte die Kombi-Waffe etwas und zielte jetzt auf den Oberkörper des Mannes.
    »Bleib liegen, oder ich schieße dich nieder«, sagte er kalt.
    Entsetzt rollte sich der andere herum. Zamorra sah in ein junges Gesicht, das von Todesangst verzerrt war, und sicherte die Waffe. Sie war eine geheime Spezialentwicklung aus den Hexenküchen der Möbius-Labors, von Zamorra in den Härtetest genommen. Die Kombi-Waffe verschoß wahlweise Laserstrahlen oder Lähmstrahlen, verbrauchte ihre Energie aber rasch und mußte dann zwölf Stunden lang im hellen Sonnenlicht über die Solarzellen wieder aufgeladen werden. Die elektrischen Schläge lähmten das Nervensystem der getroffenen Lebewesen.
    Die Dauer der Lähmung richtete sich nach der Stromstärke und der Entfernung zwischen Schütze und Ziel. Durch die Ablenkung der feuchten Felle war der junge Inuk nur schwach »angelähmt« worden. Wahrscheinlich würde er seine Beine bereits in ein paar Minuten wieder bewegen können. Zamorra hütete sich aber, es ihm zu sagen. Breitbeinig blieb er vor dem Jüngling stehen. Aus den Augenwinkeln sah er Nicole, die reglos im Schnee lag. Hinter ihm kam Naugor schnaufend ins Freie und hielt beide Hände gegen seine schmerzende Seite gepreßt.
    »Schau nach, was mit Nicole ist«, bat Zamorra ihn. Naugor humpelte hinüber und untersuchte sie hastig. »Bewußtlos«, stellte er fest.
    In dem Gesicht des jungen Inuk zuckte es.
    »Was sollte dieser Mordanschlag?« fragte Zamorra scharf. »Wer hat dich geschickt? Sprich, oder ich sorge dafür, daß du nie mehr gehen kannst.«
    »Das kann ich doch jetzt schon nicht mehr«, keuchte der Junge. »Verdammt, ich sollte dich umbringen! Du hast mich zum Krüppel gemacht!«
    »Die Lähmung ist nur von kurzer Dauer«, hielt es Zamorra jetzt doch für richtig, ihn zu beruhigen. »Aber ich kann dich ebensogut für immer lähmen. Und nicht nur deine Beine. Also überlege es dir.«
    Es war sonst nicht seine Art, finstere Drohungen dieser Art von sich zu geben, und daß er mit der Waffe auch bei voller Stromdosis keine lebenslange Lähmung hervorrufen konnte, brauchte außer ihm auch niemand zu wissen. Aber irgendwie spürte er, daß mit dem Jungen etwas nicht stimmte, daß er nicht aus

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