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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eigenem Antrieb handelte. Jemand übte Druck auf ihn aus. Hypnose?
    »Ich warte nicht mehr lange«, drohte Zamorra und schob deutlich sichtbar den Sicherungshebel wieder herum. Der Junge sah, wie kleine Leuchtdioden hell wurden und die Feuerbereitschaft der Waffe anzeigten.
    »Was ist das für eine Pistole?« keuchte Naugor verwundert. »Bei den Ahnengeistern, das ist ja unheimlich! Zamorra, schone den Jungen. Ich bin sicher, Coyon griff nicht aus eigenem Antrieb an. Jemand beeinflußt ihn.«
    »Darauf bin ich selbst schon gekommen«, erwiderte der Parapsychologe.
    »Rede, Coyon.«
    Der Junge öffnete den Mund, stemmte sich dabei halb hoch. Er starrte Zamorra verzweifelt an. »Ich… ich kann nichts sagen… ich…«
    Da kniete Zamorra schon neben ihm, konzentrierte sich und versuchte in seine Gedanken einzudringen. Es gelang ihm nur schwer. Da waren verzerrte Nebelfetzen. »Ich erinnere mich… nicht mehr…«, stöhnte Coyon. »Je mehr ich nachdenke, desto blasser wird alles… zwingt mich zu vergessen…«
    Zamorra nickte. Eine dumpfe Ahnung erfaßte ihn. Seine freie Hand umschloß das Amulett. »Lieg still. Ich versuche den Hypnosebann zu sprengen«, sagte er hastig. Mit einem starken Gedankenimpuls aktivierte er Merlins Stern.
    Im gleichen Moment zischte etwas haarscharf an ihm vorbei. Coyon schrie gellend auf. Von einem Augenblick zum anderen steckte ein langer Pfeil in seiner Brust. Coyon sank zurück, zuckte krampfhaft und erschlaffte.
    Zamorra wirbelte herum, feuerte die Waffe in die Richtung ab, aus der der Pfeil gekommen war. Aber der Schatten, den er zwischen Hütten sah, war zu weit entfernt für den Lähmstrahl. Entschlossen schaltete er um. Er sah den Schatten zurückweichen, flüchten. Zamorra zielte beidhändig und schoß. Der grellrote Lichtfinger zuckte durch die Dämmerung, traf das Holz einer leichten Hütte. Schlagartig flammte es auf.
    Eine Gestalt huschte zu einem Iglu hinüber. Wieder feuerte Zamorra, zielte niedrig, um mit dem Laserschuß höchstens die Beine des flüchtenden Mörders zu treffen. Aber er verfehlte ihn abermals. Der Laserstrahl zog eine Flammen- und Wasserdampfspur über den Schnee und erlosch wieder.
    Inzwischen sprangen bewaffnete Männer ins Freie, sahen Zamorra und wußten nicht genau, was sie tun sollten. Sie konnten sich kein Bild der Lage machen, so schnell war alles gegangen. Zamorra erhob sich langsam. Er sah auf die Leuchtdioden der Ladeanzeige. Es hatte keinen Zweck mehr. Die Waffe war fast erschöpft. Es reichte vielleicht noch für einen Schuß, aber der würde schon recht schwach ausfallen. Die Kombi-Waffe mußte wieder aufgeladen werden. Zamorra schaltete sie ab und steckte sie in die Hosentasche.
    Jetzt fühlte er auch, wie die eisige Nachtkälte durch die dünne Kleidung in seine Haut biß. Er schüttelte sich und sah Naugor an.
    »Coyon ist tot«, sagte der Inuk brüchig.
    »Wir müssen Nicole in den Iglu bringen«, sagte Zamorra. »Faß mit an.«
    Gemeinsam trugen sie die Bewußtlose nach drinnen. Aber viel wärmer war es hier nun auch nicht mehr. Das große Loch, das der Laserstrahl in die Wandung geschnitten hatte, war unübersehbar. Zamorra schlüpfte in die gefütterte Jacke und nahm einen kräftigen Schluck von Naugors Selbstgebranntem, um wenigstens innerlich halbwegs wieder warm zu werden. Er dachte an den geflohenen Mörder. Er hatte eine dumpfe Ahnung, um wen es sich handeln konnte, aber er wagte diese Ahnung nicht in Worte zu kleiden. Noch nicht.
    Er wußte nicht, was daraus entstehen mochte. Denn er wußte nur Naugor wirklich auf seiner Seite. Die Reaktion der anderen Innuit vermochte er nicht abzuschätzen…
    »Willst du ihn nicht verfolgen?« keuchte Naugor jetzt.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Er hinterläßt eine Fährte. Und vielleicht frißt ihn der Tupilak«, sagte er. »Hilfst du mir?«
    »Ja«, sagte Naugor.
    »Dann versuche mit deinen Gefährten, den Iglu zu reparieren. Schließt die Öffnung irgendwie. Ich muß mich um Nicole kümmern.«
    Naugor nickte und huschte nach draußen. Zamorra schälte Nicole aus ihrer Winterkleidung. Er hoffte, daß sie sich draußen nicht unterkühlt hatte. Kalt genug fühlte sie sich an. Hastig entkleidete er sie weitgehend, kratzte Schnee von den Igluwänden und rieb ihren Körper damit ein, um die Durchblutung zu fördern. Im Schein des kleinen Feuers nahm ihre Haut rasch eine rosigere Färbung an. Zamorra kleidete sie wieder an, legte sie auf und unter die wärmenden Decken und wiederholte die

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