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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schicken. Aber ich bin nicht sicher, ob die Boten wirklich ihr Ziel erreichten. Vielleicht liegen ihre Reste irgendwo und verfaulen.«
    »Du meinst…«
    »Ich meine, daß der Tupilak sie getötet haben könnte«, sagte Naugor vorsichtig. »Mehr habe ich nicht gesagt.«
    Zamorra starrte ihn an.
    »Aber du denkst, daß Shinan nicht will, daß der Aussender des Tupilak gefunden wird«, sagte der Parapsychologe.
    Naugor sprang auf, stieß mit dem Kopf gegen das Iglu-Dach. Seine Augen weiteten sich, als er hervorstieß: »Du liest meine Gedanken? Wie? Denn so wollte ich meine Gedanken formulieren, aber verschweigen! Zamorra, hast du wirklich meine Gedanken gelesen?«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. Dann nickte er.
    »Manchmal gelingt es mir, wenn jemand besonders intensiv an etwas denkt. Es müssen ganz besondere Umstände vorherrschen, dann kann ich zuweilen Gedankeninhalte erfassen. Aber, Naugor«, und er beugte sich vor und zog den Inuk wieder auf das Sitzfell herab, »kann Shinan, der Schamane, auch Gedanken lesen?«
    »Niemand weiß es«, keuchte Naugor erschrocken. »Er ist der Zauberer. Er heilt und spricht mit den Geistern, und manchmal tötet er auch über große Entfernungen, heißt es. Aber ob er Gedanken lesen kann, weiß niemand von uns. Zamorra…«
    »Ja… ?«
    »Zamorra, tu es nie mehr! Versuche nie wieder, meine Gedanken zu lesen, oder ich werde dich töten.«
    Und dabei sah er so verzweifelt aus, und so hilflos und verletzlich, daß Zamorra in dieser Drohung keine Feindschaft sehen konnte, sondern nur eine Warnung. Er verstärkte den Druck seiner Hand.
    »Naugor, was andere Menschen denken, geht mich nichts an, aber du solltest deine Gefühle kontrollieren. Du dachtest zu laut, Freund. Ich fing die Gedanken auf, ob ich wollte oder nicht.«
    Nicole nickte unwillkürlich dazu.
    Naugor fuhr herum. »Kann sie – das auch?«
    »Nur manchmal und viel weniger schwach als Zamorra«, gestand sie.
    »Es sind mehr nur Ahnungen. Aber du, Naugor, bist wie ein Sender, der andere zwingt, mitzuhören, wenn sie auch nur ganz schwach para-begabt sind.«
    Naugor schüttelte sich. Er preßte die Hände gegen die Schläfen. »Ich verstehe das nicht.«
    »Wenige verstehen es, aber das ist normal. Doch sieh dich wirklich vor. 26 Wenn Shinan Gedanken lesen kann und dein Verdacht stimmt… Naugor, soll ich eine Sperre in dir errichten, die dich abschirmt?«
    Heftig schüttelte der Inuk den Kopf. »Niemand darf in meinem Kopf herumspielen. Niemand, Zamorra. Wenn Shinan mein Feind wird, muß ich mit ihm fertigwerden, aber auf meine Weise. Und ich hoffe, daß mein Verdacht nicht stimmt, denn ein Schamane, der nicht mehr für seinen Stamm arbeitet…«
    Er verstummte.
    Nicole sah auf die Uhr. »Ich glaube, es ist an der Zeit, das Signal abzusenden«, sagte sie. »Sonst macht Captain York sich Sorgen.«
    Zamorra wollte sich erheben, aber Nicole drückte ihn auf seinen Platz zurück. »Ich mache das schon.« Sie streifte die gefütterte Jacke über, stülpte sich die Mütze auf den Kopf und verließ den Iglu.
    Sie konnte nicht einmal mehr aufschreien.
    ***
    Shinan war in der Lage, Gedanken zu lesen, aber nur dann, wenn er sich in Trance versetzte. Dazu war er aber im Moment nicht fähig.
    Er hatte Professor Zamorra gesehen!
    Und der war ihm unheimlich. Shinan spürte die Para-Kräfte, die dieser Mann in sich barg. Der Weiße, der das Opfer des Tupilak werden sollte, war wie ein Schamane! Und er trug ein magisches Requisit bei sich, das Shinan dumpfe Furcht einflößte. Selbst unter der dicken Jacke hatte der Schamane es gespürt.
    Shinan fror innerlich trotz der Wärme in seinem Iglu. Von einem Moment zum anderen behagte ihm sein Pakt mit dem Glutäugigen nicht mehr. Dieser Zamorra war in der Lage, Shinan und seinen Plan von einem Moment zum anderen zu durchschauen. Und konnte er damit nicht auch die einzige Möglichkeit sehen, den Tupilak zu stoppen?
    Shinan preßte die Lippen zusammen. Sein Verbündeter hatte ihn hereingelegt!
    Denn dieser Mann war kein einfaches Opfer, sondern ein ebenbürtiger Gegner. Shinan mußte sofort handeln. Er konnte nicht darauf warten, daß der Tupilak sein Opfer holte.
    Er mußte ihm vorgreifen – und wenn das nicht gelang, mußte er fliehen, bevor dieser Zamorra ihn durchschaute.
    Shinan verließ seinen Iglu und sah sich um. Wie ein gewaltiges stählernes Insekt stand der Hubschrauber da in der Dämmerung. Kurz erwog Shinan, etwas mit der Maschine anzustellen. Aber er wußte nicht damit

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