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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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über das Schicksal des Frevlers entscheiden.«
    »Frevler?« heulte der Mann mit der Axt. »Er ist ein Dämon.«
    »Hättet ihr ihn dann mit der Harpune zu verletzen vermocht? Narren! Laßt den Angakok entscheiden, sage ich!«
    Seine Worte zeigten Wirkung. Man gehorchte ihm. Männer kamen heran, packten zu und zerrten Zamorra mit sich in eine der Holzhütten. Als er sich umsah, sah er, wie Naugor in die Hubschrauberkanzel kletterte.
    Minuten später erstarb das Dröhnen der Rotoren. Kurz darauf schleppte man auch Nicole in die Holzhütte.
    Ein Inuk löste vorsichtig den Harpunenpfeil aus Zamorras Schulter.
    Das war aber alles, was er tat. Er versorgte die Wunde nicht weiter. Nun, daß Zamorra sterben würde, war für die Innuit beschlossene Sache, und dieser Mann sah nicht ein, den Todgeweihten vorher noch pflegen zu müssen. Zu dritt fesselten sie sowohl Zamorra als auch die immer noch bewußtlose Nicole und ließen sie in der Hütte zurück. Ein Riegel wurde außen vorgelegt, dann trat Stille ein.
    Aus der Schulterwunde sickerte Blut und durchnäßte und verklebte Zamorras Kleidung. Dumpf pochte der Schmerz.
    Der Parapsychologe zerrte an seinen Fesseln, merkte aber rasch, daß er sie aus eigener Kraft nicht lösen konnte. Hinzu kam, daß seine Kraft mehr und mehr nachließ…
    Er fragte sich, ob er den kommenden Morgen noch erleben würde…
    ***
    Shinan erreichte das Dorf. Er taumelte mehr, als daß er ging, aber zufrieden stellte er fest, daß man seine Rückkehr mit Freude bemerkte.
    Naugor und Clingor, der immer noch die breite Axt in der Faust hielt, traten auf ihn zu.
    »Wir haben den Dämon gefangengesetzt, und auch seine Begleiterin«, sagte Clingor. »Naugor sagte, du solltest entscheiden, was mit ihnen geschieht.«
    »Ihr seid sicher, daß sie nicht entweichen können?« fragte Shinan rauh.
    Clingor nickte. »Es stehen Wachen vor der Hütte.«
    Shinan grinste, aber Augenblicke später war sein Gesicht schon wieder ausdruckslos. »Zamorra ist mein Freund«, sagte der Schamane. »Ich habe mit den Geistern geredet, und sie warnten mich. In dieser Nacht werde ich noch einmal mit ihnen reden und sie fragen, was zu tun sei.«
    »Sie warnten dich? Wovor?«
    »Vor Zamorra«, log Shinan. »Und jetzt weiß ich, daß er es war, der uns den Tupilak schickte.«
    Jetzt erbleichte auch Naugor. Aber er sah keinen Grund, an denWorten des Schamanen zu zweifeln, so wie es Andar getan hätte. Doch Andar war tot.
    »Aber welchen Grund sollte er dafür haben?«
    »Niemand weiß es«, murmelte der Schamane. »Doch ich werde die Geister fragen.«
    Er suchte seine Schneehütte auf und verschwand darin. Eine halbe Stunde später kehrte er zurück.
    »Zamorra schickte uns den Tupilak«, sagte er. »Die Geister bestätigten es mir. Es gibt nur eine Möglichkeit. Im Morgengrauen werden wir Zamorra hinausbringen und an einen Pfahl binden. Dann wird der Tupilak kommen und ihn verschlingen. Stirbt aber der Zauberer, so verschwindet auch der Tupilak, um nie wieder zurückzukehren.«
    Naugor war skeptisch. »Unsere Überlieferungen reden aber anders, und das weißt du, Angakok«, wandte er ein. »Der Tupilak stirbt ab, wenn seine Rache erfüllt ist oder er zurückgerufen wird…«
    »Und wenn sein Schöpfer stirbt«, sagte Shinan nachdrücklich. »Die Geister sagten es mir! Zweifelst du an ihren Worten?«
    Naugor senkte den Kopf.
    »So gehorcht, und der Fluch wird von uns weichen.«
    Damit war das Urteil gesprochen. Das Todesurteil für Professor Zamorra…
    ***
    »Sehr geschickt«, murmelte der Unheimliche, der wieder in die andere Dimension zwischen Erde und Hölle zurückgekehrt war. Er beobachtete wieder durch das Heptagramm, den magischen siebenzackigen Stern.
    Leicht legte er den Kopf zurück, und in seiner Stirn glomm das Silber auf.
    Der Schwarzgekleidete grinste und klatschte in die Hände. Eine Sklavin eilte herbei und reichte ihm einen Pokal mit schwerem, rotem Wein.
    Der Unheimliche trank und scheuchte die Sklavin fort, an deren Körper er in diesem Moment keinen Gefallen finden konnte.
    Zamorras Ende war wichtiger als alles andere.
    Sein Erzfeind war dem Tod geweiht!
    Aber noch war es zu früh zu triumphieren. Noch lebte der Meister des Übersinnlichen.
    Der Schwarze grinste teuflisch. »Bald schon«, flüsterte er, »wird man mich so nennen. Versteht ihr? Mich! Den Meister des Übersinnlichen!«
    Die Knöchernen nickten zustimmend und gehorsam. Sie widersprachen niemals.
    Der schwere Wein konnte den Schwarzgekleideten nicht

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