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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Richtung, aus der es kam. Er wurde blaß. Eine riesige, schwarze Masse walzte sich rasend schnell heran, direkt auf ihn zu.
    Lange, weiße Zähne blitzten im Sternenlicht!
    Der Tupilak kam!
    Er fauchte und näherte sich dem Schamanen.
    Der begriff, daß er selbst gemeint war! Beschwörend breitete er die Arme aus. Der Tupilak konnte und durfte ihn, seinen Schöpfer, nicht angreifen!
    Shinan rief die Zauberworte des magischen Zwangs. Aber der Tupilak stoppte nicht.
    Der Unheimliche wies mit ausgestrecktem Arm auf Shinan. Und der Tupilak folgte dem lautlosen Befehl!
    Shinans Gesicht wurde zur Fratze. Der Tupilak, sein Geschöpf, gehorchte dem anderen! Da begann Shinan zu laufen. Er kam im lockeren Schnee hier oben jenseits der festgetretenen und festgefahrenen Pfade nur mühsam vorwärts. Der Schnee behinderte ihn. Hinzu kam, daß er ein alter Mann war. Er war nicht mehr so kraftvoll und schnell wie einst.
    Rasch geriet er außer Atem. Keuchend und schnaufend wuchtete er seinen alten Körper vorwärts, Meter um Meter.
    Er sah sich gehetzt um.
    Der Tupilak war hinter ihm, kam ihm immer näher, und neben dem mörderischen Ungeheuer ritt der Schwarze auf seinem Rappen, und unter der Maske glühten seine Augen!
    Er lachte, dieser Dämon!
    Shinan stürzte, raffte sich wieder auf und stolperte erneut. Auf Händen und Knien arbeitete er sich weiter vor. Der Tupilak holte jetzt auf, war bereits über ihm. Die mächtigen Zähne schwebten über Shinan.
    Und schnappten zu.
    ***
    Zamorra flog Angriff! Er drosch den Hubschrauber direkt auf die Innuit zu! Im Tiefflug donnerte er auf sie zu. Seine schweißnassen Hände klammerten sich um die Lenkhebel. Laut brüllte die Maschine, grell flammten sämtliche Scheinwerfer.
    Wichen sie noch nicht? Sprangen sie noch nicht zur Seite?
    Er riskierte mit seinem Tiefflug einen Absturz, aber er hoffte, daß er es schaffte und die Nomaden bluffen konnte. Er wollte keinen von ihnen verletzen. Er wollte sie nur verschrecken, sie zur Flucht bringen, um dann Nicole aufpicken zu können.
    Die ersten sprangen jetzt davon, hasteten über den Schnee. Andere rissen ihre Gewehre hoch und versuchten zu feuern. Aber Zamorra war mit dem Hubschrauber zu schnell.
    Es ging alles innerhalb weniger Sekunden vor sich.
    Die aufschreienden Innuit, die nicht gerammt werden wollten, spurteten davon. Der Hubschrauber wirbelte eine gewaltige Pulverschneewolke hoch, die ihn förmlich einnebelte. Zamorra stoppte ab. Fast wäre ihm die Maschine dabei übergekippt. Er ließ sie hart aufsetzen. Seine Hände flogen über die Schalter und Hebel. Ein einziger Fehlgriff, und alles war aus. Und auf jeden Handgriff mußte er sich konzentrieren. Immerhin besaß er zwar eine Fluglizenz für Hubschrauber, aber er flog ja schließlich nicht jeden Tag!
    Ganz im Gegenteil…
    Er stieß die Luke auf und beugte sich vor. Da sah er, daß er sich um ein paar Meter verschätzt hatte. Nicole lag fünf Meter vom Hubschrauber entfernt! Aber das war auf die schlechte Nachtsicht und den aufgewirbelten Schnee zurückzuführen, der sich jetzt wieder herabsenkte.
    Er murmelte eine Verwünschung und glitt in den Schnee hinaus. Über ihm dröhnte die Maschine. Er hastete auf Nicole zu, um sie hochzureißen.
    Da traf ihn der harte Schlag an der Schulter, wirbelte ihn herum und schleuderte ihn zu Boden. Entsetzt sah er den Pfeilschaft, der aus seiner Schulter ragte und der mit einer langen Schnur verbunden war. Ein Harpunenpfeil!
    Ein leichter Ruck erfolgte und erzeugte höllischen Schmerz. Er tastete nach dem Pfeil, wollte ihn aus der Wunde ziehen, aber da kam der nächste Ruck. Aufstöhnend verharrte er.
    Sie hatten ihn förmlich an der Angel!
    Und jetzt kamen sie heran. Allen voran der Wortführer von vorhin, der jetzt eine breite Axt in der Hand hielt.
    »Wir sagten dir, daß du uns verlassen solltest, Dämon«, sagte er grimmig.
    »Du tatest es nicht. Damit hast du dein Leben verwirkt.«
    Zamorra starrte ihn an.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte er. »Ihr verdammten Narren!«
    Sie machten alles falsch. Er aber auch!
    Er mußte sich eingestehen, mit seinem Angriffsflug alles verpatzt zu haben! Er hätte irgendwo weitab landen und zu Fuß zurückkehren sollen, um Nicole zu befreien! Ungeachtet des Tupilak, der mit Sicherheit irgendwo draußen auf ein Opfer wartete.
    Aber nein. Er mußte ja wie ein Anfänger mitten ins Dorf rasen, in die Menschenmenge, um Nicole befreien zu wollen. Und dabei hatte er sich bei der Landung auch noch um ein

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