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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Lage, das alles zu begreifen. Die Innuit mußten den Verstand verloren haben! Sekundenlang spielte er mit dem Gedanken, herumzuwirbeln und die Männer mit den gefährlichsten Waffen mit ein paar Lähmschüssen niederzustrecken, zu kämpfen. Aber erstens hatte es angesichts der Übermacht eines ganzen Nomadendorfes keinen Zweck, und zweitens war es nicht seine Art. Diese Männer waren unschuldig. Sie waren Opfer ihrer alten Traditionen, ihres starren, unbedingten Glaubens an die Güte ihres Schamanen.
    Zamorra konnte nichts machen. Er mußte sich davonmachen.
    Er kletterte in den mehr und mehr vereisenden Hubschrauber und brachte die Motoren in Gang. Die Rotorblätter begannen sich schwerfällig zu bewegen, schneller zu werden. Zamorra starrte das Funkgerät an.
    Sollte er vielleicht Captain York um Verstärkung bitten? Eine Gruppe Soldaten würde schon für Ordnung sorgen… aber nein. Er durfte es nicht tun, und York würde es auch nicht tun. Die Bewohner Grönlands standen unter dänischer Verwaltung, und die Jungs in der Thule-Basis waren Amerikaner. Es würde zu internationalen Verwicklungen kommen.
    Nein, das hier mußte Zamorra selbst ausbaden.
    Der Hubschrauber hob ab und bewegte sich torkelnd. Zamorra schaltete den Scheinwerfer ein und schwenkte herum. Der große Lichtkegel erfaßte die Gruppe der Innuit, die immer noch zu ihm hinauf starrten.
    Und da lag Nicole immer noch auf dem kalten Schnee. Da nahm ein wahnwitziger Plan in dem Meister des Übersinnlichen Gestalt an.
    Der Bell-Hubschrauber schwang herum und beschleunigte mit dröhnendem Motor…
    ***
    Shinan war in die Nacht hinaus geflohen. Jetzt, wo er weit draußen in der Schneewüste war, fand er wieder Ruhe und Zeit zum Überlegen.
    Es war fehlgeschlagen. Zamorra lebte noch, und er selbst hatte fliehen müssen…
    Er hockte sich in den Schnee. Von hier oben, von einer Erhöhung aus, konnte er das Dorf mit Iglus und wenigen Holzhütten sehen. Der Glutschein des niedergebrannten Häuschens zeigte ihm, was unten geschah.
    Zufriedenheit erwachte in ihm, als er die Feindseligkeit bemerkte, welche die Innuit Zamorra mehr und mehr entgegenbrachten.
    Sie würden ihn aus dem Dorf jagen!
    Shinan atmete auf. Er fühlte sich erleichtert. Wenn Zamorra fort war, konnte er zurückkehren. Er würde die Männer loben. Niemand würde ihm Fragen stellen. Er war niemandem Rechenschaft schuldig, nicht einmal Naugor, der der neue Häuptling werden würde. Und vielleicht war es ratsam, sich Naugors zu versichern. Ein wenig Magie konnte ihn gefügig machen, wie auch Coyon…
    Shinan grinste.
    Er erhob sich jetzt wieder, stand da als dunkler Fleck gegen den Nachthimmel, der nicht völlig dunkel werden wollte. Aber niemand sah zu ihm hinauf, niemand erkannte ihn. Shinan verfolgte, wie Zamorra zum Hubschrauber getrieben wurde. Seine Gefährtin blieb zurück. Shinan grinste breiter. Daraus ließ sich etwas machen. Ärgerlich war nur, daß dieser Zamorra sich jetzt mit dem Hubschrauber wieder entfernen würde. Shinan hätte es lieber gesehen, wenn man ihn in Fesseln gelegt oder sofort getötet hätte. Damit wäre auch den Plänen des mächtigen Auftraggebers entsprochen worden.
    Wichtig war, daß Zamorra starb. Das wie war weniger wichtig.
    Etwas schnaubte und prustete hinter ihm.
    Erschrocken wirbelte Shinan herum. Da sah er den schwarzen Reiter wieder. Lautlos war er aus dem Nichts gekommen und hatte sich dem Schamanen von hinten genähert. Jetzt zog er das Pferd auf die Hinterhand hoch. Die Vorderhufe des schwarzen Reittiers schlugen nach Shinan, der erschrocken zurücksprang.
    »Narr«, fauchte der Vermummte und ließ das Pferd wieder herunter.
    »Was hast du dir dabei gedacht?«
    Shinan schwieg.
    Der Unheimliche ritt näher heran.
    »Mit deiner närrischen Aktion«, wurde der Unheimliche deutlicher.
    »Um ein Haar hättest du alles verpatzt. Du solltest ihn dem Tupilak überlassen!«
    »Er besitzt magische Kraft«, gab Shinan zurück. »Was sollte ich tun? Er durchschaute mich…«
    »Erst, nachdem du ihn bedrohtest«, fauchte der Unheimliche. Er hob eine Hand und schnipste mit den Fingern. »Ich werde dich für dieses Versagen bestrafen müssen, Angakok Shinan. Ich kann es nicht dulden, daß jemand, der in meinem Auftrag arbeitet, versagt.«
    »Bestrafen?« fuhr Shinan auf. »Bedenke, daß ich dir den Tupilak schuf! Bedenke…«
    »Halte den Mund, Narr, und laufe um dein Leben«, zischte der Unheimliche.
    Ein schleifendes Geräusch ertönte.
    Unwillkürlich sah Shinan in

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