0279 - Hexenkraft und Druidenzauber
ein Mensch gewesen war…
***
Wir hatten einen Namen.
Ferry Markovic!
Ihn rief ich an und bekam keine Verbindung. Also blieb es bei unserem ursprünglichen Plan, erst einmal die Wohnung des Ermordeten zu überprüfen.
Dort angekommen, fanden wir ein schmales Haus vor, in dessen Dachgeschoß Pickford zwei Zimmer gemietet hatte. Es war ein kleines wunderschönes Haus, an dessen Mauern Efeu und wilder Wein emporrankten. Im Vorgarten stand eine Frau und schnitt Blumen, während die Strahlen der Sonne auf ihren Rücken knallten.
Wir grüßten freundlich, zeigten unsere Ausweise und stellten fest, dass die Frau die Ruhe selbst war. »Was wollen Sie denn schon wieder?« fragte sie.
»Uns die Wohnung von Mr. Pickford anschauen.«
Sie winkte ab. »Das hilft Ihnen nichts. Ihre Kollegen haben Sie schon durchsucht.«
»Wir wollen trotzdem noch einmal nachschauen.«
Die Frau drehte ab und schloss die Haustür auf. Im Innern des Hauses war es angenehm kühl. Dies änderte sich, sobald wir höher kamen, da nahm die Temperatur stetig zu, und wir begannen wieder zu schwitzen.
Unter dem Dach war es besonders schlimm. Dort stand die Luft. Die Wohnungstür war niedrig. Wir mussten die Köpfe einziehen, als wir vor ihr standen und auf das Polizeisiegel schauten.
Wir mussten es aufbrechen. Normalerweise ist das verboten. Wir hatten jedoch einen Grund und waren zudem Polizisten.
Muffige, abgestandene Luft schlug uns entgegen, als wir den kleinen Raum betraten. An der linken Wand war ein offener Durchbruch, der in das zweite Zimmer führte. Von der Größe her konnte man den Raum vergessen. Er besaß ungefähr die Ausmaße einer Abstellkammer. Nur ein winziger Schreibtisch und ein Bett standen darin. Ein Fenster besaß der zweite Raum nicht, und das Fenster des ersten verdiente nur den Namen Luke.
Man konnte sie durch einen Hebel hochschieben, was Suko auch tat. Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um über den Rand nach unten schauen zu können.
»Was siehst du?« fragte ich ihn, während ich um die mit Kreidestrichen aufgezeichneten Umrisse der Leiche ging. Dort hatte der tote Körper gelegen. Die Stelle war genau markiert worden.
»Dahinter liegt ein Garten.«
Ich verließ den Raum und ging in den zweiten. Dort ließ ich das Bett außer acht. Wichtig war der kleine Schreibtisch. Die Kollegen hatten ihn zwar durchsucht, aber ich wollte trotzdem noch genau nachschauen, vielleicht entdeckte ich einen Hinweis. Wir gingen einen Fall immer von anderen Voraussetzungen an, und so manches Mal hatten wir mit dem etwas anfangen können, was andere übersehen hatten.
Wir fanden nichts Persönliches. Keine Briefe, keine Notizen, die auf irgend etwas hingewiesen hätten, nur einige Prospekte.
Suko kam in dem Augenblick, als ich die Prospekte in der Hand hielt.
»Was ist das denn?« fragte er.
Ich hob die Schultern. »Da wird eine Reise angeboten.«
»Und wohin?«
»Nach Irland.«
Suko nahm einen Prospekt entgegen. »Scheint eine Bildungsreise zu werden«, meinte er.
Der Ansicht schloss ich mich an. Eine Bildungsreise von besonderer Art, denn wie ich den Prospekten entnahm, sollte die Reise zu alten keltischen Ausgrabungsorten führen.
»Nachtigall, ich hör dir trapsen«, meinte Suko.
»Wieso?«
»Die Kelten, die Druiden. Das ist doch etwas oder nicht?«
»Kann schon sein. Fest steht nur, dass unser Mann nicht gefahren ist. Man hat ihn vorher umgebracht.«
»Fragt sich nur, wer es gewesen ist, und aus welchem Grund dies geschah?«
Ich hob die Schultern. »Wir werden es noch herausbekommen.« Ich warf den Prospekt wieder auf den Tisch.
»Du machst ein nachdenkliches Gesicht«, sagte Suko. »Was schwirrt denn durch deinen Schädel?«
»Ich denke darüber nach, dass wir es nicht geschafft haben, diesen Ferry Markovic zu erreichen.«
»Und?«
»Vielleicht hat nicht sein Assistent die Fahrt nach Irland unternommen, sondern Markovic selbst.«
»Hast du heute deinen großen Durchblickertag?«
»Wieso?«
»Die Idee könnte von mir sein.«
»Gib mal nicht so an. Aber da werde ich noch genauer nachhaken.«
»In Wales?«
Ich hob die Schultern. »Vielleicht.«
Suko schüttelte den Kopf. »Wir sollten erst einmal die andere Möglichkeit abchecken und uns dort umsehen, wo Markovic und sein Assistent ihre Brötchen verdient haben.«
»Das sowieso.«
Da der Schreibtisch nicht verschlossen war, suchten wir auch dort noch nach. Wir zogen die drei schmalen Schubläden der Reihe nach auf und fanden sie leer bis auf
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