0279 - Hexenkraft und Druidenzauber
leiden. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und sackte in der Hocke zusammen.
»Nun?« fragte Wikka, ohne sich um sein leises Wimmern zu kümmern.
»Wie hast du dich entschieden?«
Rod riss den Mund auf. Er saugte pfeifend den Atem ein. »Ja!« keuchte er. »Ja, ich mache es.«
»Mit deinem Blut?« Die Frage klang lauernd.
»Auch das.«
Im nächsten Augenblick brachen die Flammen zusammen. Auch die beiden Ratten verschwanden von den Armen des jungen Mannes. Sie verwandelten sich innerhalb einer winzigen Zeitspanne wieder in Schlangen, die durch die Luft wirbelten und ihren Platz dort fanden, wo sie auch hergekommen waren.
An Wikkas Stirn.
Dort blieben sie hocken, ringelten noch vor, bewegten sich, schlugen Kreise, aber sie lösten sich nicht mehr, so dass beide Männer aufatmeten.
Wikka hob beide Hände. »Ihr habt also gesehen, wie mächtig ich bin, und dass die Kräfte der Hölle nicht nur auf sie begrenzt bleiben, sondern hineingreifen in das menschliche Leben. Ich bin mächtig, aber über mir steht ein noch Mächtigerer. Es ist der Höllenherrscher, Asmodis oder der Teufel. Ihm gehorche ich, und wenn ihr mir gehorcht, so seid ihr gleichzeitig auch seine Diener. Habt ihr das verstanden?«
Rod und Tiger nickten synchron.
»Um den Pakt für alle Zeiten zu besiegeln, brauchen wir euer Blut«, erklärte sie. Sie sprach bewusst in der Mehrzahl, denn sie bezog den Teufel in ihre Recherchen mit ein. »Das Blut ist ein besonderer Saft. Zusammen mit den Kräften der Hölle wird es euch an die Finsternis ketten, und das werde ich euch jetzt beweisen.« Sie ging ein wenig zur Seite und konzentrierte ihren Blick auf das Messer mit der langen Klinge, das einmal Tiger gehört hatte.
»Seht das Messer an!« zischelte sie. »Diese Klinge ist der Beschleuniger für den Pakt mit der Hölle!«
Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Rod und Tiger wieder etwas Unheimliches und Unerklärliches zu sehen bekamen, denn ohne irgendwelche Mithilfe, machte sich das Messer selbständig und hob langsam vom Boden ab.
Es schwebte in die Höhe…
Ein lautloser Vorgang, der trotz seiner Unheimlichkeit eine gewisse Faszination auf beide ausübte, denn sie schauten zu, wie sich das Messer drehte, in der Luft einen Winkel von 180 Grad bildete, so dass die Spitze jetzt genau auf den zwischen den Knochen hockenden Tiger wies.
Der bekam es mit der Angst zu tun. Seine Augen riss er noch weiter auf, und sein Hals schien zu einem Magnet zu werden denn er allein zog das Messer an.
Es nahm den direkten Kurs auf ihn. »Töten!« schrie Rod. »Du willst uns töten, verdammt!«
»Nein!«
Wikka hatte recht. Die Spitze durchbohrte den Hals des jungen Mannes nicht, denn kurz vor Erreichen seines Zieles drehte sich das Messer abermals, so dass seine Breitseite jetzt quer zur Kehle des jungen Mannes lag.
Ein kurzer Ruck nach vorn.
Kontakt!
Dann der Schnitt!
Tiger kam nicht einmal dazu, einen Schrei auszustoßen, so rasch lief alles ab. Aber er spürte den Schmerz, der scharf und beißend seinen Hals wie einen Kreis umzog.
Ein roter Ring aus Blut entstand unter seinem Kinn. Die kleinen Perlen quollen hervor und rannen in dünnen Fäden an der hellen Haut hinab, bis sie im Hemdkragen versickerten.
Tiger wimmerte. Er konnte sich kaum noch halten. Seine nach hinten gedrückten Arme zitterten. Mit den gespreizten Händen hatte er sich abgestützt, der Mund stand weit offen, keuchende Laute drangen daraus hervor, und er schaute zu, wie sich Wikka von ihrem Platz löste und auf ihn zukam.
Neben ihm blieb sie stehen. »Dein Blut!« hauchte sie, »wird unseren Pakt besiegeln.« Sie beugte ihren Kopf vor, und die beiden Schlangen machten die Bewegung mit.
Ihre Körper schienen aus Gummi zu bestehen, so weit drückten sie sich nach vorn, dann öffneten sich ihre Mäuler, und die gespaltenen Zungen glitten hervor, wobei sie in die am Hals längs geschnittene Wunde tauchten und das Blut aufleckten.
Tiger wusste kaum, was mit ihm geschah. Er hockte am Boden und zuckte. Erst als sich die Schlangen zurückzogen, hörten diese Bewegungen auf, und er konnte wieder freier atmen.
Kein Tropfen Blut schimmerte mehr an seinem Hals.
»Jetzt gehörst du zu mir«, sagte Wikka und befahl ihm, sich in die Höhe zu stemmen.
Der junge Mann gehorchte. Ein wenig schwankend stand er noch da.
Wikka schaute ihm ins Gesicht. Sie sah die helle Haut, die normale Haut, und sie musste wieder daran denken, wie sie aussah. Aber das sollte sich
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