0279 - Hexenkraft und Druidenzauber
wieder änderte.
Die Basis dazu hockte auf Wikkas Schultern.
Vor ihr tauchte ein graues Loch auf. Es war der Höhlenausgang. Mit ein paar Schritten hatte sie ihn erreicht, musste sich ducken und kroch fast nach draußen, denn das Skelett auf ihrer Schulter sollte nicht zerstört werden.
Nie war ihr in ihrem dämonischen Leben etwas wichtiger als das Skelett des Druiden gewesen. Wenn sie es beschwor, wenn sie den Geist des Dedre zurückholte, musste der ihr ebenfalls einen Gefallen erweisen und sie von dem Fluch des Hexensteins befreien.
So hatte sie es sich gedacht, und so würde sie alles in die Wege leiten.
Auf Jane Collins konnte sie sich dabei auch verlassen. Sie hielt die unmittelbare Umgebung der Höhle »sauber«, denn Wikka durfte auf keinen Fall gestört werden.
Von Jane sah sie nichts. Auch nicht von den anderen vier Menschen, die ihnen in die Falle gelaufen waren.
Bevor diese sich versahen, waren sie schon zu Hexendienern geworden.
Sie gehorchten jetzt Jane Collins und Wikka.
Wikka war fest davon überzeugt, den restlichen Weg auch noch zurücklegen zu können. Bisher war alles glattgegangen, es hatte kaum Probleme gegeben, und auch John Sinclair war ihnen nicht in die Quere gekommen, obwohl er sich mit seinem Freund, dem Chinesen, in der Nähe aufhielt. Jane wollte sich um ihn kümmern, und falls es ihr eben möglich war, ihn auch vernichten.
Vor der Höhle legte Wikka das Skelett auf den Boden. Es war eine magische Erde, denn hier hatten die Druiden gelebt und den Boden mit ihrem Geist getränkt.
Jeder Krumen, jedes Blatt, jeder Zweig atmete die alte Druiden-Magie aus, eine nicht greif- oder fassbare Magie, sondern eine, die im Verborgenen blühte.
Sie musste geweckt werden. Man konnte sie nicht vernichten. Früher hatten sich Druiden und Hexen bekämpft. Wenigstens bei den Zauberpriestern, die sich nicht auf die Seite des Bösen gestellt hatten.
Und davon gab es viele, wie Wikka wusste.
Auch Dedre gehörte dazu, und sie hoffte auf dessen Dankbarkeit, wenn sie ihn nun zurück ins Leben holte.
Unter seinen Knochen breitete sie den blutroten Umhang aus. Er war etwas ganz Besonderes. Dieser Umhang bestand aus dem geronnenen und erstarrten Blut eines mörderischen Drachen, der einmal in diesen Wäldern gehaust hatte und von dem Druiden Dedre vernichtet worden war.
Aus dem magisch behandelten Drachenblut hatte er sich einen Mantel fertigen lassen, der ihm so etwas wie das Gefühl der Unbesiegbarkeit gegeben hatte.
Für Wikka war der Umhang ungeheuer wichtig. Ohne ihn wäre alles verloren gewesen.
Rechts und links des Knochenkörpers schaute er hervor. Die Oberhexe strich mit ihren langen Fingern über das erstarrte Drachenblut, und sie lächelte dabei.
Es fühlte sich gut an, warm, voller Leben und Magie. Sie brauchte es nur zu wecken.
Damit begann sie, beugte sich nach vorn und küsste mit ihren lappigen Lippen den roten Umhang. Sie bewies mit dieser Geste ihre Demut, die sie dem Druiden gegenüber zeigte.
Als sie sich aufrichtete, spreizte sie die fünf Finger einer Hand und legte sie auf den Vorhang.
Wikka konzentrierte sich. Sie wusste, dass sie jetzt an eine sehr wichtige Stelle der Beschwörung angelangt war und nichts mehr falsch machen durfte. Der geringste Fehler, ein verkehrtes Wort, ein falscher Ton, eine falsche Gestik konnte alles zerstören.
»Druidenzauber, Hexenkraft, vereinigt euch mit aller Macht!«
Da riss sie den Mund auf. Ihr rechter Arm glühte auf, als wären die Adern mit Feuer gefüllt. Flammen zuckten hindurch, erreichten die Fingerspitzen, drangen aus ihnen hervor und stießen voll hinein in den roten Umhang.
Für einen Moment löste sich die Gestalt der Wikka auf. Sie wurde dabei giftgrün, bevor sie wieder die normale feste Form annahm, aber sie hatte etwas erreicht.
Der Umhang, auf den Wikka ihre Hand gelegt hatte, war genau an der Stelle geschmolzen.
Eine sirupartige Masse quoll durch die gespreizte Hand, und Wikka nahm auch die andere Hand, legte sie gegen die rechte, so dass beide einen Trichter bildeten und sie den Sirup in die Höhe hieven konnte. Er hatte sich in ihren Handflächen gesammelt und bildete dort einen rötlich schillernden See. Wikka bewegte ihre aneinander gelegten Hände über das Skelett hinweg genau auf den Kopf des knöchernen Druiden zu.
Bewegungslos lag der Schädel vor ihr. Leer waren die Höhlen der Augen, offen stand der Mund, aber sie würde ihn sehr bald mit Leben erfüllen. Das Drachenblut sollte ihr dabei
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