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028 - Arena der Götter

028 - Arena der Götter

Titel: 028 - Arena der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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nicht kennen.«
    Genau das erklärte Aruula dem Alten. Ein Raunen ging durch die Menge. Thul'lan'aizir nicht zu kennen schien den Inselbewohnern unvorstellbar zu sein. Dass Rulfan und Aruula seinem Befehl trotzdem gefolgt waren, festigte aber ihren Ruf als Götterboten. Das Feuer brannte herunter. Einige Männer und Frauen brachten Krüge mit frischem Wasser. Sie boten zuerst Rulfan und Aruula davon an. Während die Frauen Tongefäße verteilten und einschenkten, spießten die Männer Fische auf dünne Metallstäbe und legten sie auf Astgabeln über die Glut. Bald erfüllte der Duft nach gebratenem Fisch den Raum.
    Aruula erkundigte sich bei dem Göttersprecher nach Thul'lan'aizir, dem Erhabenen und Barmherzigen.
    »Er lebt in einem Vulkan, der Hvuravellir heißt. Die schuppigen Riesenbellits sind seine Boten. Wenn einer die Stirn des Göttersprechers mit seinem Fühler berührt, kann er die Stimme seines Gottes vernehmen.«
    »Und die grauen Libellen?«, wollte Rulfan wissen. »Frag ihn, wo sie herkommen.«
    Die gegarten Fische wurden von den Spießen gezogen. Auf Tonscherben reichten die Männer sie zuerst Rulfan und Aruula und dann dem Göttersprecher und den Ältesten. Mit pathetischen Gesten und finsterer Miene beantwortete Thul'anymo Aruulas Fragen.
    »Die Grauen sind die Mordbestien eines bösartigen Gottes, sagt er.« Wieder übersetzte Aruula. »Er heißt Liob'hal'bakor. Angeblich wohnt er in den Ruinen einer Stadt der Alten. Die Izekos nennen diesen dunklen Ort Thul'reygavee. Eine riesige, zum Himmel hin durchbrochene Eiskuppel soll sich über Teile der Ruinen wölben. Unter ihr, in einem tiefen Loch voll heißem Wasser würde der böse Geist hausen. Thul'anymo sagt, Liob'hal'bakor sei ein Stern, der vor unermesslichen Zeiten vom Himmel gefallen sei. Er glaubt, dass der böse Stern einst die ganze Welt beherrscht und gequält hat. Bis Thul'lan'aizir vom Himmel herabgestiegen sei und den dunklen Gott zurückgedrängt habe. Nun brütet er in seinem heißen Wasserloch unter der Eiskuppel von Thul'reygavee immer neue Pläne aus, um die Herrschaft über die Welt wieder zu gewinnen…«
    »Es gibt nichts Neues unter der Sonne«, murmelte Rulfan.
    »Wie meinst du das?«
    »Vergiss es.« Er biss in seinen Fisch. »Frag ihn, warum ein angeblich barmherziger Gott kleine Babies als Opfer verlangt.«
    Aruula sah ihn skeptisch an. »Willst du ihn kränken?«
    »Dann stell die Frage so, dass sie ihn nicht kränkt.« Aruula wandte sich wieder an den Göttersprecher.
    Was mit den Säuglingen geschehe, die Thul'lan'aizirs Boten mitgenommen hatten, fragte sie vorsichtig. Der Alte holte zu weitschweifigen Erklärungen aus.
    »Die Seelen der Kinder hätten sich schon längst mit dem Gott vereinigt, sagt er«, übersetzte Aruula schließlich. »Er nennt sie ›begnadete Auserwählte‹, weil sie sich nicht erst in einem entbehrungsreichen Leben für die ewige Gemeinschaft mit Thul'lan'aizir qualifizieren müssten…«
    »Sie haben also gewissermaßen eine Abkürzung genommen«, knurrte Rulfan bitter. Er legte die Scherbe mit dem erst halb aufgegessenen Fisch beiseite. Es schmeckte ihm plötzlich nicht mehr. »Was sagst du dazu, Frau?«
    Nachdenklich betrachtete Aruula den Göttersprecher und die Ältesten. Sie schmatzten und nagten ihre Fische bis auf die Gräten ab. »Die Babies waren nackt, als die Riesenbellits sie forttrugen. Sie müssen innerhalb kürzester Zeit erfroren sein. Ein guter Gott tötet keine kleinen Kinder…«
    »Und auch keine großen.« Rulfan Gesichtszüge wurden hart und kantig. Seine roten Augen wanderten unruhig über die Menge der Izekos. »Ich weiß nicht, wer oder was hinter diesen beiden angeblichen Göttern steckt. Und ich will es auch nicht wissen.« Sein Blick folgte dem vom Feuer aufsteigenden Rauch. Der Himmel über der Eiskuppelöffnung war schon dunkel. »Beim ersten Morgengrauen werden wir Island verlassen.«
    Rulfan griff hinter sich und zog den prall gefüllten Ledersack auf seine gekreuzten Beine. »Lass uns also zum geschäftlichen Teil des Abends übergehen.«
    Er packte Messer, Seile und Gewehre aus. Thul'anymo und seine Izekos machten große Augen und sperrten staunend die Münder auf. Aruula bot die Dinge zum Tausch an. Fellbündel und Trockenfleisch wurden herbeigeschafft. Rulfan erklärte dem Göttersprecher die Funktionsweise der Gewehre. Eine große Gruppe Izekos folgte ihm vor das Schneehaus, wo er die Waffe demonstrierte. Ein Schuss hallte durch die Abenddämmerung, und ein

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