0280 - Die Weltraumdetektive greifen ein
Überraschung.
„Kennen Sie ihn?"
„Nur dem Namen nach", erwiderte Marat wahrheitsgemäß. Er zeigte nicht, wie sehr ihn Barletts Reaktion auf seine Frage befriedigte. Der Captain wußte zweifellos wirklich nichts über Marats Aufgabe auf Ojun, sonst wäre er nicht überrascht gewesen.
Folglich gehörte Barlett nicht zu den Leuten, die ihn nicht hierhaben wollten.
Zwei Zivilisten näherten sich vom Rand des Kraters und blieben bei dem Captain stehen.
„Es waren zwei Ladungen", sagte der eine. „Die erste Ladung bestand aus konventionellem Sprengstoff, die zweite dagegen ist eine atomarthermische Verzögerungsbombe.
Höchstwahrscheinlich werden wir niemals erfahren, was mit dem Gebäude los war. Die AT-Ladung schmilzt alles ein."
Marat hob den Kopf.
„Ich würde raten, später die Zusammensetzung der Schlacke zu untersuchen. Vielleicht finden Sie etwas Bemerkenswertes."
„Meine Leute wissen genau, was sie zu tun haben", bemerkte Captain Barlett ruhig.
Er überlegte kurz, dann fuhr er fort: „Sie werden verstehen, daß ich Sie mitnehmen muß, Marat. Es gibt noch einige Dinge zu klären."
Marat nickte.
Perry Rhodan warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr.
Der Datumsausschnitt zeigte den 23. November 2404, Erdzeit, an.
Gemessen an der Lebenserwartung eines relativ Unsterblichen lag die letzte Begegnung mit Mory nicht lange zurück; Rhodan dagegen schien es, als wäre seitdem eine Ewigkeit vergangen.
Ungeduldig blickte er durch die Plastexscheibe des Gleiters zum Horizont. Hinter seinem Fahrzeug formierten sich die offenen Mannschaftsgleiter. Eine Space-Jet huschte gleich einem großen, diskusförmigen Schatten über die Gebäude der Kommandantur, verharrte kurz in der Luft und stieg dann senkrecht in den dunstverhangenen Himmel.
Perry Rhodan lächelte flüchtig. In der Space-Jet befand sich Julian Tifflors Stellvertreter; Admiral Schikatse leitete von ihr aus den Empfang der Gattin des Großadministrators.
„Nervös, Freund?" fragte Atlan.
Perry Rhodan öffnete schon den Mund zu einer Antwort, da tauchte über dem jenseitigen Felshang ein von Glut umwaberter, kugelförmiger Körper auf. Schlagartig wurden die schützenden Energiefelder auf dem Landeplatz errichtet.
Der Kommandant des plophosischen Kreuzers flog ein so exaktes Landemanöver, daß wahrscheinlich einige terranische Schiffsfahrer vor Neid erblaßten. Dabei gab es auf Gleam nicht einen schlechten Schiffskommandanten.
Als die Impulswellenbündel der Triebwerke erloschen, stand die ANHOMAR fest und sicher auf dem Bodenbelag des Platzes.
Die Energiefelder fielen in sich zusammen.
In diesem Augenblick fuhr Rhodans Gleiterpilot an. Mit hellem Singen raste das Fahrzeug auf den schnellen Kreuzer zu. Hinter ihm setzten sich die Mannschaftsgleiter in Bewegung.
In fünf Minuten war alles zum Empfang bereit. Perry Rhodan hätte für seine Person gern auf diese martialische Demonstration verzichtet, und seine Gattin hielt ebenfalls wenig von solchen Dingen, aber Plophos war noch immer eine Welt, deren Menschen großen Wert auf die Anerkennung ihrer Autonomie legten. Und niemand hatte vergessen daß es ein plophosischer Obmann gewesen war, der einst beinahe die Macht über das Imperium an sich gerissen hätte. Es wäre der plophosischen Kreuzerbesatzung wie eine Demütigung ihres Obmanns Mory Rhodan-Abro erschienen, wenn das Protokoll nicht bis ins kleinste Detail eingehalten worden wäre; daß Mory Rhodans Gattin war, änderte nichts daran.
In der sechsten Minute nach der Landung öffnete sich die Bodenschleuse der ANHOMAR. Zwölf Raumsoldaten in Galauniformen marschierten die Rampe hinab und bildeten eine Gasse.
Hinter Rhodans Gleiter ertönten abgehackte Kommandos.
Er achtete nicht darauf. Rhodan hatte nur noch Augen für die Frau, die soeben aus der Schleuse trat und in Begleitung mehrerer Offiziere die Rampe herunterschritt.
Mein Gott! dachte er. Mory ist noch schöner geworden, seit ich sie zuletzt gesehen habe!
Er zuckte leicht zusammen, als Solarmarschall Tifflor seinen Ellenbogen ergriff. Verstehend nickte er, dann sprang er aus dem Wagen und ging mit protokollwidriger Eile hinüber zur Rampe des Kreuzers.
Mory lächelte ihm entgegen. Rhodan salutierte, dann ergriff er ihre Hände. Viel lieber hätte er sie in die Arme genommen, aber sie beide waren sich von Anfang an einig darüber gewesen, keine Intimitäten in der Öffentlichkeit auszutauschen.
„Herzlich willkommen auf Gleam!" Das war alles, was Perry sagte.
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