0280 - Turm der weißen Vampire
schmecken…
Deshalb mußte er weg.
Das Wissen, sich in Lebensgefahr zu befinden, mobilisierte seine Kräfte. Vielleicht wäre er sonst liegengeblieben. Nun aber stemmte er sich in die Höhe.
Als er stand, wollte er fast wieder zusammensacken. Sein Körper war mißhandelt. Es schien keine Stelle zu geben, die nicht schmerzte, und er wunderte sich darüber, daß seine alten Knochen den Sturz noch ausgehalten hatten, denn gebrochen schien nichts zu sein.
Er schaute sich um.
Das Gesicht sah er nicht mehr. Nur noch ein helles Schimmern lag auf dem Mauerteil.
Dann ging er bis zum Geländer vor und schaute den Treppenschacht hoch. Die Zeit wollte er sich noch nehmen und bekam eine Bestätigung.
Kein Gesicht sah er genau.
Aber den Widerschein dieser weißen Fratzen.
Sieben weiße Vampire!
Die Geschichte hatte nicht gelogen.
Das Herz des Mannes schlug schneller. Bis oben in der Stirn spürte er das Klopfen. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu, so daß er Mühe mit der Atmung hatte. Sein Hinuntergehen glich mehr einem Taumeln. Er konnte sich kaum auf den Füßen halten, aber er stolperte diesmal nicht.
Unangefochten erreichte er den Grund des Turms und damit auch den Ausgang.
Viel konnte er nicht sehen. Der Regen fiel noch immer vom Himmel. Die Nacht war in einen grauen Vorhang aus Wasser gehüllt.
Craig Thompson taumelte durch den schmalen Eingang. Er drehte sich dabei nach links. Seine Beine wollten nachgeben, und mit dem Rücken rutschte er an den rauhen Steinen des Turms entlang.
So dicht wie aus einer Dusche kam der Regen, er klatschte in das Gesicht des Mannes. Und in seiner Nähe raste ein gewaltiger Blitz aus den Wolken.
Er traf nicht den Turm, sondern jagte in den Sand, aber er erhellte für eine halbe Sekunde die nähere Umgebung, riß den Turm aus der Düsternis, und hätte Craig Thompson jetzt einen Blick in die Höhe geworfen, wäre ihm vielleicht das Herz vor Schreck stehengeblieben.
Aus den Fensterluken ragten Arme.
Gespenstisch sahen sie aus. Weiße, lange Arme mit gekrümmten Händen, deren Finger sich bewegten, Klauen bildeten und sich wieder öffneten, um mit dem Spiel von vorn zu beginnen.
Es war grauenhaft…
Und die unterste Luke war ebenfalls besetzt. Sie befand sich dicht in Craig Thompsons Nähe, der gebückt auf dem Fleck stand, verzweifelt Luft holte und dabei das Wasser spürte, das aus den Wolken fiel und in sein Gesicht hämmerte.
Ja, es waren regelrechte Hammerschläge, die ihn trafen. Völlig durchnäßt war er, drehte jetzt ein wenig den Kopf und tat genau das Falsche. Er geriet somit in die unmittelbare Nähe der Knochenhand.
Thompson sah noch einen weißen Schimmer, erschrak, ahnte die Gefahr und wollte weg.
Dazu kam er nicht mehr. Seine Reaktionen hatten durch den Sturz schwer gelitten.
Die Klaue griff zu.
Und sie bekam den Hals des Mannes zu fassen!
***
Wir waren mit großer Besetzung gekommen! Damit meine ich Suko, Pater Ignatius und meine Wenigkeit.
Diesmal hatte mich Pater Ignatius alarmiert. Kaum waren wir aus Irland zurückgekommen, da traf bereits die Nachricht ein, die uns elektrisierte.
Mein Freund, der Pater, hatte einen Hilferuf bekommen. Von einem Mitbruder, dem Pater Robanus. Dieser fromme Mann wußte genau, daß etwas geschehen war.
Etwas Grausames, Schlimmes, denn sieben Vampire warteten auf ihre Befreiung.
Weiße Vampire!
Von ihnen hatte ich noch nie etwas gehört. Ich konnte mir überhaupt kein Bild von ihnen machen, und Suko erging es ähnlich.
Auch er wußte damit nichts anzufangen. Pater Ignatius brauchten wir erst nicht zu fragen, er hatte ebenfalls nichts von ihnen gehört.
Der Pater war ein besonderer Mann. In einem Kloster in den schottischen Bergen lebte er und übte dort auch die Aufgabe als Schmied aus. Denn kein Geringerer als Pater Ignatius stellte und weihte meine Silberkugeln, die ich für die Beretta benötigte.
Der Pater und all seine Mitbrüder im Kloster wußten genau, daß es Dinge auf der Welt gab, die von der Hölle oder anderen Kräften gesteuert wurden. Er selbst war schon mehrere Male in schreckliche Fälle hineingeraten und hatte sein Leben riskiert, um für die Sache des Guten zu kämpfen.
So hatte er die Horror-Reiter ebenso überstanden wie auch das Auftauchen der Lady X, als sie versuchte, an geweihte Silbermunition für ihre Waffe zu gelangen.
Das Alter des Paters war schwer zu schätzen. Er konnte 50, aber auch 60 Jahre alt sein. Jedenfalls hatte er sich ausgezeichnet gehalten, und innerhalb des Klosters
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