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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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schmerzten, und fuhr zusammen, als eine Löwenstimme hinter der Tür ertönte.
    »Herein!«
    Ich folgte der Aufforderung.
    Auf den ersten Blick stellte ich fest, daß Dales Büro zu erheblichen Teilen aus Rot und aus Leder bestand.
    Mit der Farbe und mit dem Material war der verantwortliche Innenarchitekt verschwenderisch umgegangen. Nahezu alles war rot, schwer, ledern und wuchtig. Die Sessel der Schreibtisch, der Aktenschrank, der Rauchtisch, die Hausbar, die Gouch — ja, sogar Mr. Dale selbst hatte ein rotes Gesicht, seine Haut wirkte ledern, und sein Körper war sicherlich wuchtig und schwer.
    »Wer sind Sie?« schnurrte er und blies sich auf wie ein überfütterter Winterhamster.
    Ich lächelte freundlich. »Mein Name ist Cotton. Ich bin FBI-Beamter und war so frei, mich bei Ihnen anzumelden. Einer Ihrer Kellner teilte es Ihnen mit, gab mir aber zu verstehen, daß Sie nicht hier wären — oder…«
    »Sie müssen meine Ablehnung verstehen, Mr. Cotton«, kam die Antwort prompt. »Ich habe üble Erfahrungen gemacht. Immer wieder geben sich Artisten als FBI-Beamte aus, nur um bis zu meinem Büro vorzudringen.«
    Ich schnitt ein Gesicht, als glaubte ich diese plumpe Lüge und murmelte etwas von dem geplagten Dasein der armen Manager. Etwas lauter sagte ich: »Ihr Bully liegt im Flur. Ihm ist schlecht geworden.«
    »Soso«, brummte Dale hinter seinem Schreibtisch und leckte sich über die dicken Lippen. »Kann ich mal Ihre Legitimation sehen? Sie müssen schon entschuldigen, aber…«
    Ich zückte meinen FBI-Ausweis und hielt ihn dem Dicken unter die Nase.
    Dale beugte sich vor, soweit ihm das sein bierfaßähnlicher Bauch gestattete. Der Manager las mit gerunzelter Stirn.
    Aus der Nähe sah ich, daß seine Wurstfinger mit Ringen geschmückt waren. Der feiste rote Hals quoll über einen gestärkten Kragen. Dales Nase war mit roten Äderchen durchzogen. Spärlich verteilten sich einige Haarinseln auf seiner Glatze.
    »Stimmt«, sagte er nach einigen Herzschlaglängen. »Ich bitte nochmals um Entschuldigung, Mr. Cotton. Sie kommen wahrscheinlich wegen Morton Saminale, der hier…«
    »Man hat Sie von der Ermordung Ihres Artisten bereits informiert?«
    »Ja, heute morgen, ich… Aber nehmen Sie doch Platz, Mr. Cotton! Was trinken Sie? Hier sind auch Zigaretten. Oder lieber Zigarren?«
    Ich versank in einem der roten Ledersessel und bediente mich mit Zigaretten.
    Dale nahm den Faden wieder auf. »Heute morgen benachrichtigte mich die hiesige Polizei von dem Mord an Saminale. Es ist ein Jammer. Er war ein hervorragender Messerwerfer, der beste, den es zur Zeit überhaupt gibt. Wir sind jetzt um eine Attraktion ärmer, und ich woiß nicht, wo ich so schnell Ersatz…«
    »Mr. Dale«, sagte ich scharf und bouj;to mich vor. »Ihre hervorragende Attraktion hat gestern abend in New York einen Menschen ermordet. Ich selbst war Zeuge. Die Fahndung nach dem Mestizen lief bereits, als er im Central Park ermordet wurde. Von einem riesigen Mann, der sich tapsig und unbeholfen wie ein Gorilla bewegte. Es besteht kein Zweifel, daß Saminale seinen Mord im Auftrag des Dämon beging, jenes Verbrechers, von dem Sie hier in Chicago sicherlich schon gehört haben.«
    Dale war bei dem Wort Dämon zusammengezuckt. Er senkte den Kopf und sagte leise: »Natürlich, ich habe von diesem Verbrecher schon gehört. Aber was hat Saminale mit ihm zu schaffen?«
    »Einen Anhaltspunkt darüber hätte ich gern von Ihnen!«
    »Ich weiß nichts.«
    »Sie werden Ihr Gedächtnis ein wenig anstrengen müssen.«
    »Ich weiß nichts«, beharrte er. »Saminale wohnte hier im Haus. Was er in seiner Freizeit tat, weiß ich nicht. Er arbeitete ausgezeichnet und war zuverlässig. Mir war bekannt, daß man ihn zweimal des Mordes angeklagt hatte, aber er wurde freigesprochen — aus erwiesener Unschuld, und ich gab ihm eine Chance. Er zeigte sich dankbar und war das Geld wert, daß ich in ihn investierte — während seiner Ausbildungszeit.«
    »Sie haben also keinerlei Vorstellungen davon, mit wem der Mestize Umgang pflegte?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie ließen Saminale ungehindert nach New York fahren?«
    »Er bat mich vor vier Tagen um drei Tage Urlaub. Eine wichtige private Regelung sei der Grund. Da wir an einem der drei Tage ohnehin geschlossen haben, sagte ich zu. Das ist alles, was ich von der Sache weiß.«
    Ich betrachtete den Dicken nachdenklich. Mein Blick schien ihm unbehaglich zu sein, denn er drehte den Kopf unruhig hin und her und nestelte nervös an

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