0281 - Shimadas Mordaugen
der Name Shimada gefallen, bei uns auch. Und wir hatten ihn sogar gesehen, aber ich hätte ihn nicht beschreiben können, wenn man es von mir verlangt hätte. Die Sicht auf ihn war einfach zu kurz gewesen und zudem noch von Rauch verdeckt worden.
Wer konnte uns weiterhelfen?
Im Laufe der Jahre hatten wir zahlreiche Menschen kennengelernt, die uns sehr behilflich gewesen waren. Unter anderem auch einen japanischen Dozenten, diesen Dr. Ganasaro. An ihn hatte ich vorhin schon gedacht.
Er mußte einfach herhalten!
Ich griff zum Hörer des Telefons. Die Nummer hatte ich mir aufgeschrieben, wobei ich hoffte, ihn zu Hause anzutreffen, denn es waren Semesterferien.
Leider bekam ich keine Verbindung. Nach dem achten Durchläuten legte ich auf.
»Der ist bestimmt in Japan«, sagte Suko.
Damit konnte er durchaus recht haben, doch das nutzte uns wenig. Blieb der Stammbaum des Mädchens oder die Ahnentafel. Suko hatte sie auf den Schreibtisch gelegt.
Ich nahm sie an mich. Noch einmal las ich die Namen durch, aber sie sagten mir nichts.
Wütend legte ich sie wieder zur Seite. Dieser Fall war festgefahren, da konnte man nichts machen.
»Vielleicht sollten wir Spitzel ansetzen«, schlug Suko vor. »Gibt es keine japanischen Kollegen beim Yard?«
»Nein, nur einen Chinesen.«
»Schade, wir müßten internationaler werden«, grinste Suko und schnippte mit den Fingern. »Es existiert zum Glück eine japanische Gemeinde in London, da gibst du mir recht?«
»Natürlich.«
»Und dort könnten wir uns umhören. Wenn es etwas über Ninjas oder andere Aktivitäten zu berichten gibt, wissen es die Japaner hier in London.«
»Sie werden schweigen«, sagte Shao. »Ich würde es auch Fremden gegenüber.«
»Wie kommst du gerade immer auf die Japaner?« wollte Glenda wissen.
»Wegen Shimada.«
»Er kann sich auch andere Diener aussuchen.«
»Im Prinzip hat sie recht«, stand Shao unserer Sekretärin bei.
»Vielleicht«, räumte ich ein. »Nur - wer begreift die japanische Mythologie besser als ein Einheimischer.«
»Das hat Shimada in Tokio mehr.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Nur hat sich alles nach London verlagert. Und den Grund möchte ich gern herausfinden.«
Da war Suko einer Meinung mit mir. Er nahm auch die Tafel an sich.
»Was willst du damit?« fragte Shao.
»Ich denke, wir sollten uns im Japanerviertel einmal umhören«, meinte er. »Und wenn alles nichts nützt, können wir immer noch der Botschaft Japans einen Besuch abstatten.«
Suko hatte in meinem Sinne gesprochen. Aber was machten wir mit Shao? Mein Freund verstand den Blick, den ich der dunkelhaarigen Chinesin zuwarf.
Shao erhob sich. »Keine Sorge, ich fahre nach Hause und werde dort auf euch warten.«
»Vielleicht meldet sich Amaterasu noch einmal«, sagte ich.
Shao lächelte. »Du machst es dir leicht, immer an Informationen heranzukommen. Aber sie ist mir hundertmal lieber als Shimada oder Susanoo.«
Da hatte Shao ein wahres Wort gesprochen!
***
Wo Himmel und Erde zusammentreffen und einen Horizont bilden, befindet sich die Welt der Geister. So schreibt es ein japanisches Märchen, und es erzählt weiter, daß es dort auch ein Land gibt, das keines Menschen Auge je gesehen hat, denn es gehört den finsteren Geistern, Götzen und Dämonen.
Andere Geschichten berichten von mehreren Eingängen in das Land. So wurde der See erwähnt, den man das blaue Auge oder eine geheimnisvolle Höhle nannte.
Wie dem auch war oder sei, irgendwo trafen sich die Legenden alle und berührten einen zentralen Kern.
Und in diesem Kern lebte Shimada!
Er war aus dem blauen Auge gestiegen, die Legende war zur Wirklichkeit geworden, und er würde die Gräber öffnen, um mit diesen Schauergestalten die Herrschaft zu erringen.
Die Wege waren gelegt, geebnet, und auf der Erde gab es genügend Diener, die ihm folgten.
Auch im Jenseitsreich hörte man auf ihn. Wenn er kam, dann nie allein, denn bei ihm waren die schwarzen Ninjas. Diese grausamen Kämpfer aus alten Zeiten, die in den Tod gegangen waren, aber nicht vernichtet, sondern aufgefangen wurden, um zusammen mit Shimada zurückzukehren.
Sie wollten es den Menschen beweisen, und sie wollten vor allen Dingen einen unheimlichen und geheimnisvollen Gegner vernichten, der bisher als unbesiegbar galt.
Xorron!
Gegen ihn wollte Shimada seine höllischen Scharen in die Schlacht schicken. Noch war es nicht soweit, er mußte warten, aber die Ninjas standen auf Abruf.
Zwei fehlten ihm. Sie waren von Menschen getötet worden,
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