0281 - Shimadas Mordaugen
hatte nicht sein dürfen, aber dem Fremden war es tatsächlich gelungen, alle Wachen und Sicherheitsvorkehrungen zu überwinden und in sein Haus zu gelangen. Sogar bis ins Zentrum war er durchgekommen und stand nun neben ihm.
Costello erstarrte. Er schrie nicht, er atmete kaum, sondern versuchte, seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Nur nicht so heftig aufregen, das war seine Devise. Nur keine große Angst zeigen, der andere würde sie ausnutzen.
Costello schielte zur Seite. Viel sah er nicht. Nur eben diesen hohen dunklen Schatten, der sich ein wenig vorneigte und damit etwas in Costellos Blickfeld geriet, was zunächst wie ein langer Stab aussah, sich dann aber klarer hervorkristallisierte und von Costello auch identifiziert werden konnte.
Es war ein Schwert.
Dünn die Klinge, dabei leicht gebogen und an beiden Seiten messerscharf geschnitten.
Das Schwert erreichte seinen Körper. Es legte sich auf seine Brust, wurde etwas bewegt und kroch wie eine Schlange aus Metall auf die Kehle des Mafioso zu.
Costello bekam es mit der Angst zu tun. Er gebot über ein Heer von Killern, hatte sich mit dämonischen Existenzen arrangiert und vor diesen Wesen nie so eine große Angst gehabt wie in diesen Augenblicken, als das Schwert über seine Brust kroch.
Es war gekantet worden, so daß eine scharfe Seite auf seiner Kleidung lag und sie zerschnitt, als bestünde sie nur aus dünnem Papier. Bis zur Haut drang die Klinge durch, wurde noch weiter hochgeschoben, und Costello spürte den Schmerz, als sie leicht in die Haut einschnitt.
Er wunderte sich, daß er nicht stöhnte. Wahrscheinlich war es die Angst, die ihn noch ruhig sein ließ.
Und die Spitze kroch höher. Costello, dem der Schweiß von der Stirn her in die Augen rann, verdrehte die Pupillen und schaute nach unten. Er schielte und stierte auf das Metall. Seine Farbe schimmerte aus einer Mischung zwischen Silber und Hellblau. Eine seltsame Zusammensetzung, aber darüber dachte der Mafioso nicht nach. Er hatte nur Angst um sein Leben.
Die Klinge kroch höher. Sie näherte sich immer mehr seiner Kehle, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
Ein leichter Riß direkt unter dem Adamsapfel, und der Mann spürte auch sofort die Nässe des austretenden Bluts. Eine kleine rote Perle rann an seiner Haut entlang nach unten.
Die Klinge stoppte. Weiterhin berührte die Spitze seine Kehle. Der Fremde, der das Schwert in der Hand hielt, sagte nichts. Seine Waffe ersetzte die Worte.
Sekunden vergingen.
Costello atmete durch den offenen Mund. Er hatte den Blick wieder gedreht und schaute zum Fenster hin, wo das Rollo vor der Scheibe hing und das Licht nur in Streifen hindurchfallen konnte, so daß die Dämmerung des Raumes gewahrt blieb.
Und diese Schattenwelt hatte der Eindringling ausgenutzt, sonst hätte Costello ihn längst bemerkt. Zudem verstand es der andere, sich lautlos zu bewegen oder war aus dem Nichts erschienen und hatte sich kurzerhand materialisiert. Costello hatte lange genug mit Dämonen paktiert, um zu wissen, daß es so etwas gab, aber er hütete sich, irgendwelche Fragen zu stellen, sondern blieb still und ruhig liegen.
Dann sprach der andere. Zum erstenmal hörte der Mafioso seine Stimme. Sie klang dumpf, grollend, war nur schwer zu verstehen, und Costello mußte schon genau zuhören.
»Bewege dich nicht, sonst bist du tot!«
Costello gab keine Antwort. Er konzentrierte sich auf den Eindringling und auch auf seine Schmerzen, die wellenartig über die gesamte Brust liefen und sich mit der Nässe des Blutes zu vermischen schienen. Auf dem hellen Hemd hatte sich eine rote Knopfleiste gebildet.
»Du bist Costello?«
»Ja.«
»Und du hast einmal einen guten Draht zur Mordliga gehabt. Stimmt das?«
»Es stimmt.« Die Stimme des Mafioso klang krächzend. Selten in seinem Leben hatte er sich so schlecht gefühlt wie in diesen Augenblicken.
»Du kanntest also alle. Angefangen bei Dr. Tod, über Lady X, Lupina, Vampiro-del-mar, Tokata und auch Xorron. War es nicht so?«
»Du hast recht«, hauchte Costello.
»Ja, alle kanntest du. Die meisten sind tot, wie ich hörte, aber noch leben welche…«
»Ich weiß nicht…«
Diese Antwort schien dem Eindringling nicht zu gefallen, denn er stieß ein fauchendes Geräusch aus. »Natürlich weißt du es, und ich weiß es auch. Mir ist nur nicht bekannt, wo sie sich noch aufhalten, denn mir geht es um einen, um Xorron!«
Fast wäre der Mafioso zusammengezuckt. Im letzten Augenblick konnte er sich noch
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