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0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
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gekommen, habe drei Koffer gepackt, die er hinuntergebracht habe, und dann war sie ebenso eilig weggefahren. Wenigstens konnte er die Wagennummer nennen, nach der Lieutenant Crosswing sofort fahnden ließ.
    Erstens wurde Nancy Black als wichtige Zeugin in der Mordsache gebraucht, und zweitens war es durchaus nicht anzunehmen, dass sie nur ihr persönliches Eigentum mitgenommen hatte. Es sah vielmehr so aus, als ob sie sich auch alles, was John Keys an Wertsachen besaß, angeeignet hat.
    Wer John Keys war, erfuhren wir sehr schnell aus den Polizeiakten. Und auch der Rest wurde bereits am folgenden Tag, nachdem die Presse über den Mord berichtet hatte, aufgeklärt.
    Es meldete sich eine bedeutende Anwaltskanzlei, die das Testament des Ermordeten vorwies. Darin hatte dieser sein gesamtes Vermögen Nancy Black vermacht. Wie hoch dies war, wussten die Anwälte nicht. Sie waren der Ansicht, dass Keys, oder wie er sich nannte, Lawson, den größten Teil in bar, in Goldbarren und Schmuck in seiner Wohnung aufbewahrt habe. Außerdem gab es noch ein Konto bei der Bank of Manhattan in der Wall Street, oder vielmehr hatte es gegeben, denn Miss Black, die Bankvollmacht hatte, war am Morgen da gewesen und hatte das ganze Guthaben von einhundertzwanzigtausend Dollar abgehoben.
    Das Unbegreifliche war, wie der Mann, der vor zwei Jahren mit sehr geringen Geldmitteln aus Sing-Sing entlassen worden war, es fertiggebracht hatte, ein derartiges großes Vermögen zu ergattern. Weder in seiner Wohnung noch bei seinen Anwälten war der geringste Hinweis dafür gefunden worden.
    Wir glaubten allerdings, dass Nancy Black daran nicht unbeteiligt gewesen sei. Sie war wohl nicht umsonst die Freundin von Cherry Nose gewesen. Jetzt, da es zu spät und Nancy wahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen verschwunden war, schaltete sich das Treasury Departement ein, und zwar die Intelligence Division in Washington.
    Die Geheimpolizei des Finanzamtes bezifferte den Betrag an hinterzogenen Steuern auf ungefähr hundertzwanzigtausend Dollar. Jetzt beeilte man sich plötzlich. Ein Steckbrief von Nancy Black, geboren in Wichita Falls in Oklahoma, siebenundzwanzig Jahre alt, ungefähr fünf Fuß, vier Inches groß, hundertfünfundzwanzig Pfund schwer, schwarzes Haar, dunkelbraune Augen und zarter Teint wurde erlassen.
    Schnell erwirkte das Finanzministerium ein gerichtliches Urteil, und sie hätte zur Verantwortung gezogen werden können, wenn man eine Ahnung gehabt hätte, wo sie sich befand.
    Der einzige, der sich meldete, war ein Spitzel aus dem East End, der der Polizei gelegentlich einen Tipp zukommen ließ. Er behauptete, mit Bestimmtheit zu wissen, dass John Keys eine Gang befehligt hatte, die in großem Stil die Geschäftsleute einiger Stadtviertel, vor allen der Bronx schröpfte. Allerdings blieb er dabei, keines der Mitglieder der Gang mit Namen zu kennen. Das Letztere glaubte ihm natürlich niemand, aber wer wollte ihm das Gegenteil beweisen?
    »Haben Sie eigentlich Keys Testament noch hier?«, fragte ich Lieutenant Crosswing, als wir ihn wieder einmal besuchten.
    »Das Original nicht. Das hat das Finanzministerium beschlagnahmt, aber eine Fotokopie.«
    Ich betrachtete mir diese.
    Der Inhalt war genau der, den Crosswing uns vorhin mitgeteilt hatte, nur einen Satz hatte er vergessen, einen Satz, den er vielleicht für unbedeutend gehalten hatte. Er lautete:
    Außerdem vermache ich Miss Nancy Black mein Tagebuch und empfehle ihr, dieses sorgfältig aufzubewahren.
    Warum hatte Keys dieses Tagebuch besonders erwähnt und warum der Hinweis, seine'Freundin möge es sorgfältig aufbewahren?
    Wir konnten uns das lange Zeit nicht erklären, bis uns dann endlich der Zufall half.
    ***
    Ich hatte mich für zehn Uhr dreißig am 17. Juli mit Phil in Tonys Café in der 52. Straße verabredet. Tonys Café ist ein kleiner, intimer Nachtclub mit einem guten Klavierspieler und erträglichen Preisen. Ich war eine Viertelstunde zu früh angekommen und hatte mich einsam und bescheiden an ein kleines Tischchen gesetzt, von dem aus ich die vergnügte Gesellschaft rings um mich beobachten konnte.
    Der Pianist hatte heute anscheinend seinen klassischen Tag. Plötzlich drang durch die Musik und das leise Stimmengewirr ein Name an mein Ohr, der mich auf horchen ließ.
    »Nancy Black hat es geschafft«, lachte leise eine dunkle Männerstimme. »Die Brüder von Treasury Departement erwischen sie niemals.«
    Ich konnte die Antwort nicht verstehen und vermied es, mich

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