0283 - Flucht vom Giftplaneten
nicht, den Duplo in alles einzuweihen, was sich in der Zwischenzeit ereignet hatte.
„Die ganze Sache sieht auf einmal ziemlich vielversprechend aus", sagte er voller Eifer. „Miras-Etrin befindet sich erst seit kurzem auf Grahat. Das heißt, irgendein Tefroder muß den Stützpunkt bis vor kurzem geleitet haben, und der Meister ist noch nicht ganz auf dem laufenden. Er hat sich um zu viele Dinge auf einmal zu kümmern, das ist sein Problem."
Sie betraten die Wandelhalle und schritten über den schwellenden Raum auf den Bachlauf zu in dessen Ufer Gershwin den geheimen Zugang gegraben hatte. Die Halle war verlassen.
Die Tefroder waren offenbar zu beschäftigt, um sich an der Schönheit der imitierten Natur zu erfreuen. Strugow nahm die Gelegenheit wahr, den Gefangenenkomplex aufzusuchen, während Gershwin am Rand des Wäldchens, hinter dem Homer G.
Adams zu verschwinden pflegte, auf ihn wartete. Unbeobachtet erreichte Strugow die Tür, die den Gefängnisabschnitt von der übrigen Station abtrennte. Sie glitt beiseite, als er sich ihr bis auf zwei Schritte genähert hatte. Der Gang, der an den Privaträumen der Gefangenen vorbeiführte, lag hell erleuchtet vor ihm. Nach etwa zehn Metern beschrieb er eine Biegung, hinter der sich der Eingang zum Gemeinschaftsraum Strugows Blick entzog. Er zögerte einen Augenblick, konnte jedoch nichts Verdächtiges wahrnehmen, und schritt den Gang entlang. Plötzlich hörte er Schritte vor sich. Er blieb stehen und horchte. Die Schritte kamen von jenseits der Biegung und bewegten sich auf ihn zu. Er preßte sich flach an die Wand. Es kam ihm in den Sinn, daß er sich von Gershwin eine Waffe hätte besorgen lassen sollen.
Eine hohe, breitschultrige Gestalt erschien an der Biegung.
Strugow atmete auf. Das war Gansson.
„Wer ist ...", dröhnte die Stimme des Skandinaviers, dann erkannte er Strugow. „Rawil, zum Donnerwetter! Was suchen Sie hier?"
Strugow löste sich von der Wand. „Welch ein Empfang!" spottete er. „Ich gehe wieder, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereite."
Gansson lachte.
„Quatsch. Ich war nur überrascht. Warten Sie hier - ich muß drinnen ein paar Vorbereitungen treffen."
Er eilte davon. Nach zwei oder drei Minuten kehrte er zurück, um Strugow zu holen.
„Was für Vorbereitungen?" fragte Strugow.
„Der Weinstein-Duplo wurde in sein Quartier geschickt", antwortete Gansson. „Wir haben den Strugow-Duplo bei uns im Gemeinschaftsraum, deswegen durfte er Sie nicht sehen." Strugow war überrascht. „Sie meinen, der Weinstein-Androide hält den Strugow-Duplo für den echten Strugow?"
„Ja, ganz sicher. Der Strugow-Duplo macht keinerlei Schwierigkeiten. Er spielt Ihre Rolle ganz ausgezeichnet. Koan hat das fertiggebracht, nehme ich an."
Sie betraten den Gemeinschaftsraum. Argerty, Adams und Koan Hun eilten auf Strugow zu und umringten ihn. Der Strugow-Duplo blieb in der Nahe des Fensters stehen und betrachtete die Szene mit teilnahmslosem Gesicht.
„Schaffen Sie ihn weg", bat Strugow, nachdem er alle Hände geschüttelt hatte.
Gansson brachte den Androiden hinaus. Er kehrte nicht zurück, weil er den Duplo nicht aus den Augen lassen konnte. Strugow berichtete Argerty. Adams und Koan in aller Eile über die Ereignisse der vergangenen Stunden.
„Die Sache sieht gut aus", wiederholte er die Versicherung, die er auch Gershwin gegeben hatte. „Miras-Etrin wird sich heute noch entscheiden, dessen bin ich sicher. Wenn er sich dazu entschließt, den ersten Strugow-Duplo durch mich ablösen zu lassen, dann können wir losschlagen." Adams sagte: „Das kommt alles ein bißchen überraschend, Rawil. Können wir irgend etwas tun, um Ihnen zu helfen?" Strugow schüttelte den Kopf. „Nein. Halten Sie sich bereit, das ist alles. Und sehen Sie zu, daß keiner der beiden Duplos etwas ahnt." Er wandte sich an Koan. „Wie haben Sie es fertiggebracht, den Strugow-Duplo zur Mitarbeit zu bewegen?" wollte er wissen. Koan Hun lächelte.
„Sie müssen das entschuldigen, Rawil", antwortete er zurückhaltend. „Ein kleiner Rückfall in die Barbarei. Ich erzählte ihm von der asiatischen Tropftortur, Bambussplittern und ähnlichen Dingen.
Ich glaube, ich kann ziemlich überzeugend schildern."
„Das kann er", lachte Argerty. „Dieser Strugow-Duplo hat soviel Angst, daß er nicht mehr gerade aus den Augen schauen kann."
„Gut", lobte Strugow. „Ich verschwinde jetzt. Sie hören von mir, sobald sich etwas Entscheidendes ergibt. Klären Sie Jörg Gansson
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