0283 - Flucht vom Giftplaneten
die Rufzeichen empfangen. Man wird Sie anpeilen. Ist das alles klar?" Sie nickten stumm. Strugow stand auf. „Hals- und Beinbruch", sagte er leise. „Wenn alles klappt, sehen wir uns in ein oder zwei Tagen wieder."
Sie reichten ihm die Hand. Sie sagten nichts, aber die Art, wie sie ihn ansahen, war beredt genug.
Strugow kehrte mit Gershwin zur Halle zurück. Gemeinsam fuhren sie hinunter zum Kraftwerk und brachten die Zeitbombe an.
Kurz nach dem Start des Schiffes, mit dem Strugow zur Erde fliegen sollte, würde die Uhr das kritische Zeitsignal geben. Das Signal wurde an den Pulsgeber weitergeleitet, der daraufhin zu arbeiten begann. Eine Kette von Transistoren würde die Impulse so verformen, daß sie die gleiche Gestalt hatten wie das Zündsignal, das im Innern des Blasters erzeugt wurde, wenn man auf den Auslöseknopf drückte. Der Blaster würde explodieren und die Plasmaleitung unterbrechen. Sekundenbruchteile später hörten die Fusionsmeiler auf zu arbeiten. Nichts konnte schiefgehen. Der Stein war im Rollen und konnte nicht mehr aufgehalten werden.
Strugow und Gershwin kehrten zum Quartier der Duplos zurück.
Die Androiden waren gerade dabei, sich zur Ruhe zu begeben.
Strugow war erregt und nervös, aber er erinnerte sich an den Rat, den der tefrodische Offizier ihm gegeben hatte, und legte sich ebenfalls nieder. Er brauchte Ruhe, und es war leichter, sich zum Schlaf zu zwingen, wenn er flach lag.
Es war in diesen Minuten der Ruhe, in denen er alles noch einmal überdachte, als ihm die Bedenken kamen. Es war kaum anderthalb Tage her, seitdem er seine Mitgefangenen zu einem Fluchtversuch überredet hatte. Damals war er überzeugt gewesen, ein solches Unterfangen sei so schwierig, daß die Vorbereitungen wenigstens zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen würden.
Und jetzt? Vier- oder fünfunddreißig Stunden waren seitdem vergangen, und in knapp acht Stunden war es soweit. In acht Stunden war er weit draußen im Raum, fieberhaft am Hypersender seines Kleinraumschiffes arbeitend, um ein Schiff der terranischen Flotte zu erreichen und die andern fuhren mit einem gepanzerten Fahrzeug durch Grahats spukhafte Felswildnis, auf den Augenblick wartend, in dem ein terranisches Raumschiff auftauchen würde, um sie zu retten.
War es alles nicht ein bißchen zu einfach gewesen? Hätten sich ihm nicht mehr Schwierigkeiten in den Weg stellen müssen? War es möglich, daß Miras-Etrin ihm den Weg geebnet hatte? Konnte es sein, daß der Meister der Insel einen bestimmten Plan verfolgte, in dem der Fluchtversuch der terranischen Gefangenen eine wichtige Rolle spielte?
Strugow überdachte all diese Fragen mit Sorgfalt und gelangte zu dem Schluß, daß sie ohne Ausnahme mit Nein zu beantworten seien. Er sah Gespenster, weil er es nicht verstand, die Lage aus Miras-Etrins Sicht zu betrachten. Für den Meister sah die Sache folgendermaßen aus: Der Stützpunkt auf Grahat war Jahrzehntausende von Lichtjahren von der Erde entfernt, vermutlich in einem Sektor der Galaxis, der von terranischen Raumschiffen nicht aufgesucht wurde. Miras-Etrin war sicher vor Überraschungen. Der Stützpunkt befand sich außerdem auf einem Planeten, dessen Umweltbedingungen für Terraner und Tefroder in gleicher Weise unerträglich waren. Miras-Etrin hatte sechs Gefangene. Er wußte, daß sie vierundzwanzig Stunden pro Tag an Flucht dachten. Aber er hatte sich dagegen gesichert.
Was nützte es den Terranern, wenn sie die Stationen verließen und draußen in Grahats giftiger Umwelt umherirrten? Nichts. Sie würden sterben oder freiwillig zum Stützpunkt zurückkehren.
Warum sollte er sie also bewachen? Es gab keinen Grund. Sie konnten keinen Schaden anrichten. Wenn sie sich irgendwann einmal zu weit von ihren Quartieren entfernten, würde der eine oder andere Tefroder sie bemerken und sie dorthin zurücktreiben, wohin sie gehörten. Das war die einzige Sicherung, die er brauchte.
Die Gefangenen waren hilflos. Das waren Miras-Etrins Überlegungen, dessen war Strugow sicher. Er hatte diesen Punkt nicht genügend in Rechnung gezogen, fiel ihm jetzt ein, sonst hatte er von Anfang an keine Schwierigkeiten erwartet. Die Verhaltensweise des Meisters und der Tefroder war völlig verständlich.
Und seine Bedenken waren umsonst. Mit diesem Gedanken schlief er ein.
*
Am nächsten Morgen nahm er wie üblich das Frühstück mit den anderen Duplos zusammen ein. Es fiel ihm jedoch auf, daß die Mahlzeit vorverlegt worden war. Nach seiner
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