Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
Vom Netzwerk:
Kartei.
    Enttäuscht machten wir uns anschließend auf den Weg zu van Geeren. Aber als wir noch mit dem Jaguar durch Manhattan rollten, summte plötzlich der Rufton unseres Funkgerätes.
    »Decker«, sagte Phil, nachdem er das Mikrofon genommen hatte.
    Aus dem Lautsprecher kam zuerst die Stimme eines Kollegen aus der Leitstelle, der die Verbindung ankündigte, danach sprach van Geeren.
    »Sind Sie in New York, Decker? Oder sind Sie noch in Jersey?«
    »Wir sind wieder in New York, Lieutenant.«
    »Können Sie bei einer gewissen Joan Vialett vorsprechen? Es scheint so, als ob sie Mortons Freundin gewesen wäre. Vielleicht hat er sich ihr gegenüber mal über den Auftrag ausgesprochen, den Ballister ihm erteilt hat?«
    »Es wäre eine Möglichkeit«, nickte Phil. »Okay, geben Sie uns die Adresse durch.«
    Van Geeren tat es. Ich änderte an der nächsten Straßenecke die Fahrtrichtung. Es war auf die Minute genau vier Uhr, als ich auf einen Hof rollte, der von bemalten Hauswänden flankiert wurde. An jeder Wand stand in riesigen Lettern BECK BIER IMPORT.
    Und diesmal -waren wir endlich an der richtigen Stelle.
    ***
    Nach einigem Suchen fanden wir die richtige Tür. Sie trug die Aufschrift Office, aber man musste sich anstrengen, wenn man die verblassten Buchstaben aus einer größeren Entfernung als drei Schritte noch erkennen wollte.
    Wir klopften. Eine weibliche Stimme rief: »Herein!«
    Phil zog die Tür auf. Ich folgte ihm. Ein junges Mädchen von ansprechendem Äußeren saß hinter einer elektrischen Underwood und sah uns fragend an.
    »Der Chef fährt eine Lieferung rauf nach Yonkers«, sagte sie. »Wenn Sie mit ihm sprechen wollen, dann müssen Sie morgen wiederkommen. Am besten vor neun Uhr früh. Wenn er selbst mitfährt, tut er es gewöhnlich nach neun.«
    »Sind Sie Joan Vialett?«, fragte Phil.
    Das Mädchen nickte: »Ja. Warum?«
    Tja, warum? Wie sagt man einem jungen Mädchen, dass der junge Mann, den sie liebt, ermordet wurde? Es ist jedes Mal von Neuem furchtbar. Phil räusperte sich. Eine Atmosphäre von gespanntem Schweigen hing auf einmal im Raum.
    Plötzlich fuhr Joan Vialett in die Höhe. Ihre linke Hand tastete sich zum Herzen. Alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen.
    »Ist etwas mit Roger?«, fragte sie tonlos.
    Ich nickte. Phil nickte.
    »Ist er… ist er…?«
    Sie sprach es nicht aus. Sie sah uns nur mit den großen, hübschen, schreckhaft geweiteten Augen fragend an. Ich kam mir niederträchtig vor, nur weil ich es sagte, obgleich es doch einer aussprechen musste: »Er ist tot.«
    Joan Vialett wankte. Sie tastete mit unsicherem Griff nach der Lehne des Stuhls und ließ sich kraftlos darauf niederfallen. Ihr Gesicht war kreidebleich.
    Phil sagte ein paar Sätze, ruhig, tröstend und bewusst langsam. Aber was helfen Worte, wo nichts mehr zu helfen ist? Er ist tot. Es gibt keinen Trost, weil es keine Hoffnung gibt, nach diesem: Er ist tot.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte. Ein paar Minuten können zur Ewigkeit werden. Im Office war es so still, dass das Brummen einer Fliege überlaut erschien.
    Irgendwann hob Joan Vialett den Kopf.
    Sie wollte etwas sagen, aber wir sahen nur, wie ihre Lippen stumm zitterten.
    Phil nahm eine Zigarette und hielt sie ihr an die Lippen. Als er sie losließ, um ihr Feuer reichen zu können, fiel die Zigarette zu Boden.
    »Wie ist es passiert?«, fragte Joan Vialett mit brüchiger Stimme.
    »Er wurde ermordet«, sagte Phil. Und fuhr schnell fort, um sie vom Grausigsten abzulenken: »Wir sind FBI-Beamte, G-men. Das ist Jerry Cotton, ich heiße Phil Decker. Miss Vialett, wir sind uns absolut darüber im Klaren, dass wir Sie jetzt in Ruhe lassen sollten, aber wir suchen einen Mörder. Jede Minute, die er länger auf freiem Fuß zubringt, kann ein neues Opfer kosten. Verstehen Sie uns?«
    »Wie?«, stieß sie hervor und hob ruckartig den Kopf. »Ach so… ja… ja, ja, ich verstehe. Was kann ich für Sie tun?«
    »Wann haben Sie Roger Morton das letzte Mal gesehen?«
    »Gestern Abend. Er hatte mich zum Essen eingeladen. Danach waren wir tanzen.«
    Sie sprach monoton, schnell, ohne nachzudenken, und mit einer Stimme, die vor Schmerz gefühllos klang.
    »Hat er Ihnen erzählt, dass er für Mister Ballister arbeitete?«
    »Ja.«
    »Können Sie sich möglichst genau an seine Worte zu erinnern versuchen? Es kann sehr wichtig für uns sein, Miss Vialett.«
    »Er sprach eigentlich nicht direkt mit mir darüber.«
    »Nicht direkt? Wie meinen Sie das?«
    »Er erzählte

Weitere Kostenlose Bücher