Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
Vom Netzwerk:
»Verabredungsgemäß haben wir nicht Ihre Bestätigung erwartet. Wir nehmen an, dass Sie uns jetzt hören. D-Zug aus Chicago trifft auf Bahnsteig 18 ein um fünf Uhr zwölf. Ich wiederhole…«
    Mein Blick huschte zur Uhr. Es war ein paar Minuten vor fünf. Es musste zu schaffen sein. Es musste!
    Ich konnte sogar mit der Geschwindigkeit ein wepig herabgehen. Aber Rotlicht und Sirene behielt ich bei, bis ich in der Ferne den Bahnhof auftauchen sah. Wenn es Komplizen des Kistenmannes gab, die ihn vielleicht erwarteten, wollte ich sie mit dem Sirenengeheul nicht kopfscheu machen.
    Natürlich war kein Parkplatz zu finden. Ich pfiff auf alle schönen Vorschriften und stellte den Jaguar einen halben Yard neben einen Feuerwehr-Hydranten. Danach spurtete ich in die riesige Halle.
    Die Lage der Gepäckaufbewahrungsschalter kannte ich. Aber das Schlimme war, dass es davon gleich vier gab. Und wo man sich auch auf stellen mochte, man konnte höchstens zwei gleichzeitig im Auge behalten.
    Ich sah auf die Armbanduhr. Eine Minute nach fünf. Es musste gehen, wenn die Männer an den Schaltern mich nicht behinderten. Ich lief auf den Schalter zu, der mir am nächsten lag. Unterwegs fischte ich mir schon den Dienstausweis aus der Tasche.
    Mit einem Satz sprang ich über den niedrigen Ausgabetisch hinweg. Ein stämmiger Mann von ungefähr vierzig Jahren verdrehte die Augen und packte mich. Ich raunte ihm zu: »Ich bin Cotton vom FBI! Kommen Sie hier hinter die Wand und sehen Sie sich meinen Dienstausweis an! Aber machen Sie um Himmels willen kein Aufsehen!«
    Zuerst schien es nicht, als ob er mir den Gefallen tun wollte. Vielleicht passte ihm die Form meiner Nase nicht. Aber dann sah ich, dass sein schräger Blick gar nicht mir, sondern bereits meinem Ausweis galt. Und gleich darauf ließ er mich los.
    »Okay, Mann, was ist denn los?«, erkundigte er sich.
    »Ist unter den Gepäckstücken, die hier zur Aufbewahrung sind, auch eine Kiste?«, fragte ich.
    »Haben Sie schon mal Reisende mit Kisten gesehen?«, fragte er zurück. »Kartons allenfalls noch, ja, aber doch keine Kisten. Taschen, Koffer, Campingbeutel aller Größen, aber doch keine Kisten.«
    »Danke«, rief ich und flankte wieder über den Ausgabetisch. Am nächsten Schalter hatte ich nicht so viel Glück. Ein altes Männchen weigerte sich, meinen Ausweis auch nur anzusehen, solange ich mich unbefugterweise hinter der Barriere aufhielt. Mir blieb wirklich nichts andres übrig, als fein wieder hinauszujumpen und ihm meinen Ausweis von dort hinzuhalten. Wertvolle Minuten wurden vertrödelt. Es war zehn Minuten nach fünf, als wir uns endlich einig geworden waren.
    Ich stellte meine Frage. Der Alte verschwand zwischen den Regalen. Der Uhrzeiger rückte auf fünf Uhr zwölf, als er endlich wieder erschien.
    »Ich habe eine Kiste hinten stehen«, nickte er. »Gestern aufgegeben. Sehr früh am Morgen.«
    Das konnte sie sein! Aber auch wenn sie es nicht war, wäre es zu spät gewesen, die anderen beiden Schalter jetzt noch abzusuchen. Es war fünf Uhr dreizehn, und jeden Augenblick mussten die Leute aus dem Chicagoer Zug aufkreuzen.
    Ich schob mich in die Nähe eines Zeitungsstandes, steckte mir eine Zigarette an und wartete. Lautsprecher riefen Verbindungen aus, kündigten einfahrende Züge an oder riefen in Kürze auslaufende ab. Menschen aller Rassen und Sprachen hasteten durch die Halle. Weiter oben an den Treppen zu den oberen Bahnsteigen leuchtete die Sommeruniform eines Cops. Ein Sonnenstrahl von einem der riesigen Fenster fiel auf sein blankes Dienstabzeichen, sodass es wie ein großer Edelstein aufflammte.
    Fünf Uhr fünfzehn.
    Wie lange braucht man vom achtzehnten Bahnsteig bis herab zu diesem Schalter?, fragte ich mich. Aber ich wusste, dass ich die Antwort darauf nicht geben konnte. Ich war noch nie diesen Weg gegangen. Ich musste warten und hoffen, dass ich am richtigen Schalter nach dem richtigen Zug auf den richtigen Mann wartete.
    Die Zeit verging. Oft genug traten Leute an den Schalter und ließen sich aufbewahrtes Gepäck aushändigen. Koffer, Reisetaschen, Reiseschreibmaschinen, Campingbeutel, Säcke mit Golfschlägern - aber niemand holte eine Kiste.
    Es wurde fünf Uhr dreißig.
    Ich fragte mich, ob es noch Sinn hätte, hier zu warten. Dann fiel mir ein, dass der Mann vielleicht vorher einen Wagen besorgte. Wenn die Kiste schwer war, konnte er sie nicht mit der U-Bahn befördern lassen und nicht mit einem Autobus. Vielleicht war sie auch zu sperrig, als dass

Weitere Kostenlose Bücher