0284 - Gehirn-Gespenster
hinzuziehen… Sie waren mit Mister Blake verabredet? Aus welchem Grund?«
»Um mit ihm über sein Manuskript zu plaudern… Über seinen neuen Roman, an dem er gerade arbeitet«, flunkerte Nicole aus dem Stegreif. »Er beschreibt ein parapsychologisches Phänomen, bei dem er fachmännische Beratung benötigt…«
Und dabei ahnte sie nicht einmal, wie nahe sie der Wahrheit kam!
»Welches Phänomen?«
»Teleportation«, sagte Nicole, weil sie gerade in diesem Augenblick an sein seltsames Verschwinden denken mußte, als er das Amulett an sich zog. Ein Gedanke blitzte in ihr auf: War Blake vielleicht nicht entführt worden, sondern hatte sich fortteleportiert?
Sie sah die Manuskriptbögen neben der Typenradmaschine auf dem Arbeitstisch liegen und griff danach. »Ich darf mal, ja? Mal sehen, wie weit er gekommen ist…«
Sie überflog die letzten Seiten rückwärts. Sie las die Namen Jimmy Kent und Taury Sheldon. Rob Tendyke, den sie im Verdacht gehabt hatte, dem gleichen kuriosen Verein anzugehören, suchte sie im Manuskript vergebens. Das beruhigte sie etwas.
»Bitte, gehen Sie jetzt endlich!« wurde sie aufgefordert. »Sie stören uns bei unserer Ermittlungsarbeit!«
Nichts tat sie lieber als das. Hier in Blakes Zimmer konnte sie ohnehin nichts mehr ausrichten. Was sie wissen wollte, hatte sie erfahren. Jetzt ging die Kleinarbeit los. Wo steckte Blake, wo steckte die Schwarzhaarige, die allen Informationen nach Taury Sheldon sein mußte? Aus dem Inhalt des Manuskripts war ihr jetzt bekannt, daß die beiden Romanfiguren Kent und Sheldon auf entgegengesetzten Seiten standen und kämpften, wobei sich beide stärkster okkulter und parapsychischer Kräfte bedienten. Woher diese stammten, verrieten ihr die paar Seiten, die sie quer gelesen hatte, allerdings nicht. Auch nicht, ob die Romanfiguren mit denen in der Wirklichkeit etwas zu tun hatten.
Nicole zuckte mit den Schultern. Sie wollte sich mit Zamorra beraten, was das weitere Vorgehen anging. Inzwischen sollte er doch wohl zurückgekommen sein.
Der Lift brachte sie wieder drei Etagen tiefer in die Etage sieben. Sie erreichte die Suite, stellte überrascht fest, daß die Tür nur angelehnt war, und rief erleichtert: »Zamorra, Liebling! Du bist wieder da?«
Sie trat ein und sagte »Hoppla«, weil sie über eine silbrige Scheibe stolperte.
Zu ihren Füßen lag das Amulett - Merlins Stern!
***
In Nicole schrillten gleich ein paar Dutzend Alarmglocken zugleich. Sie blieb stehen. »Zamorra«, rief sie noch einmal. »Bist du da? Antworte!«
Nichts.
Er war also nicht da. Scherze dieser Art erlaubte er sich nicht mit ihr. Also hatte jemand anderer das Amulett hierhergelegt. Eine Falle…?
Nicole aktivierte ihre Para-Kraft. Seit sie eine Zeitlang schwarzes Blut besessen hatte, war sie magischen Erscheinungen gegenüber äußerst empfindsam geworden. Aber sie tastete mit ihren Geistes-Kräften ins Leere, die allerdings nicht ganz so stark ausgeprägt waren wie die Zamorras und sie auch schneller entkräfteten als ihn.
Das Amulett verhielt sich ihr gegenüber neutral. Sie spürte keine Querverbindungen zu einer anderen Wesenheit.
Da bückte sie sich vorsichtig und berührte es mit den Fingerspitzen.
Es fühlte sich warm an, vibrierte aber nicht. Langsam hob sie es auf und fühlte sich erst sicher, als nach fast fünf Minuten kein magischer Schlag sie niederstreckte. Jetzt erst wagte sie es, die Suite richtig zu betreten. Mißtrauisch sah sie sich überall um, suchte die Zimmer nach ungewöhnlichen Dingen ab. Aber sie fand nichts. Nirgendwo schnappte eine Falle zu.
Aber auch von Zamorra gab es keine Spur. Auch keine Nachricht, daß er vielleicht in der Zwischenzeit hiergewesen wäre. Nicole wurde es etwas unbehaglich, und sie lauschte in sich hinein. Zwischen ihr und dem geliebten Gefährten, Chef und Dämonenjäger bestand eine innige geistige Verbindung. Und die konnte ihr verraten, ob er sich in unmittelbarer Gefahr befand.
Aber diese Stimme blieb ruhig. Keine Gefahr für Zamorra… Oder keine Gefahr mehr? Sie konnte es nicht sagen. Vorhin war sie selbst zu sehr im Streß gewesen und hatte keine Muße gefunden, sich intensiv um Zamorras Gefühlszustand zu kümmern. Jetzt aber begann sie, sich immer stärker Sorgen zu machen.
Das Amulett in der Hand, ging sie zur Tür und verließ das magisch abgeschirmte Zimmer.
Da war hinter ihr ein Geräusch.
Sie wirbelte herum, sah noch die schwarzhaarige Frau. Die heranrasende Handkante konnte sie nicht mehr
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