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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bett, die Knie unters Kinn gezogen, und brütete vor sich hin.
    »Na, habt ihr das Gespenst erlegt«, fragte sie, als er eintrat.
    »Glaubst du etwa auch daran«, fragte er und trat an ihr vorbei zum Fenster, das den Blick auf den Burghof und die große Mauer freigab. Er sah das Tor vor der Zugbrücke, das fest verriegelt war, so daß niemand hereinkonnte. Und über die Mauer zu kommen, dürfte etwaigen Eindringlingen äußerst schwerfallen.
    »Ich glaube an das, was ich gesehen habe«, sagte Angely. »Wenn du vorhast, im Gästetrakt nach diesen Fäulnisspuren zu suchen, so laß es. Es könnte gefährlich sein. Nur die Berürung mit dem Schwanz des Ungeheurs hat die Verwandlung bei MacRoy bereits bewirkt. Und ich glaube, daß er recht hat. Hier gehen Dinge vor, die niemand von uns versteht.«
    »Niemand außer Vater. Und er hütet seine Geheimnisse. Warum? Weißt du etwas?«
    Angely schüttelte den Kopf.
    Da vernahm sie das Rufen.
    »Da ist doch etwas…«
    Roderick zucke mit den Schultern. »Was meinst du?«
    »Da ruft jemand.«
    »Wo?«
    Angely erhob sich vom Bett und trat zum Fenster, öffnete es. »Da! Hörst du es nicht?«
    Jetzt vernahm auch Roderick das ferne, langgezogene »Hallo!« Er furchte die Stirn. »Da scheint jemand am Tor zu sein und herein zu wollen. Aber wer kann das sein?«
    »Hallo«, erklang es wieder von draußen. »So öffnet! Wir brauchen Hilfe! Laßt uns herein… Helft uns!«
    Die beiden Geschwister sahen sich an. Und unwillkürlich mußte Angely an Pete MacRoy denken, den Angler. Sie hatte ihn ins Castle gebracht, damit er seine Schürfwunden versorgen konnte… und damit war der Tod ins Castle gekommen! Der Tod, der sich irgendwo im Burggemäuer unerkannt herumtrieb!
    »Nein«, hauchte sie. »Das… das könnte eine Falle sein… weitere Feinde…«
    Roderick verzog das Gesicht. »Du glaubst wirklich an diesen Quatsch? Wirklich und wahrhaftig? Das darf doch nicht wahr sein.«
    »Hallo…« klang es wieder.
    Roderick schloß das Fenster. »Ich mache das Tor auf. Vater mit seiner Spinnerei… Wenn da draußen jemand Hilfe braucht, sind wir verpflichtet, diese Hilfe nach besten Kräften zu leisten.«
    »Ja, natürlich.« Angely lief hinter ihm her. »Im Normalfall! Aber wenn es doch eine Falle sein sollte…«
    Roderick blieb stehen. »Schwesterherz«, sagte er leise. »Warum probieren wir es nicht einfach aus? Wenn es nach Vater und dir geht, haben wir den Tod längst im Castle. Wie könnte es da schaden, noch ein paar Tode mehr hereinzulassen? Andererseits…«
    Sie nickte wenig überzeugt. »Ja, Rod«, sagte sie leise. »Ich weiß. Ich könnte es mir auch nie verzeihen, Menschen im Stich gelassen zu haben… Aber du hast nicht gesehen, was ich sah…«
    »Ich öffne das Tor nur einen Spaltweit und kann es jederzeit wieder schließen, wenn draußen ein Knochenmann stehen sollte«, sagte er. »Alles klar?«
    Es war noch lange nicht alles klar. Aber es war ein Kompromiß. Ganz wohl war es Angely bei der Sache nicht. Aber sie folgte Roderick nach draußen. Es war inzwischen kalt geworden, und sie fror in ihrem dünnen Minikleid. Roderick stapfte auf das Tor zu.
    Zufällig sah Angely an der Mauer hoch. Dahinter war der Wipfel des riesigen Baumes zu sehen, den Roderick schon einmal hatte fällen wollen. Sir Glenn hatte widersprochen: »Wir leben nicht mehr im Mittelalter, daß unsere Feinde die Festung über diesen Baum erstürmen könnten, also laß ihn, verdammt noch mal, stehen, wo er steht! Es ist ein gesunder Baum!«
    Und so stand er immer noch da, über hundert Jahre alt und riesig, neben der Zugbrücke direkt am Burggraben. Und sein Wipfel bewegte sich auf eigenartige Art.
    Gerade so, als versuche jemand im Baum herumzuklettern und auf die Burgmauer zu springen.
    Angely stieß einen Warnruf aus.
    - und Roderick schob den schweren Eichenbalken zur Seite, der das Tor als Riegel geschlossen hielt.
    ***
    Der Eindringling in Raven’s Castle verhielt sich nicht ganz so, wie er es sollte. Daß das Ungeheuer zwischengeschaltet war, dämpfte zu viel ab. Der Drahtzieher im Hintergrund war damit gar nicht einverstanden. Er wollte mehr als das, was Pete MacRoy tat, und er wollte es sofort.
    Deshalb erteilte Leonardo deMontagne den Befehl zum Großangriff. Er schickte eine Gruppe seiner Skelett-Krieger aus, um im günstigsten Moment zuzuschlagen. Dabei kicherte er triumphierend. Hier und jetzt konnte er drei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn er ein wenig Glück hatte. Die Chancen für einen

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