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0285 - Parkweg des Grauens

0285 - Parkweg des Grauens

Titel: 0285 - Parkweg des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parkweg des Grauens
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Messer auf.
    Der Gorilla wälzte sich herum, sodass er auf dem Bauch lag. Langsam und wie unter großer Anstrengung hob er den Kopf. Ich grinste ihn an.
    »Uuuuuach«, sagte er.
    »Völlig deiner Meinung«, nickte ich.
    »Steh auf! Du wolltest doch Mister Greyston sagen, dass ich ihn sprechen möchte.«
    Er war noch nicht so weit. Vorläufig ließ er erst mal seinen Kopf auf die angewinkelten Unterarme sinken und atmete deutlich hörbar. Ich steckte mir eine Zigarette an und stellte einen Stuhl wieder auf, der bei unserem kurzen Gefecht umgestürzt war. Man soll bei fremden Leuten keine Unordnung hinterlassen.
    »Na los, mein Junge«, sagte ich, als es mir zu lange dauerte. »So schlimm war es ja gar nicht.«
    »Mir reicht es«, sagte er und stemmte sich hoch. Es ging langsam, aber immerhin kam er auf die Beine. Er sah mich an wie ein fremdartiges, interessantes Tier in einem zoologischen Garten. Ich gab ihm noch einmal eine halbe Minute Zeit.
    »Los, sag deinem Boss Bescheid«, forderte ich dann. »Oder muss ich hier alles selbst machen?«
    »Jetzt glaube ich, dass Sie ein G-man sind«, brummte er.
    Ich sah ihn verdutzt an.
    »Das stand doch deutlich genug auf meinem Ausweis!«
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich kann nicht lesen. Ich bin in einer verdammt einsamen Gegend aufgewachsen. Mein Vater züchtete Vieh und hatte keine Zeit, mir sonst irgendetwas beizubringen.«
    »Unter diesen Umständen«, sagte ich freundlich, »wollen wir das von eben als ein kleines Missverständnis ansehen. Ich bin nicht nachtragend. Aber lass in Zukunft dein Messer aus dem Spiel.«
    »Haben Sie es?«, fragte er, nachdem er sich suchend umgeblickt hatte.
    Ich riskierte es und gab ihm das Ding zurück. Er steckte es ein, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Wie war doch gleich Ihr Name?«, erkundigte er sich.
    »Cotton, Jerry Cotton vom FBI-Büro in New York.«
    »Okay. Ich sage dem Boss Bescheid. Wenn Sie wollen, können Sie sich inzwischen setzen.«
    Er zeigte auf den Stuhl, den ich aufgehoben hatte, und verschwand hinter einer dunklen Tür. Es dauerte ungefähr zwei Minuten, bis er wieder auftauchte.
    Sein Kinn hatte sich inzwischen etwas verfärbt. An der Stelle, wo die Haut aufgeplatzt war, gab es einen braunen Schimmer. Er musste die kleine Wunde mit Jod betupft haben.
    »Der Boss erwartet Sie, G-man«, sagte er.
    Ich folgte ihm durch ein großes Wohnzimmer hindurch in ein kleineres. Greyston saß in einem Rollstuhl. Über die Beine hatte er eine Wolldecke ausgebreitet. Wenn er jemals ein berühmter Gangster gewesen war, so war davon jetzt jedenfalls nichts mehr zu merken. Jetzt war er nur noch ein kränklicher alter Mann. Ich schätzte sein Alter auf sechzig Jahre, vielleicht schon an die siebzig.
    »Ein G-man?«, murmelte er mit leiser Stimme. »Das ist ein seltener Besuch. Ich bin Greyston.«
    Ich sagte ihm meinen Namen. Er nickte und zeigte auf einen Sessel in seiner Nähe. Ich setzte mich.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, erkundigte er sich.
    »Nein, danke«, erwiderte ich. Mit einem knappen Blick gab er dem Gorilla zu verstehen, dass er uns allein lassen sollte. Der Riese verzog sich. Greyston zeigte auf ein Kästchen, das auf einem kleinen Tisch neben meinem Sessel stand.
    »Wenn Sie rauchen wollen, bedienen Sie sich, G-man. Ich selbst kann es leider nicht mehr vertragen. Die Ärzte sind samt und sonders Kurpfuscher. Ich frage mich, warum ich mich überhaupt noch von den Halunken behandeln lasse.«
    »Ohne Ärzte geht es wahrscheinlich doch nicht«, meinte ich.
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich bin nicht mutig genug, das auszuprobieren. Aber Sie sind sicher nicht hergekommen, um sich meine Litanei über die Ärzte anzuhören. Was führt Sie zu mir, G-man?«
    »In Ihrem Haus wohnt eine gewisse Tina Polling«, sagte ich.
    »Ach, um Tina handelt es sich?«, lächelte Greyston. »Nun, ich habe von Anfang an damit gerechnet, dass Tina Schwierigkeiten kriegen würde. Sie ist der Typ, der Schwierigkeiten kriegen muss. Ganz unausweichlich.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Tina verkehrt mit den falschen Leuten, sagt im falschen Augenblick das Falscheste, was man überhaupt sagen kann, und sie ist nicht bereit, sich anzupassen. Sie hat einen Dickkopf wie ein Elefantenbulle.«
    Ich grinste.
    »Sehr schön gesagt, Mister Greyston. Trotzdem ist es mir immer noch nicht deutlich genug. Können Sie das auch so sagen, dass es handfester klingt?«
    Greyston zuckte die Achseln.
    »Warum soll ich Ihnen etwas vormachen, G-man? Vielleicht kennen Sie meine

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