0286 - Mister X und sein teuflischer Plan
wo er wohnt, wissen Sie auch nicht?«
»Nein.« Cocomo trat einen Schritt zurück und stolperte dabei über seine herabbaumelnden Hosenträger. Fluchend stützte er sich gegen die Wand. »Beschreiben Sie uns den Mann!«
»Na, er ist vielleicht 30 Jahre alt, mittelgroß und blond. Er hatte einen blauen Anzug an. Nein! Einen grünen. Halt, ich glaube, es war doch ein blauer. Außerdem war er sehr freundlich.«
»Vielen Dank, Mr. Cocomo«, sagte ich. »Mit dieser Beschreibung finden wir ihn natürlich sofort.«
Wir kletterten die Treppen hinunter, verließen das Haus und setzten uns in den Jaguar.
»Warten wir hier!« meinte Phil. »Entweder kommt Leila Paine bald zurück, oder der Verlobte taucht wieder auf.«
»Glaubst du?«
Phil klappte die Hände gegeneinander. »Es kann doch passieren, daß man eine Verabredung vergißt.«
»Natürlich. Aber was ist, wenn er nicht kommt? Es ist jetzt gleich drei, und normalerweise nimmt man um diese Zeit keinen Lunch ein.«
»Wenn keiner von beiden auftaucht«, sagte Phil, »wird bei uns bestimmt eine Vermißtenmeldung einlaufen. Spätestens morgen. Wenn nicht, dann hat der Verlobte oder Freund einen Grund, es zu verschweigen. Dann müssen wir ihn finden. Ich weiß auch, wie. In Leila Paines Wohnung befinden sich bestimmt Briefe von diesem Mann. Briefe tragen Absender.«
»Wenn sich die beiden aber täglich getroffen haben, dann sind sicherlich keine Briefe geschrieben worden.«
Phil nickte. Dann schwiegen wir lange. Und warteten lange. Weder Leila noch ihr Verlobter tauchten auf.
***
Während des Abends, der Nacht und des folgenden Tages ließen wir Flat House von Kollegen beobachten.
Ohne Erfolg. Leila Paine kehrte nicht zurück, und auch der Verlobte ließ sich nicht blicken. Wir erkundigten uns bei der Vermißtenabteilung der City Police, aber weder dort noch bei uns war eine Meldung Über das Verschwinden der rothaarigen Nachtklubsängerin erstattet worden.
20 Stunden nach Samuel Paymans Beobachtung wurde der grüne Buick im nördlichen Queens gefunden.
Wie schnell ermittelt wurde, gehörte er einem Geschäftsmann aus Manhattan, der ihn seit den Morgenstunden des Vortags vermißte, jedoch noch keine Anzeige erstattet hatte Er glaubte, daß seine Frau, mit der er in Scheidung lebte, ihn zu ihren Ausflügen in die Ramapo Mountains benutzt habe.
Wir machten die Adresse der Frau in West Mahwah ausfindig und erfuhren, daß sie mit der Bahn gereist sei. Damit stand fest, daß der Buick gestohlen und zu einem Kidnapping benutzt worden war.
Unsere Experten stellten über hundert verschiedene Fingerabdrücke fest, die zum größten Teil so undeutlich waren, daß wir sie nicht auswerten konnten.
Am Abend dieses Tages durchsuchten wir Leila Paines Wohnung. Es erwies sich, daß ich mit meiner Vermutung recht gehabt hatte.
Briefe von dem Verlobten oder anderen Männern waren nicht vorhanden.
***
Sehr weit im Süden der 86th Street in Brooklyn liegt eine Filiale der Manhattan Chase Bank.
Das moderne Gebäude aus viel Glas, Stahl und wenig Beton steht auf einem freien Gelände. Die nächsten Häuser sind 30 Meter und mehr entfernt.
Die asphaltierten Flächen dazwischen werden als Parkplätze benutzt.
Am Morgen des 22. November um 9.53 Uhr betrat der Tramp Sam Fletcher die Vorhalle der Bank und lehnte sich rechts neben der hohen Glastür an die Wand.
Fletcher war nicht wiederzuerkennen. Frisch rasiert, gewaschen und ordentlich gekleidet, wirkte er schon fast wie ein kleinbürgerlicher Geschäftsmann.
Von den 300 Bucks seines unbekannten Auftraggebers hatte sich Fletcher eingekleidet, eine Uhr gekauft und war in ein kleines Hotel gezogen, das sich unweit seiner ehemaligen Bleibe in der 53rd Street befand.
Unter dem Arm hielt der Tramp eine schwere Aktentasche, die sorgfältig verschlossen war. An diesem Morgen hatte sie ihm ein unbekannter Mann auf der Straße in die Hand gedrückt mit der Weisung, die Tasche noch vor zehn Uhr in die Eingangshalle der Bank zu tragen und dort auf weitere Anordnungen zu warten.
Nahezu alle Augenblicke schaute Fletcher stolz auf seine neue Uhr. Es war jetzt 9.56 Uhr.
Der Tramp wußte nicht, was die Tasche enthielt. Er hatte auch nicht nachgesehen, aus Angst vor dem unbekannten Auftraggeber, der ihn im Battery Park geschlagen hatte.
In Gedanken malte sich Fletcher aus, was er mit den restlichen 400 Bucks anstellen würde, die er am Nachmittag dieses Tages im Battery Park erhalten sollte. Das hatte jedenfalls der Überbringer der
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