0288 - Dämonen-Orakel
der Unterwelt waren stärker als die Technik aus der Straße der Götter.
Nur im Inneren des Odysseus schlummerte der Gedankenbefehl, ohne daß er sich dessen bewußt war. Er wußte von dem Pferd und er hatte eine vage Ahnung, wie es funktionierte. Doch er spürte, daß die Mächte, die ihn fast zehn Jahre unter ihrem Bann hatten, nun von ihm gewichen waren.
Zwar kannte der Fürst von Ithaka nicht das Doppelspiel der Götter untereinander, doch er wollte die Vorteile nutzen. Mit dieser Kriegsmaschine konnte er den Krieg ein für alle Mal beenden. Wie alle anderen Griechen wollte auch er endlich nach Hause. Nach Ithaka, wo Penelope, seine Frau wartete.
Insgeheim hoffte Odysseus, daß ihm Penelope in dieser Zeit treu geblieben war. Denn bevor er den Pakt einging, vereinbarte er mit den Mächten des Orthos, daß sie ihn nur dann mit sich führen konnten, wenn ihn seine Frau in der Zeit der Abwesenheit betrog.
Ohne, daß sich die Götter noch einmal mit ihm in Verbindung gesetzt hätten, war er in der Nacht in das Innere des Pferdes geklettert. Gegen die magische Energie im Innern der Kampfmaschine schützte ihn die Rüstung des Achilles. Keinem anderen Menschen wäre es möglich gewesen, in den Bauch des Pferdes zu gelangen, ohne von den magischen Kraftströmen des Hephästos hinweggefegt zu werden.
Mit Agamemnon, dem obersten Feldherrn der Griechen hatte er vereinbart, daß sich das Heer einschiffte und zur nahen Insel Tenedos hinübersetzte. Ein Feuerschein bei Nacht sollte das vereinbarte Zeichen sein. Sinon, der Gefährte des Feldherrn, brachte den Mut auf, den Trojanern das Lügenmärchen vom Götterpferd zu erzählen.
Der Angriff Kassandras war in die Überlegungen des Odysseus nicht mit eingeplant gewesen. Der Fürst von Ithaka hatte mit dem Einsatz von Steinschleudern gerechnet.
Kraftströmungen rasten auf das trojanische Pferd zu, die vorübergehend alle Funktionen lahm legten. Dazu sah Odysseus auf dem Monitor, den er in seiner Sprache als »Götterauge« bezeichnete, daß sich die Erde vor den Hufen öffnete. Gelblicher Schwefeldampf drang aus dem Innern hervor.
Schmerzlich vermißte Odysseus, daß ihm Hephästos nur einen geringen Teil der Funktionen im Inneren des Standbildes erklärt hatte. Er konnte gerade das Pferd vorwärts gehen oder anhalten lassen. Dazu kam, daß er über den Einsatz der Feuerschlangen und den Eishauch Bescheid wußte.
Doch es waren noch zahlreiche Knöpfe, Hebel und Lampen auf dem Schaltpult, deren Funktion Odysseus unbekannt waren.
Gebannt starrte der Fürst von Ithaka auf die flimmernde Sichtscheibe.
»Kassandra!« stieß er hervor. »Ich wußte, daß die Tochter des Priamos über dunkle Kräfte verfügt. - Hephästos! Warum hast du mich verlassen? Warum weiß ich nicht, wie ich mich wehren soll?«
Verzweifelt riß er am fingerdicken Hebel, der das Pferd sonst dazu brachte, vorwärts zu schreiten. Die Mechanik rastete ein - doch die Maschine bewegte sich keinen Zoll vorwärts. Seine Fäuste hämmerten auf die Knöpfe, die Eishauch und Feuerschlangen auslösten. Keine Reaktion. Odysseus stieß einen verzweifelten Seufzer aus.
Einen Augenblick überlegte er, ob es nicht besser sei, die Luke zu öffnen, mit blank gezogenem Schwert unter die Feinde zu springen und die Entscheidung zu suchen. Vielleicht gelang es ihm mit Hilfe der Dämonen-Rüstung des Achilles, die Waffen der Trojaner abzuwehren.
Doch dann sah er diesen Mann aus den Reihen der Trojaner vorspringen. Ein erstaunter Ruf kam aus dem Mund des Griechen. Diesen Mann kannte er.
»Zamorra!« stieß Odysseus hervor. »Wieder er. Er ist zurückgekommen, wie er gesagt hat. Und er nimmt den Kampf gegen Kassandra auf! - Da, die Hexe von Troja schlägt zurück. Zamorra mag etwas von Zauberei verstehen - doch ich muß ihm helfen. Ich muß! — Ich muß! — Ich muß!«
Verzweifelt schlug Odysseus mit beiden Fäusten auf das Schaltpult.
In dieser Sekunde ging ein Ruck durch das trojanische Pferd…
***
Professor Zamorra sah das Verderben auf sich zurasen. Die Hand voll Sand, die Kassandra ihm entgegenschleuderte, glich durch die Macht der Totengöttin der Gewalt einer riesigen Wanderdüne. Nur daß sie umherwirbelte wie ein Sandsturm, der über die Sahara hinwegfegt und alles unter sich begräbt.
Der Meister des Übersinnlichen ließ das Schwert Gwaiyur fallen. Zitternd blieb die Elbenklinge im Erdreich stecken. Gegen diesen Angriff nützte das Schwert der Gewalten nichts.
Mit beiden Händen umklammerte Professor
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