0288 - Der Gangster floh in meinem Wagen
nickte.
»All right, Mr. Sutter. Verbleiben wir so.«
Der Ingenieur stand auf und verabschiedete sich von uns und seinem Chef.
Als er das Büro verlassen hatte, sah ich Timcoe an.
»Hatte Frank Harpers unter seinen Mitarbeitern irgendwelche Feinde?«
Der Direktor schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste, Agent Cotton.«
Die Sekretärin brachte die von mir gewünschte Liste. Als sie gegangen war, steckte ich das Papier ein.
***
Am Freitagmorgen war New York in ein diesiges Grau gehüllt. Bereits in der Nacht hatte' es zu regnen begonnen.
Phil und ich saßen in unserem Office und genehmigten uns gerade einen heißen Kaffee, als Walter Stein anklopfte.
Er begrüßte uns und stellte einen Karton auf den Tisch. Als er den Deckel abnahm, sahen wir den Schlagring, den wir in Gregg Kellys Taschen gefunden hatten, und Buddy Cowlings Luger.
»Der Tatbestand ist eindeutig«, begann Walter Stein seinen Bericht. »Harpers wurde mit dem Schlagring erschlagen, der auch Kellys Fingerabdrücke aufweist. Emely Harpers fiel einem Schuss aus der Luger zum Opfer. Am Griff haben wir die Prints von Cowling entdeckt. Damit kann der Mordfall Harpers zu den Akten gelegt werden.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Cowling und Kelly haben sich nicht aus eigenem Antrieb an Harpers herangemacht.«
»Das ist mir klar, Jerry«, antwortete unser Kollege. »Wir wissen auch schon, dass die beiden bis vor zwei Jahren Andy Millers Protections-Rackett angehörten. Eines Tages kam es zu einem Zusammenstoß mit der Bicking-Gang. Alphonso Bicking machte kurzen Prozess und schickte seine Boys auf die Jagd. Wo ein Miller-Mobster auch nur die Nase zeigte, ratterte prompt eine Tommy-Gun los. Wir hatten den Auftrag bekommen, dieses Massaker zu unterbinden, aber wir konnten nur noch vier Miller-Boys retten. Sie wanderten auf zwei Jahre nach Sing Sing und sind vor ungefähr vier Wochen erst entlassen worden.«
Ich sah erstaunt auf. »Soll das heißen, dass Cowling und Kelly zu den gerade entlassenen Zuchthäuslern gehörten?«
Walter nickte. »Genau, Jerry. Das setzt mich ebenfalls in Erstaunen. Die Miller-Gang existiert nicht mehr. Woher haben sie also in derart kurzer Zeit Verbindung bekommen mit den Leuten, die an Harpers Pläne heranwollen?«
»Das ist ja ein Ding«, ließ sich Phil vernehmen. »Es kommt doch eigentlich nur jemand infrage, der einmal von dem Projekt AE 62 und zum anderen über, ein gewisses technisches Wissen verfügt, um überhaupt etwas mit den Plänen anfangen zu können.«
Ich nickte. »Ich weiß schon was du sagen willst, Phil. Es ist unwahrscheinlich, dass die Interessenten für die Pläne aus den Kreisen der Unterwelt stammen. Dennoch muss unser Unbekannter eine Verbindung dahin haben. Wie willst du sonst die Tatsache erklären, dass er zwei Zuchthäusler wie Cowling und Kelly so rasch nach ihrer Entlassung für seine Pläne einspannen konnte?«
Phil hob bedauernd die Schultern. »Das ist es ja gerade, was ich nicht begreifen kann.«
Walter räusperte sich. »Lasst mich erst einmal zu Ende berichten. Über Cowling und Kelly ist uns noch bekannt, dass sie zu den wenigen Weißen gehören, die sich in Chinatown uneingeschränkt bewegen können. Mit anderen Worten, sie haben Freunde bei den Chinesen.«
Ich stieß einen Pfiff aus. »Donnerwetter, Walter! Das ist wirklich einmal ein erfreulicher Punkt. Wir werden also in den nächsten Tagen in Chinatown herumschnüffeln.«
Ich stand auf und trat zu dem Stadtplan, der an der Wand hing. Nachdem ich mir den Chinatown-Abschnitt genau angesehen hatte, stand mein Plan fest.
»Ich schlage vor, Phil, dass du heute Abend mit Jimmy Reads den nördlichen Teil zwischen Chatham Square und Bayard Street übernimmst. Walter und ich nehmen uns den südlichen Teil bis zur Madison Street vor. Die äußeren Begrenzungen sind für euch Baxter Street im Westen und Market Street im Osten. Für uns demnach Roosevelt Street im Westen und im Osten ebenfalls Market Street.«
Wir besprachen noch einige Einzelheiten. Danach verabschiedete sich Walter, um Jimmy Reads zu verständigen.
***
Um Punkt 10 Uhr betrat Erik Sutter unser Office. Ich bot ihm eine Zigarette an, und Phil gab ihm Feuer. Dann stellte ich meine ersten Fragen.
»Mr. Sutter! Wie uns Direktor Timcoe erzählte, waren Sie mit Frank Harpers näher befreundet. Was war er für ein Mensch?«
Er hob die Schultern. »Das ist gar nicht so einfach zu erklären, Agent Cotton. Frank war ein sehr sensibler Typ. Im Umgang mit anderen
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