0288 - Die Katzen-Göttin
schon in Bewegung, um das Bremspedal nach unten zu treten, als mich die Ereignisse überfallartig überrollten.
Von rechts kamen sie.
Der Wald schien urplötzlich zu leben. Ein unheimliches, grauenhaftes Leben, kaum zu zählende Augenpaare, grell leuchtend, fast explodierend. Dann waren die kleinen Bestien da und überschwemmten meinen Bentley wie eine Woge…
Vor Schreck hatte ich den Motor abgewürgt. Der schwere Wagen ruckte vor, etwas wurde von dem linken Vorderreifen zerdrückt, dann stand der Wagen.
Ich sah, wer sich da aus dem Wald gestürzt hatte.
Keine Monster, keine Dämonen, sondern andere Geschöpfe.
Katzen!
Nicht eine, nicht zwei oder drei, nein es waren unzählige Tiere, die aus dem Wald kamen, den Weg erreichten und mit langen Sätzen über ihn hinweghuschten. Wem der Bentley im Wege stand, der überkletterte kurzerhand das Hindernis.
Die Katzen waren überall. Sie sprangen auf die Motorhaube, kratzten über das Blech, huschten weiter und verschwanden aus meinem Blickfeld. Ich hörte sie auf dem Dach, sah sie an den Scheiben, und für kurze Augenblicke preßten manche von ihnen ihre Gesichter gegen das Glas, so daß ich die glühenden Augen sehen konnte. Glühende Augen?
So etwas hatte ich bei Katzen noch nie gesehen. Diese aber glühten in einem tiefen Rot, als wären die Körper mit Feuer gefüllt, das nur an diesen beiden Augen den Weg ins Freie fand.
Sogar am Außenspiegel hangelten sich die Biester hoch, huschten über Dach und Haube, schlugen und kratzten mit ihren Pfoten gegen die Scheiben und verschwanden. Ein Spuk, nichts weiter.
Oder?
»Was ich gesehen habe, das habe ich gesehen«, murmelte ich und blieb nicht länger im Wagen sitzen. In diesen Momenten waren die Conollys vergessen. Ich befand mich wieder voll in Action und rammte die Fahrertür bis zum Anschlag auf.
Von rechts waren die Katzen gekommen, von links waren sie verschwunden. Um dorthin zu gelangen, mußte ich um den Wagen herum, schaffte die Strecke sehr schnell und lief auf den gegenüberliegenden Straßenrand zu.
Ich hatte mein Ziel noch nicht erreicht, als ich das wütende, furchterregende Fauchen hörte. Dazwischen vernahm ich hohe Schreie und ein wildes Kreischen.
Mir wurde heiß und kalt zur gleichen Zeit, ich lief noch einen Schritt und blieb dann stehen.
Eine Unmenge an Katzen wälzte sich in einem gewaltigen Wulst innerhalb und dicht außerhalb eines Straßengrabens. Da sie so dicht beieinander hockten, mußten sie ein Ziel haben, das von ihnen angegriffen worden war.
Ja, sie hatten eins.
Es war ein Mensch!
Ich sah seinen Körper nicht, aber ich entdeckte seinen Arm, der plötzlich aus dem Berg hervorragte. Ich sah auch die zur Klaue gekrümmte Hand, wie sie nach einem Halt suchte.
Arm und Hand schimmerten bleich, bis auf die langen roten Streifen, die an der Haut entlang liefen.
Drei Katzen sprangen gleichzeitig an dem Arm hoch und krallten sich fest.
Ich schüttelte mich vor Grauen, denn ich wußte, daß diese Viecher dabei waren, einen Menschen zu töten.
Wie sollte ich ihm helfen?
Ich sah ihn nicht und hörte ihn auch nicht schreien. Wahrscheinlich erstickten die auf ihm liegenden Katzenkörper jeden Laut.
Ich mußte etwas tun.
Mit beiden Beinen gleichzeitig stieß ich mich ab, landete inmitten der Katzenkörper und spürte unter meinen Füßen weiches Fell, Knochen und Bewegungen, wobei ich ausrutschte und mich natürlich nicht halten konnte.
Ich fiel, gab mir dabei zusätzlichen Schwung, wobei ich versuchte, mich von der Masse der Katzenkörper zu entfernen, und landete auf der feuchten, weichen Erde.
Würden sie auch mich überfallen?
Mit diesem Gedanken beschäftigte ich mich zwangsläufig und sah die Tiere jetzt aus der Froschperspektive, wobei sie mir vorkamen wie gefährliche Raubtiere und nicht wie Hauskatzen.
Da erklang ein Fauchen.
Irgendwo in der Dunkelheit war es ertönt. Die Katzen hörten es, und anstatt mich anzugreifen, drehten sie ab. So rasch, wie sie erschienen waren, jagten sie auch wieder zurück.
Für kurze Zeit noch hörte ich das Trommeln ihrer Pfoten auf dem Boden, dann waren sie verschwunden.
Ein Spuk, mehr nicht.
Aber ein tödlicher.
Das wußte ich genau, denn als ich mich hochstemmte, da sah ich die Leiche.
Zum Glück war es dunkel. So konnte ich nicht alle Einzelheiten erkennen, aber wenn ein Mensch von vielleicht 50 oder mehr blutgierigen und mordbereiten Katzen angefallen wird, dann sieht er im Tod auch dementsprechend aus.
Dennoch nahm ich meine
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