0289 - Rendezvous mit Handgranaten
Hatway während ihres Aufenthaltes in Miami getanzt, einen Nightclub besucht, am Strande'gefaulenzt oder eine Bootsfahrt unternommen hatte.
Mit Dones Bericht suchte der G.-man Less Brought, den Multimillionär, auf. Brought benutzte alle Vorsichtsmaßregeln. Es gelang ihm, der Reportermeute zu entgehen. Am nächsten Tag lauteten die Überschriften:
Lilian Hatway in Gefahr?
Die Folge davon war, daß Journalisten der großen Chicagoer und New Yorker Zeitungen nach Los Angeles reisten.
Einen Tag später erhielt Ernest D. Hatway ein merkwürdiges Paket.
Es kam aus Rio de Janeiro. Die Verpackung bestand aus grobem Papier. Die Anschrift war wie bei dem Brief aus Zeitungsbuchstaben zusammengeklebt, und das bew’og den Sekretär Allan Rutson, das Paket nicht selbst zu öffnen, sondern es seinem Chef zu bringen.
Der Millionär war nicht allein, als der Sekretär das Paket brachte. Less Brought und sein Vorgesetzter James McCoun waren zu einer Besprechung erschienen. Die G.-men öffneten es.
Ein weißer, unbeschrifteter Umschlag kam zum Vorschein. Darin steckte ein Brief — zusammengeklebt wie der erste.
Mister Hatway, zu unserem Bedauern müssen wir feststellen, daß Sie die Polizei eingeschaltet haben. Es scheint uns daher notwendig, Ihnen einen Beweis dafür zu übersenden, daß wir nicht spaßen. Sie finden diesen Beweis anbei. Jagen Sie die Polizei zum Teufel, und Sie werden wieder von uns hören.
Als Less Brought diesen Brief verlesen hatte, stand Hatway auf. Er stützte die Hände auf die Tischplatte, beugte sich vor und fragte mit zitternder Stimme:
»Was ist in dem Paket?«
Brought entfernte das braune Packpapier. Der Millionär stieß einen unterdrückten Schrei aus.
Aus dem Paket quoll das lange, blonde Kopfhaar einer Frau.
Die Leibgardisten des Millionärs reichten nicht mehr aus, um die Meute der Journalisten von der Villa fernzuhalten. Die Reporter drohten, das Haus zu stürmen. Cops mußten anrücken, um Ordnung zu schaffen.
Die Zeitungsjungen schrien die Schlagzeilen.
Lilian Hatway in Brasilien gefangen! Entführer schicken dem Millionär das Haar seiner Tochter. — FBI ratlos! Ernest D. Hatway zusammengebrochen!
Der Reporter der »Telview-News« schlug die Konkurrenz. Er legte seinem Chefredakteur eine Fotografie des abgeschnittenen Haares von Lilian Hatway auf den Tisch. Der Redakteur jauchzte auf. Die »Telview-News« brachte eine Sonderbeilage im Vierfarbendruck. Der Reporter kassierte fünfhundert Dollar extra. Fünf Tage später wurde er gefeuert, als sich herausstellte, daß er die Haare seiner Freundin fotografiert hatte.
Less Brought und James McCoun hatten unterdessen alle Hände voll zu tun, um den alten Hatway zur Vernunft zu bringen. Im ersten Impuls wollte der Millionär jede Zusammenarbeit mit dem FBI abbrechen. Immerhin gelang es dem FBI.-Beamten, Hatway zur Vernunft zu bringen. Offiziell wurde jede Tätigkeit des FBI eingestellt, aber hinter den Kulissen ging es weiter.
Knapp acht Tage später kam ein neuer Brief. Wieder waren Adresse und Text aus ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben zusammengesetzt, und wieder hatte die Brasilian-Airways den in Rio de Janeiro aufgegebenen Brief befördert.
Der Text lautete:
Mr. Hatway , wir nennen Ihnen heute noch nicht unsere endgültige Forderung. Wir verlangen vorerst von Ihnen eine Anzahlung von fünf zig tausend Dollar in kleinen Scheinen bis zu zwanzig Dollar. — Packen Sie das Geld in einen Koffer und bringen Sie es uns nach Brasilien!
Als älterem Gentleman wollen wir Ihnen nicht zumuten, sich persönlich den Strapazen der Reise zu unterziehen. Schicken Sie uns irgendeinen Beauftragten. Sobald der Mann in Rio eingetroffen ist, soll er das Zimmer 422 des Roreiras-Hotels beziehen. Dort wer-
den ihn unsere weiteren Nachrichten erreichen.
Zwei Tage, nachdem der Brief in Hatways Hände gelangt war, lieferte die Entführung der Millionärstochter der Presse eine neue Sensation, aber dieses Mal brauchten die Journalisten sich die Tatsachen nicht aus den Fingern saugen. Der Millionär ließ in den bedeutendsten Zeitungen Los Angeles’ eine ganzseitige Anzeige einrücken.
Ernest D. Hatway sucht einen vertrauenswürdigen, tüchtigen Mann, der in seinem Auftrag zur Erfüllung eines Spezialauftrags nach Brasilien fliegt. Bewerber um den gut dotierten Posten wenden sich an Mr. Allan Rutson, Los Angeles, Hatway-House.
***
Einige tausend Meilen von Los Angeles entfernt, ließ der Chef des New Yorker FBI, John D. High, Phil und mich in
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