0289 - Rendezvous mit Handgranaten
Polizei unternahmen. Die Gesellschaft machte sich in Miami an Lilian Hatway heran. Joan Haghert spielte sich in die Rolle der Freundin hinein. Auf irgendeine Weise bewog sie Lilian Hatway, das Beach-Hotel zu verlassen. Sie hatte sie überredet, eine längere Tour mit Stensons ,Katalaya' zu machen. Ohne eine Ahnung, daß sie entführt werden sollte, ging die Millionärstochter an Bord des Schiffes. Stenson hatte mit dem Boot den Yachthafen von Miami schon einige Tage vorher verlassen, hielt sich aber noch in der Nähe auf und nahm Lilian an einer versteckten Stelle an Bord. Von dieser Sekunde an ließen die Entführer die Maske der Freunde fallen. Das Girl wurde unter Deck eingesperrt. Stenson beeilte sich, aus der Drei-Meilen-Zone herauszukommen. Joan Haghert rief als Lilian Hatway im Beach-Hotel an, kündigte das Zimmer und ließ von einem harmlosen Chauffeur, der ein paar Dollar dafür bekam, das Gepäck holen. Gleichzeitig meldete sie Lilian im Palace-Hotel an, ohne daß das Girl dort ankam. Auf diese Weise sollte der Eindruck einer gewaltsamen Entführung erweckt werden.«
Ich machte eine Pause, ehe ich fortfuhr.
»Der dritte im Bunde der Kidnapper, Harry Forrester, flog nach Diego und kam von dort nach Los Angeles. Er brachte den ersten Brief an Hatway mit und gab ihn zur Post. Er setzte sich mit Ihnen, Rutson, in Verbindung, erhielt von Ihnen die ersten Informationen über Hatways Verhalten und die Untersuchungen der Polizei. Danach flog er von Los Angeles nach Rio. In Rio war unterdessen auch Joan Haghert eingetroffen. Sie reiste nach Dalagos weiter, traf Stenson und das Opfer, und es war Ihre Idee, den alten Hatway zur Eile anzuspornen, indem man ihm die abgeschnittenen Haare seiner Tochter ins Haus schickte. Sie, Rutson, unterrichteten Harry Forrester, der sich ständig in Rio aufhielt, über alle Vorgänge in Los Angeles. Sie teilten ihm in einem verschlüsselten Telegramm mit, daß der Überbringer der ersten Rate des Lösegeldes ein G.-man sein würde. Von diesem Augenblick an entglitten allerdings den Verbrechern die Fäden. Die Reportermeute, die mich auch in Rio vorfolgte, war eine unvorhergesehene Schwierigkeit, ebenso die großen und kleinen brasilianischen Ganoven, die ihrerseits auf die fünfzigtausend Dollar in der Aktentasche scharf waren. Stenson, Joan Haghert und Harry Forrester waren der Meinung, sie müßten mich vom Schwarm der Journalisten und dollarverrückten Gangstern trennen. Sie bestellten mich nach Dalagos in der Hoffnung, mich dort rascher und unauffälliger beseitigen zu können. Sie rechneten nicht damit, daß audi brasilianische Verbrecher meiner Spur zu folgen verstanden. Das Ende kennen Sie, Allan Rutson. Sie haben es in den Zeitungen gelesen.«
»Mr. Cotton«, sagte er, »ich habe in den Zeitungen gelesen, daß Stuart Stenson an den Folgen seiner Schußverletzung gestorben ist. Sie werden die Geschichte nicht beweisen können.«
»Zeitungsmeldungen stimmen nicht immer«, mischte sich James McCoun ein. »Stenson lebt, und das, was Cotton Ihnen sagte, war praktisch der Wortlaut des Protokolls von Stuart Stensons Aussage. Rutson, Verbrecher schonen Ihre Kumpane nicht, wenn sie selbst am Ende sind.«
Er trat einen Schritt vor und faßte den Sekretär am Arm.
»Kommen Sie, Mann«, sagte er hart. »Es ist aus mit Ihnen!«
Er behielt recht. Es war aus mit Allan Rutson. Die Richter sahen in ihm den geistigen Urheber des Verbrechens, und sie schickten ihn ebenso wie Stuart Stenson in die Gaskammer.
***
Monate später wurde ich von Mr. High in sein Büro gerufen. Ich hatte den Hatway-Fall so gut wie vergessen, aber der Chef erinnerte mich daran.
»Sagen Sie, Jerry?« fragte er. »Hat Emest D. Hatway sich damals eigentlich bei Ihnen oder Phil dafür bedankt, daß Sie beide seine Tochter aus dem Urwald angelten?«
Ich rieb mir den Hinterkopf.
»Vor zwei Monaten war Lilian Hatway, seine Tochter, in New York. Sie rief mich an und bat Phil und mich für den Abend in ihr Hotel. Waldorf Astoria natürlich. Sie war reizend zu uns. Ihre Haare waren noch nicht wieder vollständig gewachsen, aber sie hatte sich aus dem Rest 'ne hübsche Frisur machen lassen. Sie sagte, sie wäre uns kolossal dankbar, und wir wären großartige Kerle, wirkliche Männer, und so weiter. Phil und mir wurde es unheimlich zumute, und wir waren beide froh, als wir uns aus dem Staube machen konnten.«
»Warum?« fragte der Chef und lächelte.
Ich glaube, ich lief leicht rot an, aber weder Phil noch ich haben
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