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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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nachzudenken, da die Dame ihr mit einem liebenswürdigen Lächeln entgegenkam und ihr die Hand reichte.
    »Sie sind gewiß Miss Marlowe?«
    »Ja«, erwiderte Elsa und versuchte, ihr Erstaunen zu verbergen.
    »Ich bin Luise Hallam, Mrs. Trene Hallam. Ralf hat Ihnen gewiß von mir erzählt.«
    »O ja, selbstverständlich - Sie sind Ralfs Schwägerin!«
    »Ja, ich war mit seinem Bruder verheiratet.« Sie seufzte und tupfte anmutig ihre Augen mit einem kleinen Batisttuch. »Er mußte so jung sterben, er war erst dreißig, einige Jahre jünger als Ralf. Es ist schrecklich!« Doch dann hob sie tapfer den Kopf und blickte sich interessiert um. »Welch ein nettes Büro! Wie kommen Sie denn mit Major Amery aus? Ich fand ihn immer sehr liebenswürdig. Ich habe ihn kennengelernt, als ich mit meinem Mann in Indien war.«
    Sie seufzte wieder, doch diesmal aufrichtig, denn Indien rief viele Erinnerungen in ihr wach, heitere und trübe.
    Elsa schaute sie aufmerksam an: »Ach, Sie kennen Major Amery? Was für ein Mann ist er eigentlich - ich meine im Privatleben?« Dann wurde sie rot.
    »Ein liebes Wesen«, antwortete Mrs. Hallam, und da die Beschreibung so wenig auf ihn paßte, mußte Elsa lachen.
    »Ich möchte ihn besuchen, und dabei kann ich gleich noch etwas anderes erledigen«, fuhr Mrs. Hallam fort und fügte mit einem schelmischen Lächeln hinzu: »Ich kenne ein hübsches kleines Mädchen, das auf eine ganze Woche zu mir zu Besuch kommen wird!«
    Elsa errötete wieder, und ein unbestimmtes Gefühl ließ sie zögern: »Ich weiß nicht, ob es möglich sein wird, Mrs. Hallam.«
    »Aber natürlich wird es möglich sein. Sie sollen es sehr behaglich bei mir haben. Warum hat Ralf mir so lange nichts von seiner reizenden Freundin erzählt? Sonst hätte ich Sie schon früher eingeladen. Ein Nein nehme ich nicht an. Wann können Sie kommen?«
    Elsa überlegte. Sie konnte ihre eigene Zurückhaltung nicht verstehen, denn die Einladung klang recht verführerisch.
    »Kommen Sie morgen, ich werde Sie erwarten!« Mrs. Hallam nahm eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche und legte sie auf den Tisch.
    »Ich weiß nicht, ob mein Onkel ohne mich auskommen kann«, zauderte Elsa noch und bereute bereits, daß sie so gut wie zugesagt hatte.
    »Ihr Onkel wird auch mal allein bleiben können! Aber jetzt möchte ich mit Major Amery sprechen. Würden Sie mich bitte anmelden?«
    Elsa pochte leise an die Tür, und die scharfe Stimme ihres Chefs antwortete ihr.
    »Mrs. Trene Hallam möchte Sie sprechen, Major Amery.«
    »Mrs. Trene Hallam? Wie nett von ihr. Führen Sie sie herein.« Elsa ließ die Besucherin eintreten und schloß die Tür hinter ihr. Amery erhob sich langsam aus seinem Sessel, um den Gast zu begrüßen.
    »Sie können sich meiner wohl nicht mehr erinnern, Major Amery?« begann Lou Hallam mit einem koketten Blick und lächelte halb vorwurfsvoll.
    »Ich kann mich Ihrer sogar sehr gut erinnern, Mrs. Hallam. Wollen Sie nicht Platz nehmen?«
    »Wir trafen uns in Poona«, sagte sie träumerisch und lehnte sich im Sessel zurück. »Erinnern Sie sich noch des zauberhaften Festes, das der Gouverneur gab - überall diese herrlichen Rosen! Die Nacht war sehr heiß, und auf allen Treppen waren große Eisblöcke aufgestellt!«
    »Haben Sie Lady Mortels Brillantbrosche schon zurückgeschickt?« Beim Klang dieser metallischen Stimme verlor sie ihr Lächeln. Sie setzte sich gerade auf.
    »Ich - ich weiß nicht, was Sie meinen«, stotterte sie, »ich - ich kann Sie wirklich nicht verstehen.«
    »Während Sie bei Lady Mortel zu Besuch waren, verschwand ein Brillantstern. Ein Angestellter wurde verhaftet und wegen Diebstahls zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Aber ich sah Sie vor einigen Tagen im Theater; Sie trugen den Brillantstern.« Lou Hallam wurde blaß und rot.
    »Ich wiederhole noch einmal, ich kann Sie wirklich nicht verstehen, Major...«
    »Vermutlich hat Hallam Sie hierhergeschickt?« fragte er kurz.
    »Hallam? Mein Mann ist tot.«
    »Ach! Das ist mir neu! Heute nachmittag war er doch noch am Leben, als er Ihre Wohnung verließ. Hatte er einen Unfall?«
    »Sie sind gräßlich«, wimmerte sie - keine Dame von Welt mehr, nur noch eine ertappte, kleine Diebin.
    »Wenn ich gewußt hätte, daß Sie so schrecklich zu mir sind, wäre ich nie gekommen«, jammerte sie.
    »Ich bin nicht schrecklich, sondern wahrheitsliebend. Aber ich muß zugeben, daß die Wahrheit sehr unangenehm ist«, sagte er. »Warum sind Sie hierhergeko mmen?«
    »Nur um die alte

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