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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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durchgesprochen, und es war entschieden worden, daß weitere Nachforschungen unnötig seien.
    »Gehen Sie zu Tame und verhaften Sie ihn! Sprechen Sie aber vorher bei der zuständigen Polizeiwache vor und lassen Sie sich einen Beamten mitgeben!« waren Willes Befehle für Inspektor Bickerson.
    Infolge der Instruktion, die Jessie Tame am Morgen von ihrem Vater erhalten hatte, kam sie zeitig am Nachmittag nach Hause. Beklommenen Herzens stieg sie die Stufen des verhängnisvollen Hauses empor und klingelte. Tame selbst öffnete die Tür. Er hatte sich so verändert, daß seine Tochter ihn kaum erkannte. Der gelbe Schnurrbart war verschwunden, und sie starrte in ein fremdes Gesicht.
    »Komm herein«, brummte er. »Da - du hast mich schön 'reingelegt. Und du mußt auch dafür sorgen, daß ich wieder herauskomme!«
    »Was ist nur los, Vater?« fragte sie zitternd.
    »Was los ist?« brüllte er.
    Sie brauchte nicht zu fragen. Sein Gesicht verriet den Ernst der Lage. Er zog sie ins Eßzimmer, auf dessen Tisch schon seine fertiggepackte Reisetasche stand.
    »Ich verlasse sofort London«, erklärte er.
    »Und wohin fährst du?«
    »Das werde ich dir gerade verraten!« schrie er sie an. »Hier hast du Geld.« Er warf ihr eine Handvoll Banknoten zu. »Ziehe vorläufig in eine Pension und verhalte dich ruhig! Wenn ich soweit bin, werde ich dir schreiben und dich nachkommen lassen.« »Aber Vater, was ist denn los? Ist es so schlimm? Hat es etwas mit Miss Marlowe zu tun?« wimmerte sie.
    »Es geht dich gar nichts an, was los ist. Ich gehe jetzt. Wenn jemand nach mir fragt, sagst du, daß du mich gegen Abend zurückerwartest. Verrätst du, daß ich mir den Schnurrbart abgenommen habe, dann ist es um dich geschehen! Die Möbel kannst du verkaufen, hebe das Geld auf, bis ich es brauche. Und . . .«
    Von der Tür ertönte lautes Klopfen. Er lief ans Fenster, schob die Gardinen etwas zur Seite und taumelte zurück.
    »Zwei Kriminaler!« krächzte er heiser. »Bickerson und noch einer.«
    Es klopfte wieder.
    »Ich werde in die Küche gehen. Sag ihnen, daß ich fort bin!« flüsterte er und schlich auf den Fußspitzen die Treppe hinab.
    Mit beklommenem Herzen öffnete Jessie die Tür und konnte nur stammelnd Antwort geben.
    »Ist er nicht da?«, fragte Bickerson heiter. »Miss Tame, solche Geschichten sollten Sie mir nicht erzählen! Ich will ihn nur einen Augenblick sprechen.«
    »Er ist wirklich nicht da, Mr. Bickerson«, behauptete sie und war nahe daran, ohnmächtig zu werden.
    Bickerson ging an ihr vorbei ins Eßzimmer, wo er die Reisetasche auf dem Tisch sah.
    »Warten Sie hier!« wandte er sich an seinen Begleiter, »ich glaube, ich werde meinen Weg in die Küche finden. Bewachen Sie die Treppe!«
    Eine Sekunde später krachte ohrenbetäubend ein Schuß.
    »Schnell!« rief Bickerson aus der Küche, und der zweite Kriminalbeamte sprang die Treppe hinunter. Tame lag zusammengekrümmt auf dem Boden und neben ihm ein Revolver, aus dessen Lauf noch der Rauch emporstieg.
    »Rufen Sie schnell die Polizeiwache an, daß sofort ein Krankenwagen und ein Arzt kommen soll. Das Telefon ist oben. Und halten Sie das Mädchen fern!« befahl Bickerson schroff.
    Man brauchte Jessie nicht zu sagen, was geschehen war. Mit einem Aufschrei stürzte sie auf die Tür zu, aber der Kriminalbeamte fing sie auf und schob sie ins Eßzimmer zurück.
    Bis der Arzt und der Krankenwagen ankamen, hatte Bickerson Tames Taschen einer sorgfältigen Durchsuchung unterzogen, und der Küchentisch lag voller Sachen, die Tame bei sich gehabt hatte.
    »Er ist tot!« stellte der Arzt fest. »Selbstmord - aus Furcht vor der Verhaftung?«
    Bickerson nickte.
    »Ich kenne die Vorgänge noch nicht, ich hatte noch keine Zeit, die Tochter zu befragen. Ich nehme aber an, daß er uns durchs Eßzimmerfenster hat kommen sehen, wenigstens bemerkte ich, wie sich die Gardine bewegte.« Er dachte einen Augenblick nach. »Der Schuß erspart der Tochter vielleicht manche Unannehmlichkeit«, fügte er hinzu.
    Elsa las den Bericht in der Abendzeitung. Die Nachricht erschütterte sie kaum, denn obgleich sie Jessie aus tiefstem Herzen dankbar war, weil sie ihr unzählige Qualen erspart hatte, konnte sie doch nur Befriedigung darüber empfinden, daß der Mann sich selbst gerichtet hatte, der zum großen Teil schuld war an Paul Amerys Leiden.
    An den Unheimlichen und an sein Los durfte sie nicht denken. Immer wieder sagte sie sich, daß er noch am Leben sei! Sie saß an ihrem Tisch und wartete,

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