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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Stuhl geschoben war. Auch hier fand er Flecken. Als er sie mit den Fingernägeln abkratzte, bedeckten sich seine Fingerspitzen mit einem dunkelroten Staub.
    Bickerson hörte Ralf die Treppe herunterkommen und legte Schuh und Mantel an ihren Platz zurück.
    »Guten Morgen, Inspektor!« begrüßte Hallam ihn mit einem gleichgültigen Gesicht. Seine Augen fielen auf Mantel und Schuhe - er wartete.
    »Guten Morgen, Doktor! Ich wollte mich bei Ihnen über Tupperwill erkundigen. Wissen Sie, daß seine Bank Pleite gemacht hat?«
    Hallam schien nicht gerade überrascht.
    »Ich wußte es nicht. Wann ist das passiert?«
    »Heute morgen. Tupperwill ist in aller Eile abgereist. Sie kannten ihn doch gut?«
    »Ziemlich gut«, erklärte Hallam.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er stecken könnte?«
    »Nicht im geringsten«, entgegnete Hallam ruhig. »Wenn er nicht in seinem Haus ist, wüßte ch nicht, wo man ihn finden könnte.«
    »Sie wissen auch nicht zufällig, wo Major Amery ist?«
    Ein mattes Lächeln zuckte um Hallams Mundwinkel.
    »Das ist auch eine Persönlichkeit, die mich selten in ihr Vertrauen gezogen hat. Ist er verschwunden?«
    »Ja!« erwiderte Bickerson und bückte sich, um einen Mantelärmel aufzuheben. »Haben Sie diese Nacht einen Unfall gehabt?«
    »Sie meinen das Blut am Ärmel?« fragte Hallam gelassen. »Am Aufschlag ist auch welches.«
    »Haben Sie sich etwa in den Finger geschnitten?« erkundigte sich der Inspektor höhnisch.
    Hallam lachte.
    »Blödsinn! Ein Schnitt in den Finger würde nicht solche Flecken machen.«
    »Was würde denn solche Flecken machen?«
    »Nun« - Ralf wählte seine Worte vorsichtig -, »wenn man einen verwundeten Chinesen aufhebt, der von irgend jemand Unbekanntem mit dem Messer niedergestochen worden ist, das würde solche Flecken machen.«
    Bickerson staunte.
    »Sie haben Feng Ho gefunden?«
    Hallam nickte.
    »Ich war einer von denen, die ihn ins Krankenhaus brachten.«
    »Die Polizei von Hammersmith hat nicht berichtet, daß Sie zugegen waren, als Feng Ho gefunden wurde.«
    »Sie werden mich übersehen haben«, äußerte Hallam leichthin. »Und dann fühle ich mich in Anwesenheit von Polizeibeamten auch so unwichtig, daß ich mich darüber gar nicht wundere. Um die Wahrheit zu sagen, Bickerson, Feng Ho und ich haben Amery gesucht. Der Major verließ Herbert Mansions sehr plötzlich, und sein Diener glaubte, daß er und Miss Marlowe entführt worden seien. Aber wie ich gehört habe, soll es Miss Marlowe ganz gut gehen.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?« fragte der Inspektor schroff.
    »Ich habe heute morgen im Büro angerufen, weil ich in der Zeitung gelesen hatte, daß eine junge Dame in Kensington aufgefunden worden sei.«
    »Auch Sie erzählen die Geschichte, daß Miss Marlowe entführt worden ist? Eine sonderbare Sache! Wahrscheinlich werden Sie über jede Minute Auskunft geben können, wo Sie diese Nacht gewesen sind?«
    »Beinahe über jede.« »Wann sind Sie heute morgen zurückgekehrt?«
    Ralf zögerte.
    »Die Zeit, die mein Diener angegeben hat, wird ungefähr richtig sein. Um vier herum - es kann auch etwas später gewesen sein. Über Tupperwill aber, wenn das wirklich der Grund Ihres Besuches ist, kann ich Ihnen absolut keine Auskunft geben. Ich weiß nichts über ihn, als daß ich mein Konto bei seiner Bank überzogen habe, und daß wir einoder zweimal zusammen speisten. Über seine Gewohnheiten und sein privates Leben weiß ich weniger als Sie.«
    Hallam erwartete, daß Bickerson nochmals auf den befleckten Mantel zurückkommen würde, aber zu seiner Erleichterung erwähnte der Inspektor darüber nichts mehr, sondern verabschiedete sich. Bickerson meldete sich aber nicht sofort bei Wille, sondern rief erst die KensingtonPolizeiwache an.
    »Wer hat den Chinesen aufgefunden?« erkundigte er sich.
    »Wachtmeister Simons. Er hatte Außendienst und hörte ein Stöhnen in einem Garten. Er ging dem Geräusch nach und fand den Mann. Von einem vorbeifahrenden Auto ließ er ihn ins Krankenhaus bringen.«
    »Hat niemand dabei Hilfe geleistet? Niemand namens Hallam?«
    »Nein, darüber besteht kein Zweifel. Simons und der Autobesitzer sind die einzigen Leute, die in Betracht kommen.«
    »Vielen Dank!« rief Bickerson und legte den Hörer auf. »Doktor Hallam«, murmelte er vor sich hin, »Sie sind ein Lügner! Und wenn Sie nicht noch etwas anders sind, irre ich mich sehr.«

52
    Bickersons Unterredung mit Wille war nur kurz. Wille hatte mit dem Polizeichef Elsas Aussage

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