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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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matt, »wird der Bakkalaureus der Wissenschaften diesmal der Sterblichkeit entrinnen.« Sie las die Frage von seinen Augen ab und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nichts. Wann haben Sie den Major zuletzt gesehen?«
    »Letzte Nacht, junges Fräulein«, entgegnete er ernst. »Ist er nicht im Geschäftszentrum der City erschienen?«
    »Nein, Feng Ho!« antwortete sie ruhig.
    »Dann weiß es Tupperwill.«
    »Mr. Tupperwill?«
    Er nickte.
    »Mr. Tupperwill ist ein äußerst gefährlicher Mensch. Er steht mit Soyoka, dem Händler von schädlichen und giftigen Rauschmitteln, in Verbindung.«
    »Sie müssen sich irren! Doch nicht Mr. Tupperwill?«
    »Jawohl, junges Fräulein. Der ehrenwerte Major hat zuverlässige Nachrichten darüber. Ein Irrtum ist ausgeschlossen.«
    Elsa konnte Feng Ho nur verwundert anstarren. Der langweilige, freundliche Tupperwill sollte in ein verbrecherisches Unternehmen verwickelt sein? Das schien unmöglich!
    »Haben Sie es Bickerson mitgeteilt?« erkundigte sie sich.
    »Junges Fräulein, der hervorragende Kriminalinspektor hat mich noch nicht befragt, da es den ärztlichen Beamten widerstrebte, eine Steigerung der Temperatur zu riskieren. Junges Fräulein« - seine Stimme sank zu einem Flüstern -, »Sie müssen infolge der Abwesenheit des Majors sehr vorsichtig sein. Ich bitte Sie, zum Haus des Majors zu gehen und Chang zu sagen, daß er zu mir eilen soll. Geben Sie ihm ausführliche Anweisungen, denn Sie müssen bedenken, daß er ein armer, unwissender Chinese von zweifelhafter Geburt und jämmerlicher Erziehung ist!«
    Feng Ho schien jetzt so erschöpft zu sein, daß sie keine weiteren Fragen mehr an ihn richtete, sondern eine Taxe nahm und in die Brook Street fuhr.
    Weder die Wirtschafterin noch der Diener hatten etwas von Major Amery gehört.
    »Kann ich seinen chinesischen Diener sprechen?«
    »Jawohl, Miss«, antwortete die Wirtschafterin, »aber er versteht nicht viel Englisch.«
    Ob er Englisch sprach oder nicht, der kleine Chinese verstand doch alles, was sie sagte. Er nahm die Adresse und die kleine Skizze, die ihm den Weg zum Krankenhaus zeigen sollte, und nickte mit dem Kopf, zum Zeichen, daß er verstanden hatte.
    Als Elsa ins Büro zurückkehrte, lag nichts Neues vor. Mit großer Kühnheit hatte sie einen der Abteilungsleiter gebeten, sich um Feng Hos Arbeit zu kümmern, und einen anderen hatte sie beauftragt die Korrespondenz zu erledigen, die gewöhnlich Amery selbst durchsah. Jetzt war sie frei, die Nachforschungen in Richtung von Feng Hos ungeheuerlichen Anklagen gegen den Bankier aufzunehmen.
    Elsa war mit Mr. Tupperwills Gewohnheiten genügend vertraut, um zu wissen, daß er bis drei Uhr in der Bank sein würde. Sie blieb nur so lange im Büro, um eine Aufgabe zu erledigen, die eingelaufen war, und mit der der Abteilungsleiter nicht vertraut war. Dann fuhr sie mit einem Omnibus nach Osten. Es dauerte einige Zeit, bis sie die Stebbings-Bank fand.
    »Stebbings-Bank?« fragte der Polizeibeamte und schaute sie eigenartig an. »Der erste Hof an der linken Seite. Haben Sie dort Geld, Fräulein?« fragte er mit der väterlichen Zutraulichkeit, die den City-Polizeibeamten eigen ist.
    »Nein«, erwiderte sie, »ich habe nicht das Glück.«
    »Seien Sie froh!« meinte er bedeutungsvoll.
    Sie glaubte, daß er scherze, aber als die in den Hof einbog, sah sie eine kleine Ansammlung von Menschen vor der verschlossenen Tür, an die ein Zettel geheftet war. Sie schaute auf das Firmenschild - ja -, es war die Stebbings-Bank. Aber warum war die Tür verschlossen?
    Elsa bahnte sich einen Weg durch die Menge und las:
›Die Bank hat vorübergehend die Zahlungen eingestellt. Anfragen sind zu richten an Slake & Stern, Rechtsanwälte, Bolt Street, E. C.‹
    Sie zog sich von der Menschenansammlung zurück, denn die Nachricht hatte sie verwirrt. Armer Mr. Tupperwill! Im Augenblick hatte sie Feng Hos schreckliche Anklage vergessen und dachte nur an die Freundlichkeit des gutmütigen Bankiers. Dann hörte sie jemanden sagen:
    ». . . ein Mann namens Tupperwill - er soll alles Geld, das er finden konnte, zusammengepackt haben und heute morgen mit dem Flugzeug auf den Kontinent geflüchtet sein.«

51
    Der Bankrott der Stebbings-Bank wurde dem wachhabenden Beamten in Scotland Yard unmittelbar, nachdem der Zettel angeheftet worden war, berichtet. Kommissar Wille ließ sofort Bickerson durch einen Wachtmeister suchen. Der hatte die Jalousien in seinem Zimmer heruntergelassen und hielt ein

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