029 - Verfluchte aus dem Jenseits
waren mitsamt dem Haus im Nichts
verschwunden oder in der vergangenen Nacht beim Versuch, die Gespenster-Villa
fluchtartig zu verlassen, ums Leben gekommen oder verletzt worden.
Auch
die Leichtverletzten befanden sich noch in den Krankenhäusern von Perth und
Montrose. Normalerweise hätte auch Kunaritschew dort noch zwei oder drei Tage
zur Beobachtung untergebracht werden sollen. Er hatte darauf verzichtet. Klaus Thorwald
verschwunden… ebenso spurlos Larry Brent… Dann sollte ein Mann, dem kein Haar
gekrümmt worden war, sich noch ins Krankenhaus legen? Dafür hatte Kunaritschew
kein Verständnis.
Hier
wurde er jetzt gebraucht. X-RAY-1 in New York konnte nicht unbeschränkt seine
Leute einsetzen. Spezialisten wie PSA-Agenten waren rar, und das
Betätigungsfeld dieser Frauen und Männer bezog sich auf den ganzen Erdball.
Morna
Ulbrandson ließ die Bilder schweigend auf sich einwirken. Was geschehen war,
begriff niemand. Ein Haus verschwand, und alles, was sich zum Zeitpunkt des
Verschwindens darin befand, wurde mit in den Sog gerissen. »Das sieht schlimm
aus, Iwan«, sagte sie nur. »So habe ich es mir nicht vorgestellt. Man muß es
gesehen haben, um es überhaupt zu glauben.«
Dann
setzte Iwan den Helikopter auf dem großen Parkplatz auf. Die beiden Polizisten,
die die Absperrung zur Straße hin bewachten, beobachteten sie, ohne
näherzukommen. Die Einsätze von PSA-Agenten erfolgten stets störungsfrei und
glatt. Die Beamten waren über den Flug und die Landung des Helikopters auf dem
Gelände der verschwundenen Shannon-Villa unterrichtet.
Die
Rotorblätter schwangen aus, Morna und Iwan verließen den Hubschrauber und
begaben sich bis zum äußersten Rand des Kraters. Steil stürzten die Wände vor
ihnen in die Tiefe. Die Villa fehlte komplett. Auch die Kellerräume, die tief
in den Fels geragt hatten, waren mitverschwunden…
Die
ungeheuerlichen Bilder sprachen für sich. Da bedurfte es keiner langen Fragen.
Die
Morna auf dem Herzen hatte, konnte auch Iwan Kunaritschew nicht beantworten. Es
waren Fragen, die ihn ebenso beschäftigten und auf die es bis zur Stunde keine
Antworten gab. Dem Ort haftete nicht nur etwas Unwirkliches an, sondern auch
etwas Bedrohliches.
»Man
braucht wirklich nicht besonders sensibel zu sein, um es zu fühlen«, bemerkte
Morna plötzlich und zog fröstelnd die Schultern hoch. Es war nicht nur der
kühle Wind hier oben, der sie zu dieser Geste veranlaßte. Sie blickte in die
Runde. Es herrschte Totenstille… »Es ist unheimlich hier oben, obwohl die Sonne
scheint, Iwan…«
Er
mußte ihr beipflichten. Der Gedanke, daß sie beobachtet wurden, kam ihm, aber
es war ein absurder Gedanke. Dennoch hatte auch er dieses Gefühl.
»Ihr
werdet mir nicht entkommen. Keiner von euch…« , erscholl plötzlich
eine Stimme aus dem Park. Iwan und Morna wirbelten herum. Wie durch Zauberei
hielten X-RAY-7 und X- GIRL-C ihre Laserwaffen in der Hand. Das Lachen
verstärkte sich und wurde zum dämonischen Gelächter.
»Mit
der Entdeckung des dritten Bildes, das die Dämonensonne so zeigt, wie sie
wirklich ist, steht der Macht im Jenseits nichts mehr entgegen. Die ganze
Region von der Westküste Irlands, wo das Haus der Crowdens steht, über Builth
Wells in Wales bis hier zum Ben Wyvis im Norden Schottlands gehört in Kürze zum
Einflußbereich derer von Crowden. Kein Mensch wird es erfahren, wird auch nur
das geringste ahnen. Alle, die bisher mit den rätselhaften Vorgängen zu tun
hatten, sind des Todes und werden dorthin verschwinden, wo die Dämonensonne sie
aufsaugen wird. Die Crowdens werden mitten unter den Ahnungslosen sein…«
Iwan
Kunaritschew löste sich vom Rand des eckigen Kraters. Morna blieb an der Seite
des Kollegen.
»So
sicher scheinst du deiner Sache aber nicht zu sein«, rief der Russe mit
Stentorstimme in den düsteren Park, aus dem die Stimme gekommen war. »Wer es
nötig hat, sich zu verbergen, fürchtet etwas.«
»Fürchten?
Vielleicht dich?« Das Lachen klang teuflisch und triumphierend. »Ich werde euch
beweisen, daß ich würdig bin, dem Ruf der Crowdens zu folgen. In mich haben sie
Vertrauen gesetzt. Ich werde es nicht enttäuschen. Ich werde ihnen den Weg
ebnen. Darauf warten sie schon lange. Aber es mußten erst bestimmte Bedingungen
erfüllt werden. Der Geflügelte Tod hat den Anfang gemacht. Da konnten
die Crowdens, die auf der anderen Seite der Welt auf ihre Rückkehr warten,
hoffen, daß ihre Stunde doch noch kommen würde. Die Kraft der
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