029 - Verfluchte aus dem Jenseits
allerdings auf einem anderen Blatt.
Zwischen
den dunklen Stämmen war plötzlich ein Rascheln zu hören. Schritte im Laub!
Iwan
Kunaritschew wirbelte herum, hielt den Finger am Abzugshahn der Laserpistole
und war entschlossen, sofort abzudrücken, wenn es den geringsten Anlaß gab. Was
er sah, traf ihn wie ein Peitschenschlag und ließ ihn drei Sekunden lang
zögern… Aus dem Halbdunkeln zwischen den Stämmen kam Larry Brent auf ihn zu!
●
Die
Mädchen lagen ermordet zu seinen Füßen, und der Totentanz der sieben in
Dämonensonnen-Gewänder Gekleideten ging weiter. Wollte dieser furchtbare Reigen
denn überhaupt kein Ende nehmen? Klaus Thorwald kam mit seinen Gedanken und
Gefühlen nicht mehr zurecht. Er erlebte alles wie betäubt und versuchte
gelegentlich, krampfhaft zu sich zu kommen und aus diesem Marathon-Alptraum zu
erwachen. Nichts geschieht, redete er sich in dieser Sekunde ein,
während schon wieder eine neue Szene vor ihm lebendig wurde. Ich bilde mir
alles nur ein. Diese Dinge stimmen in ihrem zeitlichen Ablauf nicht zusammen!
Was erlebe ich wirklich, stellte er sich wie in Trance die Frage. Ist
dies die Gegenwart? Oder die Vergangenheit, oder werden die Dinge, die ich
wahrzunehmen glaube, erst noch eintreten?
Im
Crowden-House sind Morde passiert und Menschen hatten sich nach kurzem
Aufenthalt dort verändert. Zu ihnen gehörte auch ein amerikanischer
Wissenschaftler namens Mike Coogan…
Der
fiel Thorwald in diesem Zusammenhang ein. Coogan war vor geraumer Zeit auf die
Idee gekommen, dem Crowden-House einen Besuch abzustatten. Sein Hobby waren
alte Burgen und Schlösser, Spukhäuser in England, Irland und Schottland. Nach
seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten zeigt er eine psychische
Veränderung, die offenbar auf jenen intensiven Besuch im Crowden-House
zurückging. Eine Art Gedächtnisschwund war eingetreten. Tagelang war Coogan auf
unerklärliche Weise verschwunden gewesen. Dann tauchte er ebenso überraschend
wieder auf, ohne eine Erklärung für sein Verhalten geben zu können. Dies
Geschehen hatte die PSA veranlaßt, sich näher mit dem Crowden-House zu
beschäftigen.
Und
nun erwies es sich als ein Ort des Grauens und des Todes. All die Schreie
derer, die hier schon umgekommen oder auf die furchtbare Dämonensonne entführt
worden waren, klangen in Thorwalds Ohren. Der Reigen des Entsetzens setzte sich
fort.
Er
sah weitere Menschen sterben. Das Haus war ein Moloch und fraß sie. Aus den
Wänden schienen die Gedanken, Szenen und Schreie zu kommen… All das Böse, das
hier schon geschehen war, wurde noch mal lebendig.
Er
wurde Zeuge von Verbrechen. Das Ganze währte Stunden, ohne daß es ihm bewußt
wurde.
Er
registrierte beiläufig, daß die sieben in Gewänder Gehüllten an ihm
vorüberkamen, und wiederum schenkten sie ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Sie
schienen etwas zu hören, was er nicht wahrnehmen konnte. Sie folgten offenbar
einem Ruf.
Hintereinander
gingen sie auf die gegenüberliegende Wand zu, die genau in seinem Blickfeld
lag.
Dort
war die Bewegung der zerfließenden, wie Protuberanzen gierig emporsteigenden
Geisterarme aus der blassen Aura immer noch sehr lebhaft.
Die
dürren Arme und länglichen bleichen Hände wichen vor den Crowdens zurück,
hielten sie weder fest, noch stießen sie sie zurück. Sie gaben den Weg in den
großen schwarzen Kreis der Dämonensonne frei. Die schwarze Fläche wurde zum
Loch. Einer nach dem anderen verschwand darin. Der Kellerraum wurde leer… Die
Dämonensonne hatte die sieben schrecklichen Crowdens, denen ein Menschenleben
nichts bedeutete, aufgenommen.
Bis
auf eine Gestalt, die Klaus Thorwald bisher selbst noch nicht wahrgenommen
hatte. Aus dem Halbdunkeln hinter ihm näherte sie sich, eine Frau mit dunklem,
seidig glänzenden Haar, einer Haut, rosarot und samten wie ein Pfirsich und
glatten, schönen Händen. Das einzige, was nicht zu ihr paßte, war das
durchlöcherte Gewand, an dem sogar Spinnweben klebten. Es sah aus wie ein
Totenhemd…
Thorwald
kam dieser Gedanke ganz plötzlich, aber er war nicht intensiv genug, und so
verfolgte der Agent ihn eigenartigerweise nicht weiter. Klaus Thorwald war
nicht mehr der Alte. Der Aufenthalt in dem mysteriösen Keller hatte ihn
verändert. Die Frau hatte die Augen geschlossen. Hinter den feinen, dünnen
Lidern pulsierte es leicht. Als ob ein Herz dahinter pochte…
Dann
bewegten sich die blutvollen, sinnlichen Lippen der Frau, und Klaus Thorwald
verstand jedes
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