0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
dass ein Mensch zur Polizei läuft, der so viel Dreck am Stecken hat wie diese Eve Malloy?«
»Ich verstehe das«, warf ich ein. »Ihr Bruder wurde getötet. Von den anderen Gangstern. Ich weiß zwar noch nicht weshalb, aber ich könnte mir vorstellen, dass Jonny Malloy vielleicht in seine Tasche gearbeitet hat. Als Eve Malloy von dem Mord erfuhr, hat sie nicht daran gedacht, dass sie ebenfalls von uns gesucht wird, sondern nur, dass die anderen Gangster, die ihren Bruder ermordeten, ebenfalls hochgehen sollten. Sie wollte sich einfach rächen.«
»Hm«, brummte Phil, »die Version könnte stimmen, obwohl ich das immer noch nicht ganz verstehe.«
Ich grinste. »Du bist erstens keine Frau und zweitens auch kein Gangster. Verlass dich aber darauf, dass es stimmt, was ich vermute. Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig, ehe Hank Norman und seine Gangster die Flucht der Malloy bemerken. Die werden sich sonst denken können, was sie im Schilde führt.«
Auf der Mulberry Street stellte ich Rotlicht und Sirene ab. Ich wollte unseren Besuch nicht schon von Weitem ankündigen. Einen Häuserblock vor der angegebenen Adresse stoppte ich den Wagen und ließ ihn am Rand der Straße stehen.
»Hast du eine Beschreibung von dem Gangsterversteck?«, erkundigte sich Phil, als wir mit schnellen Schritten über den Bürgersteig eilten.
»Ich denke, dass wir uns auch so zurechtfinden werden«, sagte ich. »Der Captain von der City Police hat genauso wenig daran gedacht wie ich. Allerdings drängte die Zeit auch zu sehr. Hast du deine Kanone in Ordnung?«
Phil nickte. Er fuhr sich mit der Hand unter die Jacke.
»Hier muss es sein!«, sagte ich und wies auf ein kleines Haus, dessen Verputz dringend hätte erneuert werden müssen. Wir gingen an dem Haus vorbei. Ich versuchte aus den Augenwinkeln die Fenster genau zu beobachten. Ich konnte nichts Verdächtiges feststellen.
»Wir wollen versuchen, hinten reinzukommen«, flüsterte ich Phil zu und trat in einen schmalen Durchgang, der an dem Haus entlangführte.
Wir drückten uns fest an die Hauswand. Von der Straße konnten wir nicht mehr gesehen werden, da die Mauer, die den Durchgang nach der einen Seite begrenzte, einen scharfen Knick machte. Die Tür befand sich im letzten Drittel der Hauswand. Sie stand offen.
Ich versuchte durch den Spalt zu blicken, konnte aber nichts erkennen. Vorsichtig stieß ich die Tür ganz auf. Vor uns lag ein leerer Flur. Nach vielleicht zehn Yards kam eine kleine Steintreppe.
Ich gab Phil einen Wink und husche in den Flur. Ich presste mich hart gegen einen schmalen Schrank und wartete, bis Phil neben mir ständ. Dann hechtete ich leise die Steintreppe hoch.
Ich legte mein Ohr an das Holz. Draußen ratterte gerade ein schwerer Lastzug vorbei, der alle anderen Geräusche übertönte.
***
In diesem Augenblick spürte ich, dass die Tür nachgab. Ehe ich begriff, dass nicht ich sie aus Versehen aufgestoßen hatte, sondern dass sie von drinnen aufgerissen wurde, stand ich dem Mann gegenüber.
Er war bestimmt ebenso verblüfft wie ich.
Ich hatte mich aber zuerst gefangen.
Ich drängte den Mann in das Zimmer zurück und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. In meiner Hand lag die Smith & Wesson Special und ließ keinen Zweifel über meinen Besuch aufkommen.
»FBI!«, herrschte ich den Mann an, dessen linkes Ohr nur noch aus einem kleinen Rest bestand. »Nehmen Sie die Hände hoch!«
Er tat es, aber nur bis zur Brust. Dann schoss seine Rechte vor und traf mich so am Handgelenk, dass meine Kanone krachend auf den Boden polterte.
Dazu riss er den Mund weit auf zu einem Schrei, der wahrscheinlich die anderen Gangster warnen sollte. Meine Linke zuckte hoch. Der Schlag traf ihn genau auf die Kinnspitze. Der Schrei, zu dem der Gangster bereits angesetzt hatte, wurde zu einem heiseren Krächzen.
Aber ich hatte mich geirrt, wenn ich geglaubt hatte, dass der Mann aufgeben würde. Er schüttelte seinen Schädel wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt. Dann kam er auf mich los. Seine blutunterlaufenen Schweinsaugen funkelten mich böse an, aber das konnte ich ihm noch nicht einmal übel nehmen, denn nach dem Schlag hätte ich auch nicht gerade freundlich gegrinst. Was ich ihm übel nahm, war etwas anderes. Er versuchte einige unfaire Tricks, zuerst täuschte er einen rechten Haken. Ich parierte und versuchte seine Deckung zu sprengen, da riss er heimtückisch sein Knie hoch.
Ich kann eine ganze Menge vertragen. Aber das brachte mich von den Beinen.
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