0290 - Verhext, verflucht, getötet
dreizehnter Ordnung, ein magischer Energie-Riese, mußte lodern wie eine Sonne und entsprechend leicht zu erkennen sein.
Irgendwo in Deutschland vermutlich, Hunderte von Kilometern entfernt. Auf ungefähr tausend Kilometer Radius richtete Zamorra sich ein und verlangte seinem Dhyarra entsprechende Kraftentfaltung ab.
Ein unsichtbarer Blitz flammte aus dem Kristall, verriet Zamorra, wo der Gesuchte sich befand - und überlud Zamorras Wachbewußtsein mit seiner gigantisbhen Kraft. Denn zu nah war der gesuchte Großkristall, zu nah…
Wie vom Blitz gefällt sank Zamorra mitten in der Wohnstube zusammen.
***
Lilian Thorn war 250 Jahre alt. Vielleicht ein paar mehr, aber so genau nahm sie es schon lange nicht mehr. Irgendwann wird es langweilig, Geburtstage zu zählen und zu feiern. Dabei sah sie aus wie 25.
Zauberei war das Geheimnis ihres langen Lebens. Dabei hatte sie es nicht einmal nötig gehabt, dem Teufel ihre Seele zu verschreiben. Hin und wieder pflegte sie durchaus Kontakt mit dem Gehörnten, dem Schutzpatron aller Hexen, aber im allgemeinen stand sie auf eigenen Füßen.
Sie dachte nicht daran, sich mit einem Hexenclub zu belasten. Sie machte diese Modeerscheinung des zwanzigsten Jahrhunderts nicht mit. Sie war froh, die Inquisition überlebt zu haben. Hier in England war zwar keine Hexe verbrannt worden, weil man sie am Halse aufzuhängen pflegte, bis der Tod eintrat, aber auch das war eine höchst unangenehme Weise, das Leben zu beschließen.
Mit der Sekte der Jenseitsmörder hatte Lilian Thorn genug zu tun. Lange hatte sie gebraucht, um das zu werden, was sie jetzt war: eine Große. Nur fünf Große gab es, die der über die ganze Welt verteilten Sekte vorstanden, und somit hatte sie eine Elitestellung inne. Sie hatte wohl munkeln gehört, daß es die Sekte in anderen Dimensionen auch geben sollte, aber nie so recht daran geglaubt. Die Sekte besaß für ihren Geschmack viel zu wenig Macht und Einfluß, und warum sollte ein ebenso harmloses Häuflein auch noch in anderen Weltebenen existieren? Es ergab keinen Sinn.
Daß ausgerechnet in dieser Ebene, dieser Dimension die Sekte recht rückständig war, fiel ihr nicht im Traum ein. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß anderswo Macht und Einfluß größer sein sollten.
Und dann erreichte sie der Ruf des Prydo.
Ein Großer meldete sein Kommen an! Ein Großer wollte mit ihr reden!
Aber sie kannte keinen Großen , der es geschafft hatte, einen Prydo zu beherrschen! Das erschreckte sie so, daß sie mit ihrem Zauberbesen fast abstürzte. Gerade noch rechtzeitig fing sie sich wieder ab und verschwand in einer Nebelwolke.
Ein Großer , der einen Prydo besaß und sich dienstbar gemacht hatte… Von diesem Traumziel redeten sie bei ihren geheimen Zusammenkünften manchmal, selten nur, aber wenn es einem von ihnen gelungen wäre, einen Prydo zu schaffen und zu beherrschen, so hätten alle anderen Großen sofort davon erfahren.
Aber dieser Große meldete seinen Kontaktwunsch über einen Prydo an! Obwohl Lilian Thorn notgedrungen einen solchen Stab nie gesehen und gefühlt hatte, erkannte sie ihn sofort an seinem magischen Kraftimpuls. Daraus mußte sie folgern, daß jener Große aus einer anderen Daseinsebene kam.
Aber warum? Sie beschloß, vorsichtig zu sein.
Sie lenkte den Flugbesen zu ihrem Haus, fuhr hinein und verbarg ihn in der Zeitfalte. Dann stellte sie sich unter die Dusche, spülte sich die übelriechende Salbe von der Haut, die ihr das Fliegen ermöglichte, und legte die dunkle Kapuzenkutte an. Das Gesicht verbarg sie unter der Silbermaske.
Sie hätte den Fremden warten lassen können. Immerhin wollte er etwas von ihr und nicht umgekehrt. Aber irgendwie war sie neugierig darauf, wer er war und woher er kam. Und - vielleicht war es gar nicht gut, einen, der einen Prydo besaß, durch Wartezeit zu verärgern…
Lilian Thorn begab sich in den großen Versammlungsraum, in dem sich die Mitglieder der Sekte zwölfmal im Jahr trafen, aus allen Teilen der britischen Inseln und des Kontinents zu ihr kamen. Und alle trugen dann ihre Masken. Keiner kannte den anderen. Nur die Große wußte über jeden einzelnen Bescheid, kannte seine Identität. Aber nicht einmal das wußten die rangniederen Mitglieder der Sekte.
Im Versammlungsraum wartete die Große auf das Eintreffen des Prydo- Trägers. Es gab hier keinen Opfer-Altar, den ein Uneingeweihter vielleicht erwartet hätte. Es gab nur ein Heptagramm auf dem Boden, einen magischen siebenzackigen
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