0290 - Verhext, verflucht, getötet
Freund Eysenbeiß Teds Kristall benutzt…«
»Kerr!«
Vorwurfsvoller konnte man einen Namen nicht aussprechen. Kerr zuckte mit den Schultern. Ihm war das Unmögliche seiner Behauptung auch klar - einen Kristall dreizehnter Ordnung konnte keiner außer Ted Ewigk benutzen, weder Mensch, Gott noch Dämon. Aber andererseits war es ihm zu unwahrscheinlich, daß Eysenbeiß sich mit seinem Gefangenen oder zumindest seinem Kristall hier in England aufhielt, noch dazu in London. Dieser Zufall war etwas zu groß. Und daß Zamorra nach London reiste, hatte Eysenbeiß mit Sicherheit auch nicht ahnen können.
»Versuche es noch einmal mit geringerer Kraft«, schlug Nicole vor.
Zamorra nickte. »Ein paar Minuten Ruhepause werdet ihr mir aber noch gönnen, ja?« fragte er.
Babs erhob sich. Sie ging zum Schlafzimmer hinüber, um etwas aus dem Schrank zu holen. Auf dem kleinen Tisch sah sie das Nähzeug liegen, entsann sich daran, daß sie Kerrs Knopf wieder annähen wollte, und beschloß, das zu tun. Bloß konnte sie den Knopf nicht finden.
»Aber hier hat er doch gelegen… Der kann doch nicht weg sein!« Und Kerr hatte ihn auch noch nicht wieder selbst angenäht, weil er am Hemd immer noch fehlte. Babs sah sich auf dem Teppich um.
Sie stutzte.
Zwischen Schrank und Tür befand sich eine winzige Figur. Nur daumengroß. Babs' Augen weiteten sich. Sie entsann sich der Mordfälle, bei denen jedesmal geheimnisvolle Gegenstände gefunden worden waren.
In der kleinen Holzfigur steckte der vermißte Knopf!
Babs glaubte, in einen Abgrund zu stürzen. Kerr war das nächste Opfer des unbekannten Hexers! Kerr, der die Fälle aufklären sollte, war selbst zum Todeskandidaten geworden!
Blitzschnell packte Babs zu, um die kleine Figur vom Boden zu heben und sie zu zerbrechen. Aber ihre Hand — glitt durch die Figur hindurch!
Sie war nicht greifbar.
Da sprang die Angst um Kerr Babs an wie ein wildes Tier.
***
Lilian Thorn hatte Heimvorteil!
Irgendwie schaffte sie es, dem fremden Großen den Prydo aus der Hand zu schlagen. So, wie sie sich später erinnerte, mußte sie es versucht haben, indem sie aus ihrem Thron aufsprang und ihn körperlich angriff, während er seine magischen Kräfte entfesselte. Im gleichen Moment, in dem der Hautkontakt zum Prydo nicht mehr bestand, schwand die Kraft des Großen.
Lilian Thorn schleuderte ihn mit einem kraftvollen Fausthieb zu Boden, völlig undamenhaft und deshalb von ihm auch unerwartet. Als er sich wieder emporschnellen wollte, streckte sie ihn mit einem Fußtritt wieder nieder.
Sie hörte ihn unter der Silbermaske keuchen, die alles verbarg, selbst die Farbe seiner Augen.
»So geht es nicht, Großer von irgendwo«, sagte die Große . »Dies hier ist immer noch meine Welt. Wenn du herrschen willst, so wirst du mich fragen, ob ich die Herrschaft mit dir teile oder dir einen eigenen Machtbereich zuweise. Vielleicht wendest du dich an die anderen Großen der Sekte. Vielleicht geben sie dir eine für dich bessere Antwort, aber daran glaube ich nicht. Du wirst ebenso Schiffbruch erleiden wie bei mir. Du gehörst nicht in diese Welt. Hier bist du nur Gast. Vergiß das niemals!«
»Ich könnte dich mit dem Prydo töten«, zischte er bösartig.
Sie schüttelte den Kopf. »Dafür ist es nun zu spät«, sagte sie. »Du wirst ihn nicht zurückbekommen. Du hast deine Chance verspielt. Du warst zu überheblich und hast meine Kraft unterschätzt.«
»Beim nächsten Mal werde ich darauf achten«, stieß er bellend hervor.
Lilian Thorn fühlte sich unbehaglich. Sie wußte nur zu gut, daß sie nicht durch ihre magische Kraft gesiegt hatte, sondern durch den Überraschungseffekt und Zufall. Hätte der Fremde seinen Prydo nur ein paar Minuten länger in diesem magischen Duell gegen sie einsetzen können, wäre sie jetzt besiegt, vielleicht tot…
»War der Machtanspruch der einzige Grund für dein Kommen?« fragte sie und gab ihm noch immer keine Chance, sich aufzurichten. Sie blockierte ihn mit gespreizten Fingern, aus denen Magie floß. Er konnte seine Kräfte nicht mobilisieren. Zudem waren sie ja eigentlich von gänzlich anderer Art und in dieser Form nicht für den Kampf geeignet. Ohne den Prydo war er fast hilflos gegen sie.
»Ja«, fauchte er.
»Dann ist es das beste, wenn du in deine eigene Welt zurückkehrst«, sagte sie. »Auf jeden Fall wirst du diesen Ort verlassen und niemals wieder hierher zurückkehren. Nun hebe dich hinfort.«
Sie trat zurück. Sie ließ ihn sich aufrichten, aber
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