0290 - Verhext, verflucht, getötet

Titel: 0290 - Verhext, verflucht, getötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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großen Stern. Und im Hintergrund des großen Raums hatte sich die Große einen hohen, aber durchaus bequemen Stuhl bauen lassen, der als Thron diente. Manchmal war es ganz nützlich, ihre Sonderstellung auch auf diese Weise herauszuheben.
    Sie ließ sich auf diesem Thron nieder und wartete. Im Siebenstern flimmerte es, die Linien flammten auf, und eine Gestalt, ebenfalls in Kutte und Maske, entstand aus dem Nichts. Der andere Große war gekommen, und in seiner Hand hielt er den Prydo . Die entzündeten Kerzen, die eine matte, kaum ausreichende Helligkeit verströmten, flackerten heftig, drohten zu erlöschen und brannten dann doch unruhig weiter.
    Ihr Flackern war kein gutes Omen. Etwas in Lilian Thorn krampfte sich zusammen.
    Der fremde Große verließ das Heptagramm und trat auf Lilian zu. Er hob den Prydo. »Seit wann ist es Sitte, daß eine Frau den Rang eines Großen innehat?« ertönte seine Stimme, durch die Maske etwas verzerrt.
    Sie erschrak. Woher wußte er das? Er kannte sie doch nicht, und bei Zusammenkünften war es noch niemandem aufgefallen. Die weite Kutte verbarg die Formen ihres knabenhaft schlanken Körpers, und ihre Stimme war von Natur aus tief und etwas rauchig - sie hatte sie immer nur unwesentlich verstellen müssen, um ihr Geschlecht erfolgreich verbergen zu können. Der hier aber wußte Bescheid! Das machte sie unsicher.
    »Seit wann ist es Sitte, daß ein Besucher nicht zu erklären braucht, woher er kommt und was sein Begehr ist?« gab sie mit drohender Stimme zurück. Sie kämpfte gegen ihre Unsicherheit an. Den schlimmsten Schock versetzte ihr der Prydo. Der Stab war keine Imitation. Er lebte und war auf seinen Besitzer verschlüsselt und gab ihm gigantische Macht!
    »Ich bin kein Besucher - ich bin ein Herrscher und erhebe Anspruch auf diesen Thron. Mir wird die Sekte dieser Ebene gehorchen, nicht länger dir. Erhebe dich von deinem Platz, und huldige mir.«
    »Ich denke nicht daran. Woher du kamst, dorthin kannst du auch wieder gehen«, sagte sie schroff. »Niemand hat dich gerufen, niemand braucht dich hier.«
    »Die Sekte braucht mich. Tief muß sie gefallen sein, daß eine Frau als Große geduldet wird. Aus dem Thron und in den Staub mit dir!«
    Er sprach ruhig und kalt, völlig siegessicher. Lilian wußte, daß er es ernst meinte. Etwas Ungeheuerliches geschah, was einmalig in der Geschichte des Universums war. Ein Großer versuchte, einen anderen zu bekämpfen, ihm seinen Rang streitig zu machen. Das war unmöglich - und doch geschah es jetzt.
    »Kehre um!« wiederholte Lilian Thorn.
    Der Prydo bewegte sich in ihre Richtung, zielte auf sie. »Zum letzten Mal, Weib…«
    Da griff sie an. Da schlug sie zu und jagte ihre Hexenkraft dem Fremden entgegen, um ihn zu vernichten!
    Ein erbitterter magischer Kampf entbrannte in dem unterirdischen Versammlungssaal…
    ***
    Es dauerte eine Weile, bis Zamorra wieder zu sich kam. Aber dann kam das Erwachen so abrupt wie der Zusammenbruch. Er sah sich um, schüttelte sich, als könne er dadurch die Benommenheit von sich abschleudern wie der Hund die Wassertropfen.
    »Was war los, Chéri?« fragte Nicole besorgt.
    Zamorra schwang die Beine von der Couch, auf die die anderen ihn gelegt hatten. Auf dem Wohnzimmertisch sah er den kleinen Dhyarra-Kristall liegen, der so harmlos aussah und doch über gewaltige Kräfte verfügte.
    »Der Kristall spinnt!« behauptete er.
    Nicole glitt neben ihn, schmiegte sich an ihn und küßte ihn, erleichtert, daß ihm wohl weiter nichts passiert war. Bei magischen Phänomenen mußte man immerhin mit allem rechnen… »Wieso das?« wollte sie wissen.
    »Dem Kristall nach befindet sich Ted Ewigk - oder zumindest sein Dhyarra - in unmittelbarer Nähe. Deshalb auch der magische Schlag, der mich niederstreckte. Ich war auf eine größere Entfernung vorbereitet und hatte entsprechend ›kraftvoll‹ gesucht. Teds Kristall reflektierte die Energie, wie auch ein Radarstrahl zurückgeworfen wird - und irgendwie hat mich die volle Kraft ungeschwächt wieder erreicht und erwischt. Entweder ist mein Kristall in eine Art Falle getappt, oder…«
    »Oder?«
    »Teds Dhyarra befindet sich hier in London.«
    »Du spinnst! Wie soll er hierherkommen? Dein Gegner steckt in Deutschland…«, behauptete Kerr.
    »Und wenn er da nicht mehr ist…, sondern hier? Denn ich habe es eigentlich noch nie erlebt, daß Dhyarra-Kristalle sich täuschen oder getäuscht werden können. Außer durch einen stärkeren Kristall.«
    »Vielleicht hat dein